ISBN | 3936480087 | |
Autor | Mike Mignola | |
Verlag | Cross Cult | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 140 | |
Erscheinungsjahr | 2006 | |
Extras | gebundene Ausgabe |
Kurz bevor Trevor Bruttenholm, Hellboys Ziehvater, ermordet wird, vertraut er seinem dĂ€monischen Sohn ein Geheimnis an: Als junger Mann nahm er an der berĂŒhmten Cavendish-Expedition ins ewige Eis teil. Dort fanden die Teilnehmer, verborgen in KĂ€lte und Dunkelheit, die riesige Statue eines namenlosen, auĂerirdischen Gottes. Bruttenholm ĂŒberlebte damals als einziger diese Begegnung.
Doch die Vergangenheit scheint nun nicht nur den alten Mann eingeholt zu haben, auch Hellboy muss sich eines geheimnisvollen, froschköpfigen Angreifers erwehren, der ĂŒber lĂ€hmende KrĂ€fte verfĂŒgt. Nachdem er das Froschmonster besiegt hat, entschlieĂt sich der höllische Ermittler, der Sache nachzugehen.
Zusammen mit Dr. Abe Sapien und Elizabeth Sherman reist er nach Cavendish Hall. Dort in den alten GemĂ€uern kommen sie einem RĂ€tsel auf die Spur, von dessen EntschlĂŒsselung nicht mehr und nicht weniger als der Untergang der Zivilisation abhĂ€ngt. WĂ€hrend die Ermittler um ihr Ăberleben und das der Welt kĂ€mpfen, erfĂ€hrt Hellboy etwas ĂŒber seine Vergangenheit und seine angebliche Bestimmung.
Mike Mignola gehört - sicherlich nicht zuletzt wegen der Hellboy-Verfilmungen - zu jenen wenigen kommerziell erfolgreichen US-amerikanischen Comic-KĂŒnstlern, deren (mittlerweile) unverwechselbares, âkantigesâ Artwork sogar auĂerhalb des Hardcore-Fandoms fĂŒr Wiedererkennungserlebnisse sorgt.
Wie kaum ein anderer Zeichner beherrscht er die Kunst, durch das Setzen von schwarzen FlĂ€chen und die Reduktion auf das Wesentliche, an die Imaginationskraft des Lesers zu appellieren, FreirĂ€ume zu schaffen, die der Rezipient selbst ausfĂŒllen muss.
Insofern ist es mehr als konsequent - tatsĂ€chlich ist es lange ĂŒberfĂ€llig -, dass Mignolas ureigenste Serie, Hellboyâ, endlich in SchwarzweiĂ neu aufgelegt wird. Und wenn wir von SchwarzweiĂ reden, dann heiĂt das selbstverstĂ€ndlich, dass das Artwork genau zwei Helligkeitsstufen besitzt: Schwarz und WeiĂ! Nuancen oder Grautöne, die das gewöhnliche SchwarzweiĂ-Comic auszeichnen, sind nicht nur etwas fĂŒr Weicheier, sondern sie nĂ€hmen eben jene Spannung, die aus dem Kontrast und der Unbestimmtheit erwĂ€chst.
Mignolas Zeichnungen besitzen ob dieses Vorgehens einen geradezu scherenschnitthaften Charakter. WĂ€hrend man jedoch in der Psaligraphie versucht, sich durch ein hohes MaĂ an Detailreichtum und ânatĂŒrlichenâ, oft weichen Silhouetten einer vorgegebenen âRealitĂ€tâ anzunĂ€hern, geht Mignola quasi den entgegengesetzten Weg. Er reduziert die Formen und Umrisse soweit, dass innerhalb der Story unterschiedlichste RealitĂ€ten möglich werden.
Der Ansatz, grafisch auf das Explizite so weit wie möglich zu verzichten, schafft in Verbindung mit einer Story, deren Elemente - Nazis, Tentakelmonster, amphibienhafte Humanoide - einen unverkennbaren und vom Autor auch nicht verleugneten Pulp-Charakter aufweisen, eine cthuloide AtmosphĂ€re, die eines H.P.Lovecrafts wĂŒrdig ist.
Dass die Geschichte trotz der trashigen Zutaten niemals ins LĂ€cherliche abgleitet, liegt im Wesentlichen in der Figur Hellboys begrĂŒndet. Er begegnet den mannigfaltigen Herausforderungen mit einer âcharmantenâ Mischung aus âWenn es denn sein sollâ-Fatalismus und trotziger âIch hab die Schnauze vollâ-Auflehnung, wobei er sich als Freund sparsamer Worte, Ă€tzender Ironie und beiĂenden Sarkasmusâ erweist.
In Bezug auf Aufmachung und Gestaltung des Tradepaperbacks hat der Cross-Cult-Verlag ein Referenzprodukt geschaffen, an dem sich jeder Hardcover-Band messen lassen muss. Ein ledergeprĂ€gter Einband, hochwertiges, schweres Papier, ein exzellenter Druck sowie ein informativer redaktioneller Teil machen âSaat der Zerstörungâ zu einem Highlight jeder Comic-Sammlung, auch wenn das ungewöhnliche A5-Format ordnungszwangsgestörten Ăstheten Unwohlsein bereiten könnte.
FĂŒr eine kleine KuriositĂ€t oder besser AbsurditĂ€t am Rande sorgt die deutsche Zensur - wertfreier: die deutsche Rechtsetzung: mit Akribie mussten die Hakenkreuze der US-Originale in der deutschen Fassung in kleine, quadratische, fensterĂ€hnliche Symbole umgestaltet werden. Dem Cross-Cult-Verlag sollte man allerdings keinen Vorwurf machen, denn bei aller Freiheit der Kunst und aller Prinzipienreiterei darf man nicht vergessen, dass angesichts der BlĂŒten, welche die deutsche Rechtsprechung zuweilen treibt, das Risiko einer Indizierung oder eines Verbotes gerade bei so aufwendig produzierten Publikationen fĂŒr einen relativ kleinen Verlag schlichtweg untragbar ist.
Fazit: Eine wahrhaft cthuloide AtmosphĂ€re als Synergieeffekt von Artwork und Story. FĂŒr jeden Fan gediegenen Horrors ein Muss.
geschrieben am 05.05.2008 | 598 Wörter | 4053 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen