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Niemalsland


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Rezension von

Frank Drehmel

Niemalsland Richard Mayhew fĂŒhrt ein durch und durch bĂŒrgerliches Leben. Der grĂ¶ĂŸte Teil der Aufmerksamkeit des kleinen BĂŒroangestellten gilt seiner Verlobten Jess, einer nicht nur Ă€ußerlich eher spröden Frau; darĂŒber hinaus bestimmt ein gewisse Tristesse sein tĂ€gliches Einerlei. Diese Situation Ă€ndert sich schlagartig als er ein merkwĂŒrdig gekleidetes MĂ€dchen -Door- verletzt auf der Straße findet, sie zu sich mit nach Hause nimmt und ihr dabei hilft, in ihre Welt unter London, gleich “neben” unserer “RealitĂ€t” zurĂŒckzukehren. Von dem Zeitpunkt an nehmen ihn die Menschen in seiner eigenen “Wirklichkeit” nicht mehr wahr, sodass er wohl oder ĂŒbel gezwungen ist, Door in ihr Reich nachzufolgen. Dort erwarten Richard die wundersamsten Gestalten: der Marquis de Carabas, dessen Gesicht einer vollkommen schwarzen FlĂ€che nur mit Augen und Mund gleicht und der sein Leben in einer kleinen Schachtel aufbewahrt, die legendĂ€re KĂ€mpferin Hunter, die sich in die Dienste des Meistbietenden stellt, ein leibhaftiger Engel namens Islington, die beiden sadistischen Killer Mr. Vandemar und Mr. Croup und viele, viele andere mehr. Da Richard sich in Doors Welt verloren vorkommt, sein altes Leben zurĂŒckwĂŒnscht und in dem MĂ€dchen seine einzige Hoffnung auf eine heile, bĂŒrgerliche Existenz sieht, folgt er ihr gezwungenermaßen auf ihrer Reise durch die “Anderswelt”. Begleitet von Freunden und VerbĂŒndeten, gejagt von Vandemar und Croup, die sich die besondere FĂ€higkeit der jungen Frau, jede TĂŒr -auch solche in andere Welten- öffnen zu können, zu Nutze machen wollen, suchen Richard und das MĂ€dchen nach einer Antwort auf die Fragen, wer aus welchem Grunde Doors gesamte Familie ausgelöscht hat. Vielen Lesern dĂŒrfte Glenn Fabry in erster Linie als kongenialer Cover-Artist der Hellblazer- und Preacher-Comics bekannt sein. Dass sein Oeuvre wesentlich vielseitiger ist, beweist er in Niemalsland (erneut) mit stimmungsvollen Zeichnungen. Erscheint sein Stil zunĂ€chst eher unspektakulĂ€r konventionell, so schaffen die klaren, aber dennoch sehr detailreichen, Ă€ußerst ausdrucksstarken Figuren und HintergrĂŒnde in Verbindung mit der krĂ€ftigen, auch vor KomplementĂ€rkontrasten nicht zurĂŒckschreckenden Kolorierung der Hories ĂŒberhaupt erst den Raum fĂŒr die Entfaltung der mĂ€rchenhaften Story Careys und Gaimans. Fabrys eindeutiges Artwork macht die Entwicklungen, die Einmaligkeiten und Ver(w)irrungen der phantastischen Welt in einem Maße und mit einer Leichtigkeit visuell nachvollziehbar, von der die Grim&Gritty-Fraktion unter den Zeichnern mit ihren oft barock ĂŒberladenen Bildern oder die ReprĂ€sentanten eines egozentrisch “expressionistischen” und/oder skizzenhaften Stils nur trĂ€umen können. Doch obgleich sich der Zeichner in den Dienst des Skripts stellt, bleibt seine eigene Handschrift unverkennbar, welche vor allem in der Physiognomie der Charaktere zu Tage tritt und eine reichhaltige Palette mimischer Ausdrucksmöglichkeiten bereit hĂ€lt. Ist das Artwork schon exzellent, so steht Mike Careys Adaption der Roman-Vorlage in nichts nach. Der Autor bringt uns Neil Gaimans -im wahrsten Sinne des Wortes- wundervolle, mĂ€rchenhafte, in Teilen auch kafkaeske Geschichte nahe, ohne sie ihres Zaubers zu berauben. Wie Lewis Carolls Alice folgt Richard seinem “weißen Kaninchen” -Door- in eine bizarre, absurde Welt, in der ihm seine Erfahrungen mit dem, was er bisher fĂŒr “die RealitĂ€t” hielt, nicht weiterhelfen und in der er sich erst zurecht findet, als er das Absurde, das Magische akzeptiert. Eine weitere Parallele zu Caroll sind die satirischen Elemente, das Augenzwinkern, mit dem die Autoren Gaiman und Carey ihre Gegenwart kommentieren. Und wenn Richard in die Gesellschaft der Heimatlosen, der Verlorenen, der Verwirrten, der kleinen Gauner, der gefallenen Helden und der Underdogs abtaucht, dann durchzieht auch ein Hauch von Charles Dickens -gerade in Verbindung mit den grandiosen Zeichnungen- diese mitreißende Story. Allerdings tĂ€te man Gaiman und Carey Unrecht, wĂŒrde man ihnen solcherlei Ähnlichkeiten vorhalten, denn Niemalsland bleibt eine Schöpfung voller skurriler Ideen mit ureigenstem Charme und Zauber. Fazit: Ein atmosphĂ€risch grandioser Comic, der den Leser tief in eine bizarre, mĂ€rchenhafte Welt eintauchen lĂ€sst. Ein Must-Have fĂŒr jeden “anspruchsvollen” Comic-Fan!

Richard Mayhew fĂŒhrt ein durch und durch bĂŒrgerliches Leben. Der grĂ¶ĂŸte Teil der Aufmerksamkeit des kleinen BĂŒroangestellten gilt seiner Verlobten Jess, einer nicht nur Ă€ußerlich eher spröden Frau; darĂŒber hinaus bestimmt ein gewisse Tristesse sein tĂ€gliches Einerlei.

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Diese Situation Ă€ndert sich schlagartig als er ein merkwĂŒrdig gekleidetes MĂ€dchen -Door- verletzt auf der Straße findet, sie zu sich mit nach Hause nimmt und ihr dabei hilft, in ihre Welt unter London, gleich “neben” unserer “RealitĂ€t” zurĂŒckzukehren. Von dem Zeitpunkt an nehmen ihn die Menschen in seiner eigenen “Wirklichkeit” nicht mehr wahr, sodass er wohl oder ĂŒbel gezwungen ist, Door in ihr Reich nachzufolgen.

Dort erwarten Richard die wundersamsten Gestalten: der Marquis de Carabas, dessen Gesicht einer vollkommen schwarzen FlÀche nur mit Augen und Mund gleicht und der sein Leben in einer kleinen Schachtel aufbewahrt, die legendÀre KÀmpferin Hunter, die sich in die Dienste des Meistbietenden stellt, ein leibhaftiger Engel namens Islington, die beiden sadistischen Killer Mr. Vandemar und Mr. Croup und viele, viele andere mehr.

Da Richard sich in Doors Welt verloren vorkommt, sein altes Leben zurĂŒckwĂŒnscht und in dem MĂ€dchen seine einzige Hoffnung auf eine heile, bĂŒrgerliche Existenz sieht, folgt er ihr gezwungenermaßen auf ihrer Reise durch die “Anderswelt”.

Begleitet von Freunden und VerbĂŒndeten, gejagt von Vandemar und Croup, die sich die besondere FĂ€higkeit der jungen Frau, jede TĂŒr -auch solche in andere Welten- öffnen zu können, zu Nutze machen wollen, suchen Richard und das MĂ€dchen nach einer Antwort auf die Fragen, wer aus welchem Grunde Doors gesamte Familie ausgelöscht hat.

Vielen Lesern dĂŒrfte Glenn Fabry in erster Linie als kongenialer Cover-Artist der Hellblazer- und Preacher-Comics bekannt sein. Dass sein Oeuvre wesentlich vielseitiger ist, beweist er in Niemalsland (erneut) mit stimmungsvollen Zeichnungen. Erscheint sein Stil zunĂ€chst eher unspektakulĂ€r konventionell, so schaffen die klaren, aber dennoch sehr detailreichen, Ă€ußerst ausdrucksstarken Figuren und HintergrĂŒnde in Verbindung mit der krĂ€ftigen, auch vor KomplementĂ€rkontrasten nicht zurĂŒckschreckenden Kolorierung der Hories ĂŒberhaupt erst den Raum fĂŒr die Entfaltung der mĂ€rchenhaften Story Careys und Gaimans.

Fabrys eindeutiges Artwork macht die Entwicklungen, die Einmaligkeiten und Ver(w)irrungen der phantastischen Welt in einem Maße und mit einer Leichtigkeit visuell nachvollziehbar, von der die Grim&Gritty-Fraktion unter den Zeichnern mit ihren oft barock ĂŒberladenen Bildern oder die ReprĂ€sentanten eines egozentrisch “expressionistischen” und/oder skizzenhaften Stils nur trĂ€umen können. Doch obgleich sich der Zeichner in den Dienst des Skripts stellt, bleibt seine eigene Handschrift unverkennbar, welche vor allem in der Physiognomie der Charaktere zu Tage tritt und eine reichhaltige Palette mimischer Ausdrucksmöglichkeiten bereit hĂ€lt.

Ist das Artwork schon exzellent, so steht Mike Careys Adaption der Roman-Vorlage in nichts nach. Der Autor bringt uns Neil Gaimans -im wahrsten Sinne des Wortes- wundervolle, mÀrchenhafte, in Teilen auch kafkaeske Geschichte nahe, ohne sie ihres Zaubers zu berauben.

Wie Lewis Carolls Alice folgt Richard seinem “weißen Kaninchen” -Door- in eine bizarre, absurde Welt, in der ihm seine Erfahrungen mit dem, was er bisher fĂŒr “die RealitĂ€t” hielt, nicht weiterhelfen und in der er sich erst zurecht findet, als er das Absurde, das Magische akzeptiert. Eine weitere Parallele zu Caroll sind die satirischen Elemente, das Augenzwinkern, mit dem die Autoren Gaiman und Carey ihre Gegenwart kommentieren. Und wenn Richard in die Gesellschaft der Heimatlosen, der Verlorenen, der Verwirrten, der kleinen Gauner, der gefallenen Helden und der Underdogs abtaucht, dann durchzieht auch ein Hauch von Charles Dickens -gerade in Verbindung mit den grandiosen Zeichnungen- diese mitreißende Story. Allerdings tĂ€te man Gaiman und Carey Unrecht, wĂŒrde man ihnen solcherlei Ähnlichkeiten vorhalten, denn Niemalsland bleibt eine Schöpfung voller skurriler Ideen mit ureigenstem Charme und Zauber.

Fazit: Ein atmosphĂ€risch grandioser Comic, der den Leser tief in eine bizarre, mĂ€rchenhafte Welt eintauchen lĂ€sst. Ein Must-Have fĂŒr jeden “anspruchsvollen” Comic-Fan!

geschrieben am 16.09.2007 | 605 Wörter | 3774 Zeichen

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