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Hellgate London: Exodus


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Informationen zum Buch
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  Buchreihe
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  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Exodus “Hellgate London - Exodus” ist im Jahre 2020 angesiedelt und soll die Vorgeschichte des gleichnamigen, im Jahre 2038 spielenden RPG-Ego-Shooters aus dem Hause “Flagship Studios” erzählen; fast gleichzeitig mit der deutschen Veröffentlichung ist bei Panini ein Comic-Band erschienen, der zum Teil chronologisch unmittelbar vor den hier geschilderten Ereignissen spielt, zum Teil sehr viel später. Auf einem Selbstfindungstrip in Südafrika erfährt Templer-Aussteiger Simon Cross, dass London in der Nacht vor Allerheiligen von Dämonen überrannt worden sein soll. Das schlechte Gewissen und die Sorge um seinen Vater, der -wie auch die übrigen Templer- aller Wahrscheinlichkeit nach, den Angriff der höllischen Heerscharen nicht überlebt haben dürfte, treibt ihn zurück in seine Heimat, nach England. Auf seiner Reise ohne Wiederkehr wird er von der geheimnisvollen Leah begleitet, einer jungen Frau, die er in Afrika kennenlernte. Trotz einiger Begegnungen mit den gefährlichen Widersachern erreichen Simon und Leah unbeschadet die besetzte englische Metropole. Hier stellt sich heraus, dass sein Vater sowie die meisten der Ordensbrüder tatsächlich den Heldentod gestorben sind und eine kleine Schar Überlebender nun im Untergrund der Stadt verzweifelt nach einer Waffe gegen die Dämonen sucht. Während Simon um seine Position und Rehabilitation in der Organisation kämpfen muss, plagen den guten Warren Schimmer ganz andere Sorgen. Auf der Suche nach Nahrung durchstreift er die verfallenen, verlassenen Gebäude der Stadt. Während einer Begegnung mit einem der Höllenwesen treten seine besonderen psychischen Kräfte offen zu Tage. Dieses bleibt den Kabbalisten -Magier, welche arkane Kräfte im Kampf gegen die Dämonen einsetzen- nicht verborgen. Diese Menschen versuchen daraufhin, den verstörten Warren für ihren magischen Kampf gegen die Höllenbestien zu gewinnen. Als ein Beschwörungsversuch in Anwesenheit Warrens total fehlschlägt, wird der junge Mann von einem der Dämonenlords “gezeichnet”. Nicht nur, dass er dadurch körperliche Veränderungen erfährt, fortan muss er auch um seine geistige Gesundheit ringen. Es gibt Autoren, die bringen den Leser dazu, nach Hintergrundinformationen über die zu Grunde liegende Spielewelt regelrecht zu lechzen – als Beispiel hierfür mag (um im Genre zu bleiben) Bernd Frenz mit seinem Roman “S.T.A.L.K.E.R. – Inferno” herhalten. Mel Odom beschreitet in “Hellgate London -Exodus” bedauerlicherweise genau den entgegengesetzten Weg. Zu Beginn jeder Seite betet man schon fast darum, er möge uns mit weiteren Erklärungen für das Roman-Geschehen verschonen, weil uns jede Behauptung weiter von dem entfernt, was wir als real oder wenigstens möglich begreifen können. Nun, manchmal hilft das Beten, oft genug aber nicht. Wenn Tausende von Templern (deren Orden von Philipp IV einstmals deshalb ausgelöscht werden sollte, weil die Typen einen gefundenen Dämon der Welt vorstellen wollten – wohlgemerkt zu einer Zeit, da in der breiten Bevölkerung kein Zweifel an der Existenz solcher Wesen bestand – ) seit dem Bestehen der Londoner U-Bahn unter selbiger durch geheime Gänge krauchen, dort riesige Laboratorien und Trainingsräume betreiben sollen, dann kräuseln sich selbst semi-gebildeten Leser mehr als nur die Fußnägel ob dieses absurden Szenarios. Schlüssig ist immerhin, dass die Blechmänner voll auf Palladium-Legierungen abfahren; das liegt – wie man fälschlicherweise meinen möchte – allerdings nicht daran, dass das Wort so ähnlich wie “Paladin” klingt, sondern daran, dass die kühnen Streiter/innen üblicherweise nur untereinander heiraten, da es mit den ignoranten Oberweltlern nichts als Ärger gibt. Ein degenerierter Genpool ist eben nicht immer vorteilhaft! Für eben diese These scheint auch zu sprechen, dass die Ritter-Rüstungs-Fetischisten trotz langwierigen Kampftrainings dem Durchschnitts-Dämon kaum mehr Widerstand entgegensetzen als eine Dose Corned-Beef. Doch die Templer sind nur eine Fraktion. Vergessen wir nicht die Kabbalisten und den Ultra-Böse-Club. Über die Magie-Fuzzis erfahren wir, dass sie irgendwoher irgendwelche arkanen Energien irgendwie akkumulieren, mit den Mystikern der Jüdischen Kabbala-Tradition allerdings nichts zu tun haben, sondern einfach nur den Namen cool finden. Zudem veranstalten sie lustige Standard-Beschwörungs-Rituale -oft in Gruppen und regelmäßig mit selbstmörderischem Ausgang-, in Folge derer sie mehr über ihren Widersacher -den Dämon an sich- zu erfahren hoffen. Dieser Widersacher wiederum, in dessen Augen öfter mal eine diabolische Intelligenz grün glimmert, ist qua Tradition bestrebt, Pi mal Daumen ein Milliarde Geschöpfe abzuschlachten (ich persönlich würde mich für Ameisen entscheiden, denn das bringt schneller “Masse” als vereinzelte Teetrinker), um in der Hierarchie des Wo-auch-immer zum Aufsichtsrat-Mitglied aufzusteigen. Zwischenfazit: Nicht ein einziger innovativer Gedanke zeichnet Hintergrund bzw. Roman-Handlung aus und ein kruder Mix aus absurden, hirnrissigen, blödsinnigen Unoriginalitäten hält sicher keine Story zusammen, sondern erzeugt allenfalls Hirnsausen. In diesem Zusammenhang ist interessant, was Mel Odom uns verschweigt – jedenfalls bis Seite 450 (ab dort war mir der Ausgang der Geschichte liebeegal). Zunächst erfahren wir nichts über den deprimierenden Untergang der glorreichen British Army, Royal Air Force und Royal Navy. Die britischen Streitkräfte in einem Nebensatz für vernichtet zu erklären, klingt mehr als nur lächerlich, denn die Soldaten dürften kaum mit Wattebäuschen bewaffnet und in Tangas gekleidet zur Schlachtbank gezogen sein (auch wenn so etwas in einigen Kompanien zum Standardvorgehen im Mann-gegen-Mann-Kampf gehören soll). Über die Dämonen erfahren wir außer einigen beinharten Namen – Blutengel, Darkspawn-Trooper, Ravager, Gremlin, Carnagor, etc.- und beliebig wirkenden physischen Details – Schwingen, Klauen, Zähne, Augen, Nase, Ohren, Mund .... – nichts Tiefgründiges oder Erhellendes. Woher kommen sie, was wollen sie, wie sind sie organisiert, usw? Insbesondere ihre Maxime “Her mit mit den kleinen Engländern” und das Verschmähen von Kontinentaleuropäern als Happahappa geben Anlass zu Spekulationen: besteht da ein Zusammenhang zur teuflisch guten englischen Küche? Woher die Templer ihre geilen – aber letztlich nutzlosen – Hi-Tech-Waffen und Helmdisplays -H.U.D. genannt- haben, weshalb sie wie dereinst der kühne Siegfried ihre Schwerter im Schweiße ihres Angesichtes selbst schmieden und sich die Rüstungen auf den eigenen Leib zimmern müssen, darf sich der interessierte Leser – wie vieles andere auch – aus dem Zwischennetz saugen, wenn er es denn für wichtig genug hält. Kurz und schlecht: das Fehlen einer Vorgeschichte zu dieser Vorgeschichte zu dem Computer-Spiel ist gerade für jene Leser eine ärgerliche Angelegenheit, die keinen Bock darauf haben, im WWW nach belastbareren Informationen zu suchen, um sie in der Regel auch dort nicht zu finden. Wenn schon Story und Hintergrund in die große graue Tonne gehören, wie sieht es auf Seiten der Charaktere aus, wie mit der Atmosphäre? Nunja ... Anfangs gelingt es dem Autor recht gut, eine dem Setting angemessen postapokalyptische, düstere Stimmung zu erzeugen. Später jedoch nehmen ödes Hack’n’Slay sowie Simon-Beziehungskisten-Gelaber der düsteren Atmosphäre einen Großteil ihrer Kraft und lassen unweigerlich den Eindruck entstehen, dass der gesamte Hintergrund tatsächlich zu dünn ist, um diese 500-Seiten lange Geschichte zu tragen, sodass Odom entstehende Löcher mit langweiligem Füllmaterial zu stopfen versucht. Auf Seiten der Charaktere lassen sich Licht und – leider – sehr viel mehr Schatten ausmachen. Simon Cross wird – man mag es kaum glauben – interessant eingeführt, verkümmert aber später zu einem wandelnden Klischee/Stereotyp, reiht sich also nahtlos in die Phalanx der zahllosen Blechmänner und Kabbalisten ein, für die sich im Grunde niemand interessiert, weil sie so unoriginell gestaltet sind. In dieser grauen Masse stellt einzig Warren Schimmer einen Lichtblick dar. Diese Figur ist ambivalent (stark und schwach zugleich, Täter und Opfer), vielschichtig und menschlich. Warren versucht einfach nur, zu überleben, und verstrickt sich dabei immer tiefer in die korrumpierenden Machschaften der fiesen Höllenviecher. Da sich vom formalen Aufbau her Simon- und Warren-Episoden zwar abwechseln, die beiden Handlungsbögen jedoch kaum miteinander verbunden sind, mein Rat: überblättert das Simon-Gedöns und macht das Beste aus der Warren-Story. Fazit: Ein nahezu perfekt hirnrissiger Hintergrund und deutliche Längen innerhalb der Story machen Odoms Roman lediglich für jene Hardcore-Fans empfehlenswert, die der ehrlichen Überzeugung sind, dass eine glaubwürdige Handlung und interessante Charaktere für ein RPG mit Ego-Shooter-Elementen überflüssig sind; Hauptsache, es knallt!

“Hellgate London - Exodus” ist im Jahre 2020 angesiedelt und soll die Vorgeschichte des gleichnamigen, im Jahre 2038 spielenden RPG-Ego-Shooters aus dem Hause “Flagship Studios” erzählen; fast gleichzeitig mit der deutschen Veröffentlichung ist bei Panini ein Comic-Band erschienen, der zum Teil chronologisch unmittelbar vor den hier geschilderten Ereignissen spielt, zum Teil sehr viel später.

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Auf einem Selbstfindungstrip in Südafrika erfährt Templer-Aussteiger Simon Cross, dass London in der Nacht vor Allerheiligen von Dämonen überrannt worden sein soll. Das schlechte Gewissen und die Sorge um seinen Vater, der -wie auch die übrigen Templer- aller Wahrscheinlichkeit nach, den Angriff der höllischen Heerscharen nicht überlebt haben dürfte, treibt ihn zurück in seine Heimat, nach England. Auf seiner Reise ohne Wiederkehr wird er von der geheimnisvollen Leah begleitet, einer jungen Frau, die er in Afrika kennenlernte.

Trotz einiger Begegnungen mit den gefährlichen Widersachern erreichen Simon und Leah unbeschadet die besetzte englische Metropole. Hier stellt sich heraus, dass sein Vater sowie die meisten der Ordensbrüder tatsächlich den Heldentod gestorben sind und eine kleine Schar Überlebender nun im Untergrund der Stadt verzweifelt nach einer Waffe gegen die Dämonen sucht.

Während Simon um seine Position und Rehabilitation in der Organisation kämpfen muss, plagen den guten Warren Schimmer ganz andere Sorgen. Auf der Suche nach Nahrung durchstreift er die verfallenen, verlassenen Gebäude der Stadt. Während einer Begegnung mit einem der Höllenwesen treten seine besonderen psychischen Kräfte offen zu Tage. Dieses bleibt den Kabbalisten -Magier, welche arkane Kräfte im Kampf gegen die Dämonen einsetzen- nicht verborgen. Diese Menschen versuchen daraufhin, den verstörten Warren für ihren magischen Kampf gegen die Höllenbestien zu gewinnen.

Als ein Beschwörungsversuch in Anwesenheit Warrens total fehlschlägt, wird der junge Mann von einem der Dämonenlords “gezeichnet”. Nicht nur, dass er dadurch körperliche Veränderungen erfährt, fortan muss er auch um seine geistige Gesundheit ringen.

Es gibt Autoren, die bringen den Leser dazu, nach Hintergrundinformationen über die zu Grunde liegende Spielewelt regelrecht zu lechzen – als Beispiel hierfür mag (um im Genre zu bleiben) Bernd Frenz mit seinem Roman “S.T.A.L.K.E.R. – Inferno” herhalten.

Mel Odom beschreitet in “Hellgate London -Exodus” bedauerlicherweise genau den entgegengesetzten Weg. Zu Beginn jeder Seite betet man schon fast darum, er möge uns mit weiteren Erklärungen für das Roman-Geschehen verschonen, weil uns jede Behauptung weiter von dem entfernt, was wir als real oder wenigstens möglich begreifen können. Nun, manchmal hilft das Beten, oft genug aber nicht.

Wenn Tausende von Templern (deren Orden von Philipp IV einstmals deshalb ausgelöscht werden sollte, weil die Typen einen gefundenen Dämon der Welt vorstellen wollten – wohlgemerkt zu einer Zeit, da in der breiten Bevölkerung kein Zweifel an der Existenz solcher Wesen bestand – ) seit dem Bestehen der Londoner U-Bahn unter selbiger durch geheime Gänge krauchen, dort riesige Laboratorien und Trainingsräume betreiben sollen, dann kräuseln sich selbst semi-gebildeten Leser mehr als nur die Fußnägel ob dieses absurden Szenarios.

Schlüssig ist immerhin, dass die Blechmänner voll auf Palladium-Legierungen abfahren; das liegt – wie man fälschlicherweise meinen möchte – allerdings nicht daran, dass das Wort so ähnlich wie “Paladin” klingt, sondern daran, dass die kühnen Streiter/innen üblicherweise nur untereinander heiraten, da es mit den ignoranten Oberweltlern nichts als Ärger gibt.

Ein degenerierter Genpool ist eben nicht immer vorteilhaft!

Für eben diese These scheint auch zu sprechen, dass die Ritter-Rüstungs-Fetischisten trotz langwierigen Kampftrainings dem Durchschnitts-Dämon kaum mehr Widerstand entgegensetzen als eine Dose Corned-Beef.

Doch die Templer sind nur eine Fraktion. Vergessen wir nicht die Kabbalisten und den Ultra-Böse-Club.

Über die Magie-Fuzzis erfahren wir, dass sie irgendwoher irgendwelche arkanen Energien irgendwie akkumulieren, mit den Mystikern der Jüdischen Kabbala-Tradition allerdings nichts zu tun haben, sondern einfach nur den Namen cool finden. Zudem veranstalten sie lustige Standard-Beschwörungs-Rituale -oft in Gruppen und regelmäßig mit selbstmörderischem Ausgang-, in Folge derer sie mehr über ihren Widersacher -den Dämon an sich- zu erfahren hoffen.

Dieser Widersacher wiederum, in dessen Augen öfter mal eine diabolische Intelligenz grün glimmert, ist qua Tradition bestrebt, Pi mal Daumen ein Milliarde Geschöpfe abzuschlachten (ich persönlich würde mich für Ameisen entscheiden, denn das bringt schneller “Masse” als vereinzelte Teetrinker), um in der Hierarchie des Wo-auch-immer zum Aufsichtsrat-Mitglied aufzusteigen.

Zwischenfazit: Nicht ein einziger innovativer Gedanke zeichnet Hintergrund bzw. Roman-Handlung aus und ein kruder Mix aus absurden, hirnrissigen, blödsinnigen Unoriginalitäten hält sicher keine Story zusammen, sondern erzeugt allenfalls Hirnsausen.

In diesem Zusammenhang ist interessant, was Mel Odom uns verschweigt – jedenfalls bis Seite 450 (ab dort war mir der Ausgang der Geschichte liebeegal). Zunächst erfahren wir nichts über den deprimierenden Untergang der glorreichen British Army, Royal Air Force und Royal Navy. Die britischen Streitkräfte in einem Nebensatz für vernichtet zu erklären, klingt mehr als nur lächerlich, denn die Soldaten dürften kaum mit Wattebäuschen bewaffnet und in Tangas gekleidet zur Schlachtbank gezogen sein (auch wenn so etwas in einigen Kompanien zum Standardvorgehen im Mann-gegen-Mann-Kampf gehören soll).

Über die Dämonen erfahren wir außer einigen beinharten Namen – Blutengel, Darkspawn-Trooper, Ravager, Gremlin, Carnagor, etc.- und beliebig wirkenden physischen Details – Schwingen, Klauen, Zähne, Augen, Nase, Ohren, Mund .... – nichts Tiefgründiges oder Erhellendes. Woher kommen sie, was wollen sie, wie sind sie organisiert, usw? Insbesondere ihre Maxime “Her mit mit den kleinen Engländern” und das Verschmähen von Kontinentaleuropäern als Happahappa geben Anlass zu Spekulationen: besteht da ein Zusammenhang zur teuflisch guten englischen Küche?

Woher die Templer ihre geilen – aber letztlich nutzlosen – Hi-Tech-Waffen und Helmdisplays -H.U.D. genannt- haben, weshalb sie wie dereinst der kühne Siegfried ihre Schwerter im Schweiße ihres Angesichtes selbst schmieden und sich die Rüstungen auf den eigenen Leib zimmern müssen, darf sich der interessierte Leser – wie vieles andere auch – aus dem Zwischennetz saugen, wenn er es denn für wichtig genug hält.

Kurz und schlecht: das Fehlen einer Vorgeschichte zu dieser Vorgeschichte zu dem Computer-Spiel ist gerade für jene Leser eine ärgerliche Angelegenheit, die keinen Bock darauf haben, im WWW nach belastbareren Informationen zu suchen, um sie in der Regel auch dort nicht zu finden.

Wenn schon Story und Hintergrund in die große graue Tonne gehören, wie sieht es auf Seiten der Charaktere aus, wie mit der Atmosphäre? Nunja ...

Anfangs gelingt es dem Autor recht gut, eine dem Setting angemessen postapokalyptische, düstere Stimmung zu erzeugen. Später jedoch nehmen ödes Hack’n’Slay sowie Simon-Beziehungskisten-Gelaber der düsteren Atmosphäre einen Großteil ihrer Kraft und lassen unweigerlich den Eindruck entstehen, dass der gesamte Hintergrund tatsächlich zu dünn ist, um diese 500-Seiten lange Geschichte zu tragen, sodass Odom entstehende Löcher mit langweiligem Füllmaterial zu stopfen versucht.

Auf Seiten der Charaktere lassen sich Licht und – leider – sehr viel mehr Schatten ausmachen. Simon Cross wird – man mag es kaum glauben – interessant eingeführt, verkümmert aber später zu einem wandelnden Klischee/Stereotyp, reiht sich also nahtlos in die Phalanx der zahllosen Blechmänner und Kabbalisten ein, für die sich im Grunde niemand interessiert, weil sie so unoriginell gestaltet sind. In dieser grauen Masse stellt einzig Warren Schimmer einen Lichtblick dar. Diese Figur ist ambivalent (stark und schwach zugleich, Täter und Opfer), vielschichtig und menschlich. Warren versucht einfach nur, zu überleben, und verstrickt sich dabei immer tiefer in die korrumpierenden Machschaften der fiesen Höllenviecher.

Da sich vom formalen Aufbau her Simon- und Warren-Episoden zwar abwechseln, die beiden Handlungsbögen jedoch kaum miteinander verbunden sind, mein Rat: überblättert das Simon-Gedöns und macht das Beste aus der Warren-Story.

Fazit: Ein nahezu perfekt hirnrissiger Hintergrund und deutliche Längen innerhalb der Story machen Odoms Roman lediglich für jene Hardcore-Fans empfehlenswert, die der ehrlichen Überzeugung sind, dass eine glaubwürdige Handlung und interessante Charaktere für ein RPG mit Ego-Shooter-Elementen überflüssig sind; Hauptsache, es knallt!

geschrieben am 06.09.2007 | 1230 Wörter | 7598 Zeichen

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