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Doomsday Clock


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Rezension von

Thomas Stumpf

Doomsday Clock „Doomsday Clock“ ist ein gut durchdachter Cross-over, die „Watchmen“ treffen auf das DC-Universum, Rorschach meets Batman. Hätte leicht auch schiefgehen können, denn „Watchmen“ ist einfach zu groß, zu wichtig. Manch einer wird vielleicht sogar sagen: unantastbar. Doch die Gratwanderung ist gelungen. Autor Geoff Johns hat sich viele Gedanken gemacht und ist respektvoll mit der 30 Jahre alten Vorlage umgegangen. Um diesen Comic vollständig zu verstehen, ist es unabdingbare Voraussetzung, zuvor „Watchmen“ von Alan Moore gelesen zu haben. Es ist ohnehin einer der einflussreichsten und besten Comics aller Zeiten und Pflichtlektüre für jeden Comicfan. Den hier aufzuarbeiten würde den Rahmen sprengen, jedenfalls aber wollte Ozymandias, der klügste Mensch der Welt, die Menschheit retten, indem er den verfeindeten Supermächten USA und Russland einen imaginären gemeinsamen Feind vorsetzt. Sein Plan war, dass die Nationen ihre Kriege stoppen und sich zusammenschließen gegen die äußere Bedrohung. Dafür war er bereit, Millionen Menschen sterben zu lassen. Danach sollte die Welt in Eintracht und Harmonie leben. Geistiger Unterbau war das auch im Comic erwähnte Buch „Futurum Zwei“ von B.F. Skinner, eine Utopie über eine aggressionslose Gesellschaft. Am Ende von „Watchmen“ jedenfalls verschwindet der gottgleiche und der Menschheit überdrüssige Dr. Manhattan aus dem bekannten Universum auf Nimmerwiedersehen. Und wo ist er gelandet? In einem uns sehr bekannten Paralleluniversum. „Doomsday Clock“ spielt einige Jahre nach „Watchmen“. Ozymandias Plan ist natürlich nicht aufgegangen und die politische Situation zwischen den USA und Russland ist eskaliert, ein Dritter Weltkrieg steht bevor, die Weltuntergangsuhr tickt wieder sehr laut. Rettung soll Dr. Manhattan bringen. Die „Watchmen“ kehren also zurück auf der Suche nach ihm, und landen daher ausgerechnet in Gotham. Dort trifft der völlig irre und unberechenbare Verbrecherjäger Rorschach auf den lokalen Verbrechensbekämpfer dieser Stadt: Batman. Und die beiden haben eine Menge gemeinsam. Die Figur des Rorschach zeigt viele Parallelen zu Batman, jedenfalls dem soziopathischen Batman aus Frank Millers „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“: Die Gewaltbereitschaft, der bedingungslose Kodex, die Haltung, über allem, vor allem über dem Gesetz zu stehen, die Kompromisslosigkeit und die hoffnungslose Düsternis der eigenen Existenz. „Doomsday Clock“ ist ein Wiedersehen mit dem Comedian, Rorschach, Ozymandias, Dr. Manhattan, Silk Spectre und Night Owl. Neben diesen alten und bekannten Figuren werden auch zwei neue Charaktere eingeführt, der Mime und die Marionette. Optisch fügen sich diese perfekt in die Welt der „Watchmen“ ein, der sie entsprungen sind. Ihre Fähigkeiten, vor allem die des Mimen, sind sehr interessant. Perfekte Arkham-Kandidaten. Wir erhaschen zwar einen kurzen Blick auf Metropolis und Clark Kent wird bereits in die Geschichte eingeführt, der auf dem Cover zu sehende Superman spielt in diesem Auftaktband aber noch keine Rolle. Natürlich kann man darüber streiten (ohne wohl je zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen), ob man nicht lieber die Finger von den „Watchmen“ lässt. Sie standen schon immer für sich, brauchen keine Anbindung, existieren in ihrem eigenen Kosmos. Bereits die „Before Watchmen“-Reihe ist nicht gut aufgenommen worden. Puristen werden auch um „Doomsday Clock“ einen großen Bogen machen. Das kann ich verstehen. Aber „Doomsday Clock“ ist keine Fortsetzung von „Watchmen“ und das will es auch gar nicht sein. Diesen Anspruch erhebt der Autor überhaupt nicht. Was mir hier wirklich sehr gut gefällt, ist, wie der Geist von „Watchmen“ eingefangen wird, und dass gerade nicht versucht wurde, alles auf den Kopf zu stellen. Erzählton und Rhythmus werden beibehalten, ebenso die markanten Stilmittel wie Zeitungsartikel, Anmerkungen und Kommentare aus dem Off. Der Comic lässt sich Zeit, die Story zu entwickeln. Dr. Manhattan ist natürlich ein dankbares Instrument, um die Schnittstelle zwischen den Universen zu ermöglichen. Das lässt die Geschichte organisch gewachsen wirken, es ist kein Cross-Over auf Biegen und Brechen. Gleichzeitig wird das Ganze behutsam mit dem DC-Universum verknüpft. Da dieses schon immer düsterer, härter und dreckiger war als z.B. das Marvel-Universum, passt das gut zusammen. Stilistisch knüpft „Doomsday Clock“ an „Watchmen“ an, schlägt aber zeichnerisch eine deutliche Brücke in das neuere DC-Universum. Das Artwork von Meisterzeichner Gary Frank ist einfach spektakulär und begeistert in jedem einzelnen Panel. Das ist einfach nur klasse und bewegt sich über dem durchschnittlichen Comic-Niveau. Für mich das Comic-Event des Jahres.

„Doomsday Clock“ ist ein gut durchdachter Cross-over, die „Watchmen“ treffen auf das DC-Universum, Rorschach meets Batman. Hätte leicht auch schiefgehen können, denn „Watchmen“ ist einfach zu groß, zu wichtig. Manch einer wird vielleicht sogar sagen: unantastbar. Doch die Gratwanderung ist gelungen. Autor Geoff Johns hat sich viele Gedanken gemacht und ist respektvoll mit der 30 Jahre alten Vorlage umgegangen.

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Um diesen Comic vollständig zu verstehen, ist es unabdingbare Voraussetzung, zuvor „Watchmen“ von Alan Moore gelesen zu haben. Es ist ohnehin einer der einflussreichsten und besten Comics aller Zeiten und Pflichtlektüre für jeden Comicfan. Den hier aufzuarbeiten würde den Rahmen sprengen, jedenfalls aber wollte Ozymandias, der klügste Mensch der Welt, die Menschheit retten, indem er den verfeindeten Supermächten USA und Russland einen imaginären gemeinsamen Feind vorsetzt. Sein Plan war, dass die Nationen ihre Kriege stoppen und sich zusammenschließen gegen die äußere Bedrohung. Dafür war er bereit, Millionen Menschen sterben zu lassen. Danach sollte die Welt in Eintracht und Harmonie leben. Geistiger Unterbau war das auch im Comic erwähnte Buch „Futurum Zwei“ von B.F. Skinner, eine Utopie über eine aggressionslose Gesellschaft. Am Ende von „Watchmen“ jedenfalls verschwindet der gottgleiche und der Menschheit überdrüssige Dr. Manhattan aus dem bekannten Universum auf Nimmerwiedersehen. Und wo ist er gelandet? In einem uns sehr bekannten Paralleluniversum.

„Doomsday Clock“ spielt einige Jahre nach „Watchmen“. Ozymandias Plan ist natürlich nicht aufgegangen und die politische Situation zwischen den USA und Russland ist eskaliert, ein Dritter Weltkrieg steht bevor, die Weltuntergangsuhr tickt wieder sehr laut. Rettung soll Dr. Manhattan bringen. Die „Watchmen“ kehren also zurück auf der Suche nach ihm, und landen daher ausgerechnet in Gotham. Dort trifft der völlig irre und unberechenbare Verbrecherjäger Rorschach auf den lokalen Verbrechensbekämpfer dieser Stadt: Batman. Und die beiden haben eine Menge gemeinsam. Die Figur des Rorschach zeigt viele Parallelen zu Batman, jedenfalls dem soziopathischen Batman aus Frank Millers „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“: Die Gewaltbereitschaft, der bedingungslose Kodex, die Haltung, über allem, vor allem über dem Gesetz zu stehen, die Kompromisslosigkeit und die hoffnungslose Düsternis der eigenen Existenz.

„Doomsday Clock“ ist ein Wiedersehen mit dem Comedian, Rorschach, Ozymandias, Dr. Manhattan, Silk Spectre und Night Owl. Neben diesen alten und bekannten Figuren werden auch zwei neue Charaktere eingeführt, der Mime und die Marionette. Optisch fügen sich diese perfekt in die Welt der „Watchmen“ ein, der sie entsprungen sind. Ihre Fähigkeiten, vor allem die des Mimen, sind sehr interessant. Perfekte Arkham-Kandidaten. Wir erhaschen zwar einen kurzen Blick auf Metropolis und Clark Kent wird bereits in die Geschichte eingeführt, der auf dem Cover zu sehende Superman spielt in diesem Auftaktband aber noch keine Rolle.

Natürlich kann man darüber streiten (ohne wohl je zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen), ob man nicht lieber die Finger von den „Watchmen“ lässt. Sie standen schon immer für sich, brauchen keine Anbindung, existieren in ihrem eigenen Kosmos. Bereits die „Before Watchmen“-Reihe ist nicht gut aufgenommen worden. Puristen werden auch um „Doomsday Clock“ einen großen Bogen machen. Das kann ich verstehen.

Aber „Doomsday Clock“ ist keine Fortsetzung von „Watchmen“ und das will es auch gar nicht sein. Diesen Anspruch erhebt der Autor überhaupt nicht. Was mir hier wirklich sehr gut gefällt, ist, wie der Geist von „Watchmen“ eingefangen wird, und dass gerade nicht versucht wurde, alles auf den Kopf zu stellen. Erzählton und Rhythmus werden beibehalten, ebenso die markanten Stilmittel wie Zeitungsartikel, Anmerkungen und Kommentare aus dem Off. Der Comic lässt sich Zeit, die Story zu entwickeln. Dr. Manhattan ist natürlich ein dankbares Instrument, um die Schnittstelle zwischen den Universen zu ermöglichen. Das lässt die Geschichte organisch gewachsen wirken, es ist kein Cross-Over auf Biegen und Brechen. Gleichzeitig wird das Ganze behutsam mit dem DC-Universum verknüpft. Da dieses schon immer düsterer, härter und dreckiger war als z.B. das Marvel-Universum, passt das gut zusammen.

Stilistisch knüpft „Doomsday Clock“ an „Watchmen“ an, schlägt aber zeichnerisch eine deutliche Brücke in das neuere DC-Universum. Das Artwork von Meisterzeichner Gary Frank ist einfach spektakulär und begeistert in jedem einzelnen Panel. Das ist einfach nur klasse und bewegt sich über dem durchschnittlichen Comic-Niveau. Für mich das Comic-Event des Jahres.

geschrieben am 07.05.2019 | 671 Wörter | 4004 Zeichen

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