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Palast der Finsternis


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Thomas Stumpf

Palast der Finsternis „Palast der Finsternis“ ist ein interessanter Roman, der aus zwei Handlungssträngen besteht. Fünf Jugendliche aus Amerika – Anouk, Will, Jules, Hayden und Lilly – werden eingeladen, nach Paris zu kommen, um bei der Erkundung eines kürzlich entdeckten, seit Jahrhunderten verschollenen und schon als bloße Legende geltenden unterirdischen Palasts mitzuwirken. Der Schmetterlingspalast soll eine prächtigere, gigantischere Version des Palasts von Versailles sein, nur eben unter der Erde. Die fünf sind sehr intelligente Privatschüler aus reichem Hause und freuen sich auf ein Abenteuer in Frankreich. Anouk, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, hat kein großes Interesse an den anderen Gleichaltrigen. Sie ist abweisend und zickig und hegt einen tiefen Groll gegen ihre Adoptiveltern. Seitdem diese doch noch ein eigenes Kind bekommen haben, wird Anouk im Hause quasi unsichtbar und zum überflüssigen Anhängsel. Die zurückgewiesene Anouk wird sehr eifersüchtig, was verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Eine Last, die sie mit sich herumträgt. In Paris angekommen, treffen die jungen Leute auf ihren großzügigen Gatsgeber, einen Herrn Dorf, der für die Familie Sapani arbeitet, den Eigentümers des Palastes. Sie werden erstklassig behandelt, waren bereits im Privatjet aus Amerika eingeflogen worden, Geld scheint absolut keine Rolle zu spielen. Kurz darauf werden sie schließlich zum Eingang in den unterirdischen Palast geführt und ab sofort wechselt die Geschichte in den Action-Modus. Der Palast ist eine riesige Anlage gut 30 m unter der Erdoberfläche, mit unzähligen Räumen und Kammern. Das Problem: er ist mit tödlichen Fallen gespickt und die fünf sind darin gefangen. Dorf scheint ein mieses Spiel mit ihnen zu treiben, aber sie wissen nicht warum. Ab jetzt zählt nur das Überleben. Und das ist schwierig, denn die Fallen sind tückisch und erbarmungslos. Außerdem merken sie sehr schnell, dass sie in der Tiefe nicht alleine sind. Ein ganzes Heer von sogenannten Trackern ist auf der Jagd nach ihnen. Und dann lauert noch etwas anderes da unten, älter und bösartiger: der Schmetterlingsmann. Sie müssen überleben und einen Ausgang finden und ganz nebenbei das Rätsel lösen, was das alles für einen Sinn hat. Im zweiten Handlungsstrang, der zur Zeit der Französischen Revolution spielt, wird rückblickend die Geschichte der Entstehung des Palastes erzählt, und zwar aus Sicht der Jugendlichen Aurelie. Ihr Vater ist der Baumeister, doch er haust seit Jahren unter der Erde und seitdem lebt sie mit ihren kleineren Schwestern und der Mutter alleine im elterlichen Anwesen. Doch die Revolution holt die Familie ein, erzürnte Bauern stürmen das Haus, mordend und brandschatzend. Die Kinder werden in den unterirdischen Schmetterlingspalast gebracht – aus dem es kein Entrinnen mehr gibt, den Aurelies Vater scheint den Verstand verloren zu haben. Eine interessante Geschichte hat der noch junge Autor Stefan Bachmann da gestrickt. Alleine die Idee, die Handlung unter die Erde zu verlegen, fernab von jeder natürlichen Lichtquelle, sorgt für Beklemmung. Hinzu gesellt sich ein spannender, immer unheimlicher werdender Plot. Der Roman ist ab Betreten des Palastes actiongetrieben, rasant und spannend. Anouk ist eine gut gewählte Protagonistin, gegen den Strich gebürstet, etwas garstig, aber clever, und dadurch sehr sympathisch. Die anderen vier Jugendlichen bleiben dagegen relativ blass und sind als eigenständige Charaktere nur angerissen, wenn auch Lilly am Ende eine wichtige Rolle spielt. Die eine oder andere kleine Logiklücke nimmt man gerne in Kauf. Etwas unglaubwürdig empfinde ich z.B., dass die jungen Leute (und offensichtlich auch deren Eltern) jeden Argwohn ausblenden und nur Anouk sich die Frage stellt, warum gerade ein Haufen Kids bei der Entdeckung eines historisch spektakulären Fundes aus dem 18. Jahrhundert beteiligt sein soll. Auch die Auflösung selbst, was also hinter der Sache steckt, ist meines Erachtens etwas weit hergeholt und relativ dünn und noch dazu ein wenig verwirrend, aber sei´s drum, das ist hier nicht die Hauptsache. Der Roman punktet mit Spannung und stetem Erzählfluss und den visuell überragenden Beschreibungen des prachtvollen Palastes, die detailreich, aber nie langweilig sind. Der Autor beschwört starke Bilder herauf, das Kopfkino wird hervorragend bedient. Bachmanns Schmetterlingspalast erinnert ein wenig an den bizarren und unheimlichen Palast des Prinzen Prospero aus Edgar Allan Poes „Die Maske des Roten Todes“. Im letzten Drittel wird der Roman dann auch tatsächlich mit waschechten Horrorelementen bereichert, was ihm eine monströse Note verleiht. Obwohl es sich bei den Hauptpersonen um Jugendliche handelt, möchte ich „Palast der Finsternis“ nicht als Jugendroman bezeichnen, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Es könnten ebenso gut Erwachsene sein, die dort gefangen werden. Dass es sich um Teenager handelt, steht in inhaltlichem Zusammenhang mit der Story (was ich hier aber nicht verraten möchte, um nicht zu spoilern), wirkt sich sonst aber nicht aus. Typische Jugendthemen oder klassische Coming-of-Age-Probleme werden nicht aufgegriffen, es gibt auch keine im Alter der Protagonisten begründeten Konflikte unter den Beteiligten, die für Jugendromane oft typisch sind. Gefallen hat mir auch der Mix aus moderner, aber ungekünstelter Sprache und alter Geschichte, der Spagat über zweieinhalb Jahrhunderte ist perfekt geraten, das Buch wirkt sprachlich sauber und modern. Insgesamt ist „Palast der Finsternis“ ein sehr gelungener, überaus spannender Mix aus Action und Horror, der Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht und zu begeistern weiß. Hat mir sehr gut gefallen.

„Palast der Finsternis“ ist ein interessanter Roman, der aus zwei Handlungssträngen besteht.

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Fünf Jugendliche aus Amerika – Anouk, Will, Jules, Hayden und Lilly – werden eingeladen, nach Paris zu kommen, um bei der Erkundung eines kürzlich entdeckten, seit Jahrhunderten verschollenen und schon als bloße Legende geltenden unterirdischen Palasts mitzuwirken. Der Schmetterlingspalast soll eine prächtigere, gigantischere Version des Palasts von Versailles sein, nur eben unter der Erde. Die fünf sind sehr intelligente Privatschüler aus reichem Hause und freuen sich auf ein Abenteuer in Frankreich.

Anouk, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird, hat kein großes Interesse an den anderen Gleichaltrigen. Sie ist abweisend und zickig und hegt einen tiefen Groll gegen ihre Adoptiveltern. Seitdem diese doch noch ein eigenes Kind bekommen haben, wird Anouk im Hause quasi unsichtbar und zum überflüssigen Anhängsel. Die zurückgewiesene Anouk wird sehr eifersüchtig, was verheerende Konsequenzen nach sich zieht. Eine Last, die sie mit sich herumträgt.

In Paris angekommen, treffen die jungen Leute auf ihren großzügigen Gatsgeber, einen Herrn Dorf, der für die Familie Sapani arbeitet, den Eigentümers des Palastes. Sie werden erstklassig behandelt, waren bereits im Privatjet aus Amerika eingeflogen worden, Geld scheint absolut keine Rolle zu spielen. Kurz darauf werden sie schließlich zum Eingang in den unterirdischen Palast geführt und ab sofort wechselt die Geschichte in den Action-Modus.

Der Palast ist eine riesige Anlage gut 30 m unter der Erdoberfläche, mit unzähligen Räumen und Kammern. Das Problem: er ist mit tödlichen Fallen gespickt und die fünf sind darin gefangen. Dorf scheint ein mieses Spiel mit ihnen zu treiben, aber sie wissen nicht warum. Ab jetzt zählt nur das Überleben. Und das ist schwierig, denn die Fallen sind tückisch und erbarmungslos. Außerdem merken sie sehr schnell, dass sie in der Tiefe nicht alleine sind. Ein ganzes Heer von sogenannten Trackern ist auf der Jagd nach ihnen. Und dann lauert noch etwas anderes da unten, älter und bösartiger: der Schmetterlingsmann. Sie müssen überleben und einen Ausgang finden und ganz nebenbei das Rätsel lösen, was das alles für einen Sinn hat.

Im zweiten Handlungsstrang, der zur Zeit der Französischen Revolution spielt, wird rückblickend die Geschichte der Entstehung des Palastes erzählt, und zwar aus Sicht der Jugendlichen Aurelie. Ihr Vater ist der Baumeister, doch er haust seit Jahren unter der Erde und seitdem lebt sie mit ihren kleineren Schwestern und der Mutter alleine im elterlichen Anwesen. Doch die Revolution holt die Familie ein, erzürnte Bauern stürmen das Haus, mordend und brandschatzend. Die Kinder werden in den unterirdischen Schmetterlingspalast gebracht – aus dem es kein Entrinnen mehr gibt, den Aurelies Vater scheint den Verstand verloren zu haben.

Eine interessante Geschichte hat der noch junge Autor Stefan Bachmann da gestrickt. Alleine die Idee, die Handlung unter die Erde zu verlegen, fernab von jeder natürlichen Lichtquelle, sorgt für Beklemmung. Hinzu gesellt sich ein spannender, immer unheimlicher werdender Plot. Der Roman ist ab Betreten des Palastes actiongetrieben, rasant und spannend. Anouk ist eine gut gewählte Protagonistin, gegen den Strich gebürstet, etwas garstig, aber clever, und dadurch sehr sympathisch. Die anderen vier Jugendlichen bleiben dagegen relativ blass und sind als eigenständige Charaktere nur angerissen, wenn auch Lilly am Ende eine wichtige Rolle spielt. Die eine oder andere kleine Logiklücke nimmt man gerne in Kauf. Etwas unglaubwürdig empfinde ich z.B., dass die jungen Leute (und offensichtlich auch deren Eltern) jeden Argwohn ausblenden und nur Anouk sich die Frage stellt, warum gerade ein Haufen Kids bei der Entdeckung eines historisch spektakulären Fundes aus dem 18. Jahrhundert beteiligt sein soll. Auch die Auflösung selbst, was also hinter der Sache steckt, ist meines Erachtens etwas weit hergeholt und relativ dünn und noch dazu ein wenig verwirrend, aber sei´s drum, das ist hier nicht die Hauptsache.

Der Roman punktet mit Spannung und stetem Erzählfluss und den visuell überragenden Beschreibungen des prachtvollen Palastes, die detailreich, aber nie langweilig sind. Der Autor beschwört starke Bilder herauf, das Kopfkino wird hervorragend bedient. Bachmanns Schmetterlingspalast erinnert ein wenig an den bizarren und unheimlichen Palast des Prinzen Prospero aus Edgar Allan Poes „Die Maske des Roten Todes“. Im letzten Drittel wird der Roman dann auch tatsächlich mit waschechten Horrorelementen bereichert, was ihm eine monströse Note verleiht.

Obwohl es sich bei den Hauptpersonen um Jugendliche handelt, möchte ich „Palast der Finsternis“ nicht als Jugendroman bezeichnen, jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Es könnten ebenso gut Erwachsene sein, die dort gefangen werden. Dass es sich um Teenager handelt, steht in inhaltlichem Zusammenhang mit der Story (was ich hier aber nicht verraten möchte, um nicht zu spoilern), wirkt sich sonst aber nicht aus. Typische Jugendthemen oder klassische Coming-of-Age-Probleme werden nicht aufgegriffen, es gibt auch keine im Alter der Protagonisten begründeten Konflikte unter den Beteiligten, die für Jugendromane oft typisch sind. Gefallen hat mir auch der Mix aus moderner, aber ungekünstelter Sprache und alter Geschichte, der Spagat über zweieinhalb Jahrhunderte ist perfekt geraten, das Buch wirkt sprachlich sauber und modern.

Insgesamt ist „Palast der Finsternis“ ein sehr gelungener, überaus spannender Mix aus Action und Horror, der Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen anspricht und zu begeistern weiß. Hat mir sehr gut gefallen.

geschrieben am 31.08.2017 | 832 Wörter | 4841 Zeichen

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