Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Ghost Realm


Statistiken
  • 2945 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autoren
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Thomas Stumpf

Ghost Realm Im jungen und vielversprechenden Hamburger Popcom-Verlag erscheint mit „Ghost Realm“ ein brandneues Werk des deutschen Comickreativkopfs Timo Wuerz, gemeinsam geschaffen mit Autor Robert Franke. Was für eine Kombination: Story und Artwork gehen Hand in Hand und fallen sehr düster aus, dabei aber zugleich intensiv farbenprächtig. Sam und Elvira sind zwei junge Menschen zu Beginn ihrer Zwanziger, deren Wege sich zufällig kreuzen. Elvira lebt mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter zusammen, doch deren impulsives und wechselhaftes Verhalten treibt sie aus dem Haus. Sam ist der Sohn des Arztes und Forschers Dr. Hain. Ja, die Anspielung ist nicht zu übersehen: Sam Hain – Samhain: Das alte keltische Fest, das in der Nacht vor dem 1. November gefeiert wurde, und von dem man annahm, dass in dieser Nacht die Menschen Zugang zur anderen Seite, zum Jenseits aufnehmen konnten. Das passt natürlich ganz hervorragend mit der Story des Comics zusammen. Samhain gilt damit als Vorläufer des späteren Halloweens. Zugleich gab es die gleichnamige Band „Samhain“, ein Bandprojekt von Glenn Danzig, der zuerst mit den „Misfits“ und später, in den Neunzigern, vor allem mit seiner Band „Danzig“ und Songs wie „Mother“ oder „Twist of Cain“ bekannt wurde. Warum erzähle ich das? Die Assoziation im Comic dürfte nicht zufällig sein und das passt hier auch sehr gut, denn Bands dieser Art könnten ohne Probleme den Soundtrack zum Comic liefern. Auch optisch sind die beiden Protagonisten Sam und Elvira eher im Punk oder Darkwave einzuordnen, wenn man das Klischee dunkle Klamotten und Undercut darunter fassen möchte oder die Poster betrachtet, die in ihren Zimmern an den Wänden hängen. Sam und Elvira geraten in eine Auseinandersetzung mit üblen Gleichaltrigen. Elvira kommt Sam zur Hilfe, als dieser von den Typen drangsaliert wird. Die Sache wird gewalttätig und die beiden müssen fliehen. Am Ende landen sie in dem sehr seltsamen Laden des Doktor Wang wieder. Der Laden erinnert ein wenig an das Geschäft des alten Chinesen am Anfang von „Gremlins“. Dr. Wang tritt als eine bösartige, mächtige Version eines Torwächters zwischen den Welten auf. Hier setzen die Autoren weiter auf klassische Elemente: Dr. Wang überreicht den beiden einen Stab und über einen Spiegel gelangen sie ein abgründiges, bizarres Totenreich. Dort begegnen ihnen monströse Missgestalten, verführerische Unterweltschönheiten, Seelenvampire und unbeschreibliche Wesen. Als lebendige Menschen aus Fleisch und Blut wecken Sam und Elvira düstere Begierden, sie finden aber auch Unterstützung. Schließlich treffen sie auf einen wirklich gruseligen Kerl mit dem großartigen Namen Abaddon Happy. Er betreibt in diesem Zwischenreich ein Beerdigungsinstitut nebst Krematorium. Doch was ihn antreibt, ist der orpheushafte Wunsch, seine verstorbene Frau „wiederkehren“ zu lassen. Der Schlüssel hierzu scheint Elvira zu sein. Die Geschichte wird in Band 2 fortgesetzt werden. Das hier ist eine außergewöhnliche Graphic Novell. Damit ist nicht nur die klassische Story zur Welt hinter den Spiegeln gemeint, sondern vor allem die optische Opulenz und formale Gestaltung des Werks. Das Artwork ist schlicht der Hammer. Überwiegend ist das zunächst alles in dunklen Farben, grau in schwarz, oder schwarz in schwarz gehalten, was der düsteren Story den perfekten Rahmen verleiht. Sogar die Schwarztöne scheinen zu variieren, was wirklich schwer darzustellen ist. Wenn sich dann aber die Farbenpracht entfaltet, etwa in Dr. Wangs Laden oder die barocke Fülle in der dekadenten Unterwelt, so ist man einfach nur überwältigt: Es schillert und strahlt, die Colorierung ist satt und leuchtend, die Farbübergänge fließend, es entfaltet sich ein wahres optisches Feuerwerk. Über Unschärfeeffekte werden Tiefeneffekte, Räumlichkeiten und Bewegungen dargestellt. Das Hochglanzpapier unterstützt die Entfaltung dieser farblichen Kunststücke nach Kräften, wie überhaupt der gesamte Hardcoverband sehr wertig gestaltet ist. (Und das für schlappe 16 €, was angesichts dessen, was man bekommt, sehr fair ist.) Man kann sich gar nicht sattsehen, so überwältigend ist das. Doch bei aller Wucht gehen die Details nicht unter, z.B. wie geschickt und dezent etwa die Soundwörter platziert sind, so dass sie sich in die Artworkumgebung einfügen und beinahe mit dieser so verschmelzen, dass sie im Bild bzw. aufgehen. Die Anordnung der Panels selbst sprengt jeden Rahmen, teilweise verzichtet man gleich ganz auf sie und zeichnet einfach mit fließenden Übergängen die Seiten voll – ganz großartig. Eine Bindung an irgendwelche Regeln scheint es dabei nicht zu geben. Der Comic arbeitet zudem mit überraschend vielen ganzseitigen, aufwändigen Splashpanels. Man liest den Comic, weil man der Geschichte folgen möchte. Am Ende angelangt, schlägt man es gleich wieder vorne auf, um sich an dem atemberaubenden Artwork zu berauschen. Für Comicfans meiner Meinung nach ein Must-Have. Pflichtkauf!

Im jungen und vielversprechenden Hamburger Popcom-Verlag erscheint mit „Ghost Realm“ ein brandneues Werk des deutschen Comickreativkopfs Timo Wuerz, gemeinsam geschaffen mit Autor Robert Franke. Was für eine Kombination: Story und Artwork gehen Hand in Hand und fallen sehr düster aus, dabei aber zugleich intensiv farbenprächtig.

weitere Rezensionen von Thomas Stumpf

#
rezensiert seit
Buchtitel
1
05.12.2022
2
04.10.2022
3
02.09.2022
4
07.10.2021
5
17.05.2021

Sam und Elvira sind zwei junge Menschen zu Beginn ihrer Zwanziger, deren Wege sich zufällig kreuzen. Elvira lebt mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter zusammen, doch deren impulsives und wechselhaftes Verhalten treibt sie aus dem Haus. Sam ist der Sohn des Arztes und Forschers Dr. Hain. Ja, die Anspielung ist nicht zu übersehen: Sam Hain – Samhain: Das alte keltische Fest, das in der Nacht vor dem 1. November gefeiert wurde, und von dem man annahm, dass in dieser Nacht die Menschen Zugang zur anderen Seite, zum Jenseits aufnehmen konnten. Das passt natürlich ganz hervorragend mit der Story des Comics zusammen. Samhain gilt damit als Vorläufer des späteren Halloweens. Zugleich gab es die gleichnamige Band „Samhain“, ein Bandprojekt von Glenn Danzig, der zuerst mit den „Misfits“ und später, in den Neunzigern, vor allem mit seiner Band „Danzig“ und Songs wie „Mother“ oder „Twist of Cain“ bekannt wurde. Warum erzähle ich das? Die Assoziation im Comic dürfte nicht zufällig sein und das passt hier auch sehr gut, denn Bands dieser Art könnten ohne Probleme den Soundtrack zum Comic liefern. Auch optisch sind die beiden Protagonisten Sam und Elvira eher im Punk oder Darkwave einzuordnen, wenn man das Klischee dunkle Klamotten und Undercut darunter fassen möchte oder die Poster betrachtet, die in ihren Zimmern an den Wänden hängen.

Sam und Elvira geraten in eine Auseinandersetzung mit üblen Gleichaltrigen. Elvira kommt Sam zur Hilfe, als dieser von den Typen drangsaliert wird. Die Sache wird gewalttätig und die beiden müssen fliehen. Am Ende landen sie in dem sehr seltsamen Laden des Doktor Wang wieder. Der Laden erinnert ein wenig an das Geschäft des alten Chinesen am Anfang von „Gremlins“. Dr. Wang tritt als eine bösartige, mächtige Version eines Torwächters zwischen den Welten auf. Hier setzen die Autoren weiter auf klassische Elemente: Dr. Wang überreicht den beiden einen Stab und über einen Spiegel gelangen sie ein abgründiges, bizarres Totenreich. Dort begegnen ihnen monströse Missgestalten, verführerische Unterweltschönheiten, Seelenvampire und unbeschreibliche Wesen. Als lebendige Menschen aus Fleisch und Blut wecken Sam und Elvira düstere Begierden, sie finden aber auch Unterstützung. Schließlich treffen sie auf einen wirklich gruseligen Kerl mit dem großartigen Namen Abaddon Happy. Er betreibt in diesem Zwischenreich ein Beerdigungsinstitut nebst Krematorium. Doch was ihn antreibt, ist der orpheushafte Wunsch, seine verstorbene Frau „wiederkehren“ zu lassen. Der Schlüssel hierzu scheint Elvira zu sein. Die Geschichte wird in Band 2 fortgesetzt werden.

Das hier ist eine außergewöhnliche Graphic Novell. Damit ist nicht nur die klassische Story zur Welt hinter den Spiegeln gemeint, sondern vor allem die optische Opulenz und formale Gestaltung des Werks. Das Artwork ist schlicht der Hammer. Überwiegend ist das zunächst alles in dunklen Farben, grau in schwarz, oder schwarz in schwarz gehalten, was der düsteren Story den perfekten Rahmen verleiht. Sogar die Schwarztöne scheinen zu variieren, was wirklich schwer darzustellen ist. Wenn sich dann aber die Farbenpracht entfaltet, etwa in Dr. Wangs Laden oder die barocke Fülle in der dekadenten Unterwelt, so ist man einfach nur überwältigt: Es schillert und strahlt, die Colorierung ist satt und leuchtend, die Farbübergänge fließend, es entfaltet sich ein wahres optisches Feuerwerk. Über Unschärfeeffekte werden Tiefeneffekte, Räumlichkeiten und Bewegungen dargestellt. Das Hochglanzpapier unterstützt die Entfaltung dieser farblichen Kunststücke nach Kräften, wie überhaupt der gesamte Hardcoverband sehr wertig gestaltet ist. (Und das für schlappe 16 €, was angesichts dessen, was man bekommt, sehr fair ist.) Man kann sich gar nicht sattsehen, so überwältigend ist das. Doch bei aller Wucht gehen die Details nicht unter, z.B. wie geschickt und dezent etwa die Soundwörter platziert sind, so dass sie sich in die Artworkumgebung einfügen und beinahe mit dieser so verschmelzen, dass sie im Bild bzw. aufgehen. Die Anordnung der Panels selbst sprengt jeden Rahmen, teilweise verzichtet man gleich ganz auf sie und zeichnet einfach mit fließenden Übergängen die Seiten voll – ganz großartig. Eine Bindung an irgendwelche Regeln scheint es dabei nicht zu geben. Der Comic arbeitet zudem mit überraschend vielen ganzseitigen, aufwändigen Splashpanels. Man liest den Comic, weil man der Geschichte folgen möchte. Am Ende angelangt, schlägt man es gleich wieder vorne auf, um sich an dem atemberaubenden Artwork zu berauschen. Für Comicfans meiner Meinung nach ein Must-Have. Pflichtkauf!

geschrieben am 23.02.2017 | 731 Wörter | 4183 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen