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Handwerk: Von den Anfängen bis zur Gegenwart


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Rezension von

Ragan Tanger

Handwerk: Von den Anfängen bis zur Gegenwart Wie aus Kunst Arbeit wurde Die gute alte eurozentristische Geisteswissenschaft wird uns alle überdauern. Sie ist das Produkt der positivistischen Weltsicht des 19. Jahrhunderts, bestimmt und erklärt, was wie gewesen ist. Sie ist oft und zurecht angegriffen worden, aber sie bleibt trotz aller Relativität, Interdisziplinarität oder Metahistory führend. So war es und nicht anders. Linearer Fortschrittsglaube, gepaart mit religiösem Weltverständnis, Chauvinismus und objektiver Wissenschaftshörigkeit. Wer wollte wagen zu widersprechen, dass 1989 die Berliner Mauer gefallen ist? Aber kann man genau so bedenkenlos sagen, dass die ersten Hebewerkzeuge des Menschen (ja, des Menschen in seiner Art) geschliffene Steinchopper waren? Kann man behaupten, dass das erste Kunstwerk des Menschen vor 40000 Jahren gemalt wurde? Kann man machen, aber nur dann, wenn man einige anthropologische Einschränkungen einbaut, wie bspw. man nimmt an oder es sieht so aus. Derlei demütiges Vorgehen fehlt leider in dem opulenten Band der Historikergilde um den Münchener Professor Rainer Elkar, die im Theiss-Verlag die vermeintlich erste Universalgeschichte des europäischen Handwerkes vorlegen. Ob dem so ist, sei dahin gestellt, es ist jedenfalls (im Rahmen der oben gemachten Einschränkungen) eine ganz klassische, lineare Erzählung von Urzeit über Steinzeit bis hin in die europäische Antike und von da den üblichen Weg entlang bis ins 21. Jahrhundert. Nichts wirklich Neues, aber tatsächlich umfassend. Leider sind die Fotografien, das Artwork und auch die Gestaltung ein wenig - naja, sagen wirs offen - akademisch geraten. Das heißt: der Versuch zur Handhabbarkeit ist gegeben, die Umsetzung hat noch ein paar Lücken. Es ist nämlich definitiv ein populärwissenschaftliches Buch, was sich an den normalen Bürger richtet und von daher auch gut lesbar ist. Da wäre ein kleineres Format wünschenswert gewesen, weil man es ja nicht im Lesesaal goutiert, sondern eventuell im Bett oder auf der Couch. Die Fotos sind qualitativ hochwertig. Von der Auswahl pendeln sie zwischen oft gesehen und krude (die Abbildungen moderner Lehrlinge im Kapitel der mittelalterlichen Gilden). Das Beste an diesem Buch ist sicherlich die Gewichtung, die früheren Zeiten mehr hervorzuheben und das 20. und 21. Jahrhundert abschließend mit wenigen Seiten darzustellen. Das ist nicht nur korrekt (heute ist Handwerk eher Kopfwerk), sondern auch sympathisch. Fazit: Wenn man auf eine vermeintlich lineare Wirklichkeit steht und sich nicht daran stört, beim Lesen unter der Lampe zu sitzen und den opulenten Band vor sich auszubreiten, eine umfassende und unterhaltsame Geschichte. Wer die Welt nicht cartesiansich, nicht christlich und eher zyklisch betrachtet, sollte eben jene Einschränkungen bewusst von vornherein akzeptieren. Auch dann kann man hier eine Menge herausholen.

Wie aus Kunst Arbeit wurde

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Die gute alte eurozentristische Geisteswissenschaft wird uns alle überdauern. Sie ist das Produkt der positivistischen Weltsicht des 19. Jahrhunderts, bestimmt und erklärt, was wie gewesen ist. Sie ist oft und zurecht angegriffen worden, aber sie bleibt trotz aller Relativität, Interdisziplinarität oder Metahistory führend. So war es und nicht anders. Linearer Fortschrittsglaube, gepaart mit religiösem Weltverständnis, Chauvinismus und objektiver Wissenschaftshörigkeit. Wer wollte wagen zu widersprechen, dass 1989 die Berliner Mauer gefallen ist? Aber kann man genau so bedenkenlos sagen, dass die ersten Hebewerkzeuge des Menschen (ja, des Menschen in seiner Art) geschliffene Steinchopper waren? Kann man behaupten, dass das erste Kunstwerk des Menschen vor 40000 Jahren gemalt wurde? Kann man machen, aber nur dann, wenn man einige anthropologische Einschränkungen einbaut, wie bspw. man nimmt an oder es sieht so aus.

Derlei demütiges Vorgehen fehlt leider in dem opulenten Band der Historikergilde um den Münchener Professor Rainer Elkar, die im Theiss-Verlag die vermeintlich erste Universalgeschichte des europäischen Handwerkes vorlegen. Ob dem so ist, sei dahin gestellt, es ist jedenfalls (im Rahmen der oben gemachten Einschränkungen) eine ganz klassische, lineare Erzählung von Urzeit über Steinzeit bis hin in die europäische Antike und von da den üblichen Weg entlang bis ins 21. Jahrhundert.

Nichts wirklich Neues, aber tatsächlich umfassend. Leider sind die Fotografien, das Artwork und auch die Gestaltung ein wenig - naja, sagen wirs offen - akademisch geraten. Das heißt: der Versuch zur Handhabbarkeit ist gegeben, die Umsetzung hat noch ein paar Lücken. Es ist nämlich definitiv ein populärwissenschaftliches Buch, was sich an den normalen Bürger richtet und von daher auch gut lesbar ist. Da wäre ein kleineres Format wünschenswert gewesen, weil man es ja nicht im Lesesaal goutiert, sondern eventuell im Bett oder auf der Couch.

Die Fotos sind qualitativ hochwertig. Von der Auswahl pendeln sie zwischen oft gesehen und krude (die Abbildungen moderner Lehrlinge im Kapitel der mittelalterlichen Gilden). Das Beste an diesem Buch ist sicherlich die Gewichtung, die früheren Zeiten mehr hervorzuheben und das 20. und 21. Jahrhundert abschließend mit wenigen Seiten darzustellen. Das ist nicht nur korrekt (heute ist Handwerk eher Kopfwerk), sondern auch sympathisch.

Fazit: Wenn man auf eine vermeintlich lineare Wirklichkeit steht und sich nicht daran stört, beim Lesen unter der Lampe zu sitzen und den opulenten Band vor sich auszubreiten, eine umfassende und unterhaltsame Geschichte. Wer die Welt nicht cartesiansich, nicht christlich und eher zyklisch betrachtet, sollte eben jene Einschränkungen bewusst von vornherein akzeptieren. Auch dann kann man hier eine Menge herausholen.

geschrieben am 08.07.2015 | 409 Wörter | 2430 Zeichen

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