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Die Blonde mit den schwarzen Augen


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  • 2361 Aufrufe

Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

Ragan Tanger

Die Blonde mit den schwarzen Augen Klassisch cool John Banville ist Benjamin Black und Philip Marlowe lebt. Das heißt, Rauchen und Trinken sind wieder sehr en vogue und wir dürfen auch im 21. Jahrhundert vergnügt in den Zug Richtung Krimi Noir düsen. Der irische Schriftsteller John Banville überlässt seinem Pseudonym Benjamin Black das Krimigenre und die neuste Veröffentlichung ist zugleich die charmanteste Liebeserklärung an eine Zeit, in der Geschichten noch dampften und siedeten. Keine überzüchteten Dramturgien, sondern die Wählscheibe des Telefons, die Streichhölzer für die Camel und der Schwenker für den Cognac. Im Krimi- und Detektivgenre sind Quasifortsetzungen seit langem gang und gäbe, Sherlock Holmes hat so viele Autoren beglückt wie Fälle gelöst. Raymond Chandlers Protagonist Philip Marlowe ist weit davon entfernt so viele Trittbrettfahrer zu erhaschen, aber diese Nummer hier, die der Autor aus den Aufzeichnungen des verstorbenen Großmeisters destilliert hat, lohnt sich von vorne bis hinten. Eine eiskalte, klare Sprache, eine Geschichte, die Hollywood bestimmt irgendwie schon verfilmt hat (in schwarzweiß versteht sich) und eine Lockerheit, das man sich sofort selbst eine anzünden will. Langweilig wirds, wenn der Inhalt bekannt ist, könnte man zunächst meinen; aber wenns gut gemacht ist, ist auch Altbekanntes göttlich. Die Blonde mit den schwarzen Augen ist nicht nur der Titel, sondern zugleich auch die Auftraggeberin an den guten alten Haudegen Marlowe. Der Fall ist bezogen aufs Genre nicht sonderlich spektakulär. Ein Toter, der lebendig durch San Francisco läuft und ein Detektiv am Rande des Abgrunds mit all seinen Eigenheiten. Versiffte Bude, alkoholgeschwängerte Atmosphäre und ein brütend heißer Sommer in Kalifornien. Das ist alles wie Bogart und Nick Knatterton, das ist wie 1950er Jahre und Cablecarbahn. Das ist alles aufregend, weil es alles so weit weg zu sein scheint. Die unzähligen Thriller der letzten Jahrzehnte, auf Hochglanz poliert, auf Schocker trainiert sind trotzdem viel durchschaubarer. Und dieser einfache, leise Versuch Wirklichkeit in ein altes Genre zu bringen, ist authentisch und aufgrund der mehr als gekonnten Schreibe von Black lesenswert und unterhaltsam. Turnpager, Glücklichmacher und Coolnessfaktor in Einem. Wenn man durch ist, greift man ins Regal und fängt bei Chandler wieder an. Gute, alte Zeit.

Klassisch cool

weitere Rezensionen von Ragan Tanger


John Banville ist Benjamin Black und Philip Marlowe lebt. Das heißt, Rauchen und Trinken sind wieder sehr en vogue und wir dürfen auch im 21. Jahrhundert vergnügt in den Zug Richtung Krimi Noir düsen. Der irische Schriftsteller John Banville überlässt seinem Pseudonym Benjamin Black das Krimigenre und die neuste Veröffentlichung ist zugleich die charmanteste Liebeserklärung an eine Zeit, in der Geschichten noch dampften und siedeten. Keine überzüchteten Dramturgien, sondern die Wählscheibe des Telefons, die Streichhölzer für die Camel und der Schwenker für den Cognac.

Im Krimi- und Detektivgenre sind Quasifortsetzungen seit langem gang und gäbe, Sherlock Holmes hat so viele Autoren beglückt wie Fälle gelöst. Raymond Chandlers Protagonist Philip Marlowe ist weit davon entfernt so viele Trittbrettfahrer zu erhaschen, aber diese Nummer hier, die der Autor aus den Aufzeichnungen des verstorbenen Großmeisters destilliert hat, lohnt sich von vorne bis hinten. Eine eiskalte, klare Sprache, eine Geschichte, die Hollywood bestimmt irgendwie schon verfilmt hat (in schwarzweiß versteht sich) und eine Lockerheit, das man sich sofort selbst eine anzünden will.

Langweilig wirds, wenn der Inhalt bekannt ist, könnte man zunächst meinen; aber wenns gut gemacht ist, ist auch Altbekanntes göttlich. Die Blonde mit den schwarzen Augen ist nicht nur der Titel, sondern zugleich auch die Auftraggeberin an den guten alten Haudegen Marlowe. Der Fall ist bezogen aufs Genre nicht sonderlich spektakulär. Ein Toter, der lebendig durch San Francisco läuft und ein Detektiv am Rande des Abgrunds mit all seinen Eigenheiten. Versiffte Bude, alkoholgeschwängerte Atmosphäre und ein brütend heißer Sommer in Kalifornien. Das ist alles wie Bogart und Nick Knatterton, das ist wie 1950er Jahre und Cablecarbahn. Das ist alles aufregend, weil es alles so weit weg zu sein scheint.

Die unzähligen Thriller der letzten Jahrzehnte, auf Hochglanz poliert, auf Schocker trainiert sind trotzdem viel durchschaubarer. Und dieser einfache, leise Versuch Wirklichkeit in ein altes Genre zu bringen, ist authentisch und aufgrund der mehr als gekonnten Schreibe von Black lesenswert und unterhaltsam. Turnpager, Glücklichmacher und Coolnessfaktor in Einem. Wenn man durch ist, greift man ins Regal und fängt bei Chandler wieder an. Gute, alte Zeit.

geschrieben am 21.05.2015 | 344 Wörter | 1997 Zeichen

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