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Huber spannt aus


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Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

André Kesper

Huber spannt aus Kamillentee gefällig? Der Buchdeckel weckt Lust zum Lesen: Zwei Liegestühle unter einem Sonnenschirm am blauen Meer suggerieren Entspannung, Lebensfreude, literarisches Wellness! Und wer die üppig zitierten Kommentare auf Buchdeckeln und Innenseiten überfliegt, glaubt, eine wahre Perle unterhaltsamer Lektüre in den Händen zu halten und erwartet unbedingt den garantierten Lesespass. Ironie, Witz, messerscharfe Pointen scheinen nur darauf zu warten, die lange Zugreise zu versüssen und den Fernsehabend vergessen zu machen! Der Autor möchte seine persönlichen Eindrücke von der so genannten Business Class (was ist das eigentlich?) in satirisch-bissige Momentaufnahmen packen, die Welt der freien Marktwirtschaft ein wenig karikieren. So erzählt er etwa in drei je zweiseitigen Teilen die Geschichte des Kadermannes Huber, der auf einer Liegestuhl am Meer ausspannen möchte. Huber tut sich allerdings schwer damit, abzuschalten, weil sich ein pikantes Detail verhindernd auswirkt: „Wie soll sich eine Schweizer Führungskraft entspannen auf einer Strandliege, deren Miete nicht bezahlt ist? Noch dazu, wenn die Ehefrau auf der Nachbarliege (deren Miete er ebenfalls schuldet) ihn ermahnt, sich endlich zu entspannen.“ Lustig, oder? Martin Suter, 1948, erfreut sich sowohl in der heimischen Medienwelt, als auch in den Kreisen helvetischer Prominenz, und nicht zuletzt in der von ihm so zart fühlend beschriebenen Business Class, grösster Beliebtheit. Kaum ein Schweizer Autor, der so bevorzugt an prestigeträchtige Anlässe eingeladen wird und sich der wohlwollenden und bisweilen gar schwärmerischen Besprechungen seiner Werke schon sicher sein darf, bevor diese in den Buchhandlungen gestapelt werden. Was „Huber spannt aus“ betrifft, darf allerdings einmal mehr nüchtern bilanziert werden: Suter ist literarisches Mittelmass; wer seine schmächtigen Kolumnen beigeistert hoch jubelt, neigt möglicherweise zu chronischer Suter-Ueberschätzung oder kennt vielleicht nichts Besseres. Mir hat Suter jedenfalls trotz durchaus vorhandener Vorfreude kaum ein Schmunzeln entlocken können. Allzu oft habe hat mich die Oberflächlichkeit gelangweilt, und fast regelmässig habe ich den Schluss (die Pointe?) im Voraus erahnt. Die harmlosen, kleinen Geschichten sind übrigens nicht neu: Sie erschienen in den letzten Jahren jeweils als Kolumnen in der Zürcher „Weltwoche“. „Darf ich Ihnen einen Kamillentee bringen?“, lautet der Schlusssatz einer dieser lauen Storys, deren tieferer Sinn das Geheimnis des Autors bleiben wird, und er wird damit ungewollt zur Metapher meiner persönlichen Befindlichkeit beim Lesen. Ich setze mich nämlich liebend gerne in meinen Lieblingssessel am Fenster und greife zu einem unterhaltsamen Buch mit treffenden und bissigen Geschichten; wenn sie gut sind, ersetzen sie mir mitunter gar ein Glas italienischen Rotweins, auf das ich sonst nur ungern verzichte. Was Suter in seinem Büchlein allerdings serviert, ersetzt mir keinen edlen Tropfen, höchstens herben Kamillentee. Und dabei ging es mir vor dem Lesen eigentlich ganz gut.

Kamillentee gefällig?

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Der Buchdeckel weckt Lust zum Lesen: Zwei Liegestühle unter einem Sonnenschirm am blauen Meer suggerieren Entspannung, Lebensfreude, literarisches Wellness! Und wer die üppig zitierten Kommentare auf Buchdeckeln und Innenseiten überfliegt, glaubt, eine wahre Perle unterhaltsamer Lektüre in den Händen zu halten und erwartet unbedingt den garantierten Lesespass. Ironie, Witz, messerscharfe Pointen scheinen nur darauf zu warten, die lange Zugreise zu versüssen und den Fernsehabend vergessen zu machen!

Der Autor möchte seine persönlichen Eindrücke von der so genannten Business Class (was ist das eigentlich?) in satirisch-bissige Momentaufnahmen packen, die Welt der freien Marktwirtschaft ein wenig karikieren. So erzählt er etwa in drei je zweiseitigen Teilen die Geschichte des Kadermannes Huber, der auf einer Liegestuhl am Meer ausspannen möchte. Huber tut sich allerdings schwer damit, abzuschalten, weil sich ein pikantes Detail verhindernd auswirkt: „Wie soll sich eine Schweizer Führungskraft entspannen auf einer Strandliege, deren Miete nicht bezahlt ist? Noch dazu, wenn die Ehefrau auf der Nachbarliege (deren Miete er ebenfalls schuldet) ihn ermahnt, sich endlich zu entspannen.“ Lustig, oder?

Martin Suter, 1948, erfreut sich sowohl in der heimischen Medienwelt, als auch in den Kreisen helvetischer Prominenz, und nicht zuletzt in der von ihm so zart fühlend beschriebenen Business Class, grösster Beliebtheit. Kaum ein Schweizer Autor, der so bevorzugt an prestigeträchtige Anlässe eingeladen wird und sich der wohlwollenden und bisweilen gar schwärmerischen Besprechungen seiner Werke schon sicher sein darf, bevor diese in den Buchhandlungen gestapelt werden.

Was „Huber spannt aus“ betrifft, darf allerdings einmal mehr nüchtern bilanziert werden: Suter ist literarisches Mittelmass; wer seine schmächtigen Kolumnen beigeistert hoch jubelt, neigt möglicherweise zu chronischer Suter-Ueberschätzung oder kennt vielleicht nichts Besseres.

Mir hat Suter jedenfalls trotz durchaus vorhandener Vorfreude kaum ein Schmunzeln entlocken können. Allzu oft habe hat mich die Oberflächlichkeit gelangweilt, und fast regelmässig habe ich den Schluss (die Pointe?) im Voraus erahnt.

Die harmlosen, kleinen Geschichten sind übrigens nicht neu: Sie erschienen in den letzten Jahren jeweils als Kolumnen in der Zürcher „Weltwoche“.

„Darf ich Ihnen einen Kamillentee bringen?“, lautet der Schlusssatz einer dieser lauen Storys, deren tieferer Sinn das Geheimnis des Autors bleiben wird, und er wird damit ungewollt zur Metapher meiner persönlichen Befindlichkeit beim Lesen. Ich setze mich nämlich liebend gerne in meinen Lieblingssessel am Fenster und greife zu einem unterhaltsamen Buch mit treffenden und bissigen Geschichten; wenn sie gut sind, ersetzen sie mir mitunter gar ein Glas italienischen Rotweins, auf das ich sonst nur ungern verzichte. Was Suter in seinem Büchlein allerdings serviert, ersetzt mir keinen edlen Tropfen, höchstens herben Kamillentee. Und dabei ging es mir vor dem Lesen eigentlich ganz gut.

geschrieben am 19.11.2005 | 424 Wörter | 2627 Zeichen

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