ISBN | 3791513435 | |
Autor | Chris Moriarty | |
Verlag | Dressler | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 351 | |
Erscheinungsjahr | 2012 | |
Extras | - |
"Der Seelenfänger " von der US-amerikanischen Autorin Chris Moriarty ist im September 2012 in gebundener Form beim Dressler-Verlag erschienen.
Die Geschichte spielt in New York, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Sascha Kessler besitzt die Fähigkeit, Magie zu sehen. Dadurch gelingt es ihm, bei dem erfolgreichen Ermittler Maximillian Wolf in die Lehre zu gehen. In ihrem ersten Fall müssen sie einen Dibbuk aufhalten, eine Schattenseele, die die ganze Stadt bedroht.
Schon vom Cover und dem Klappentext her hat mich diese Geschichte angesprochen, da sie versprach, sich von der Masse der Fantasy-Romane abzuheben. Tatsächlich merkt man schon auf den ersten Seiten, dass die Autorin ihre ganz eigene Erzählweise hat. Sowohl die Sprache als auch die Charaktere und der Fluss der Geschichte sorgen für eine ganz eigene Atmosphäre, durch die sich "Der Seelenfänger" von ähnlichen Romanen abgrenzt.
Einen besonders großen Part nehmen in dieser Geschichte die Beschreibungen jüdischer Kultur ein. Viele der Figuren sind Juden, insbesondere der Protagonist und seine Familie. So verwendet die Autorin gerade in den Dialogen viele typische Worte und Redesarten. Doch auch der Fließtext ist eindeutig durch das Jiddische geprägt. Dabei ist es jedoch völlig unproblematisch, das Geschriebene zu verstehen, auch wenn man einige der Begriffe nicht kennt. Dem Geschehen kann man dennoch ohne Weiteres folgen. Dafür schafft diese fremdartige Erzählweise schnell eine sehr dichte Atmosphäre. Das New York des frühen zwanzigsten Jahrhunderts wird vor dem inneren Auge lebendig, schneller als es bei einer modernen Alltagssprache der Fall wäre.
Außerdem erfährt man auf diese Weise ganz nebenbei auch einiges über jüdische Sitten und Bräuche, wenn die Autorin beispielsweise Szenen aus Saschas Alltagsleben beschreibt. Auch über die Polizeiarbeit in der damaligen Zeit kann man ein etwas lernen, wobei die Autorin hier allerdings viel Eigenes miteingebracht hat. Man kann also nicht alles für bare Münze nehmen. Dafür wirkt das Erzählte durch die ordentlich recherchierten Grundlagen aber überaus authentisch. Man kann sich gut in das Geschehen hineinversetzen und sich vorstellen, es sei wirklich so passiert.
Auch die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt zwar auf der jüdischen Gemeinde und den entsprechenden Figuren, aber letztlich erhält jeder in der Geschichte sein ganz eigenes, vielschichtiges Wesen und wirkt dadurch überaus real. Nicht nur die Charaktere von Sascha und dem Ermittler Wolf werden einem nahe gebracht. Auch die Randfiguren zeichnen sich durch jeweils sehr individuelle Charakterzüge aus. So gelingt es ihnen, den Leser immer wieder zu überraschen, anders als in manchen Jugendbüchern, wo die Figuren so einheitlich sind, dass man ihre Reaktionen auf ein bestimmtes Ereignis allzu oft vorhersagen kann.
Fazit: "Der Seelenfänger" ist ein schöner Jugendroman, der sich von der Masse der Fantasy-Geschichten abhebt. Nicht nur für diejenigen, die an der jüdischen Kultur interessiert sind, liefert dieses Buch eine spannende Geschichte auf einer gut recherchierten Basis.
geschrieben am 20.07.2013 | 455 Wörter | 2699 Zeichen
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