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Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand


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Rezension von

Ragan Tanger

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand Altersweise auf Reise Ein spätes Debüt bringt eine gewisse Reife mit sich. Jonas Jonasson, der Mann mit dem vielleicht typischsten aller skandinavischen Namen, ist ein überzeugendes Beispiel. Als Journalist und Geschäftsführer einer Medienfirma arbeitete er lange in seinem Heimatland, ehe er seine Firma verkaufte und sich mit dem gemachten Geld ins gemütliche, schweizerische Tessin absetzte, um dort Bücher zu schreiben. Ja, so einfach kann das sein. Und mit all seiner Lebenserfahrung und gespickt mit seinem redaktionellen Know-How ist dem mittlerweile fast Fünfzigjährigen ein sensationeller Überraschungserfolg gelungen, der monatelang die schwedischen Hitlisten anführte. In ganz Europa ist der große Wurf mittlerweile angekommen, auch in Deutschland hat man längst Spaß an dem kauzigen Methusalem, der zackiger und beweglicher daher kommt als mach 30jähriger. Mit seiner Flucht aus dem Altenheim wird ein Senioren-Roadmovie inszeniert, ein Trip, der sich emotional, intellektuell, aber auch sozialdramaturgisch mehr als gewaschen hat. Verstehen kann man Allan Karlsson nur allzu gut. Er hat genug vom tristen Altenheimleben und beschließt just zu seinem hundertsten Geburtstag die Flucht aus dem Hause, die ihm auch ganz unspektakulär gelingt. Ganz im Gegensatz zu dem nun folgenden Epos, bei dem Allan in Beziehung mit vielen neuen, häufig skurrilen Menschen tritt, denen er in Gesprächen unter anderem sein eigenes Leben näher bringt und dabei neben historischen Episoden prosaische Highlights einzustreuen weiß. Das hat Jonasson richtig witzig gemacht. Harry Truman als Freund mit der Tequila-Flasche, gediegenes Essen mit dem spanischen Diktator Franco oder Karlssons Rettung der Gespielin Mao Tse Dungs. Die Verwebung gelingt auf clevere Art und Weise, indem sie uns die historischen Fakten näher bringt und gleichzeitig aber einen geräumigen freigeistigen Abstand wählen darf. Und was für ein feingeistiger Freigeist hier am Werke ist. Seine journalistische Vergangenheit grüßt aus jedem Pinselstrich. Geschichte als Wissenschaft ist schon dabei, aber niemals ausufernd oder gekünstelt. Da bietet sich Otto Sander als Sprecher für die Hörbuchfassung geradezu an. Der Mann, der eine bewegte deutsche Film- und Theatergeschichte hinter sich hat, ist und bleibt einer der besten Hörbuchsprecher hierzulande, der es normalerweise versteht, aus einem mittelmäßigen Roman ein fulminantes Hörbuch zu zaubern. In diesem Fall bleibt ihm nichts anders übrig, als ein geniales Buch durch seine Bearbeitung einfach noch einen Tick besser zu machen. Was für eine Kooperation auf höchstem Niveau! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht Wunder nimmt, dass ein derart fantastischer Roman ins Auditive transportiert wurde. Umso glücklicher sind wir, dass die leicht gekürte Lesung in ihrer Bearbeitung und Aufmachung auf sechs CDs mit dem grandiosen Otto Sander ganz wunderbar gelungen ist. Der abstruse Humor, der nur ganz wenigen alten Menschen geblieben ist, die das Feuer ihrer funkelnden Seele nicht verloren haben, sprüht hier in Reinform aus dem Helden heraus und darob kann sich ein jeder, egal ob jung oder alt, mit ihm identifizieren – denn nicht das Alter, sondern die persönliche Kraft bilden die Grundlage für ein wirklich, bewegtes Leben. Was für ein großer Wurf!

Altersweise auf Reise

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Ein spätes Debüt bringt eine gewisse Reife mit sich. Jonas Jonasson, der Mann mit dem vielleicht typischsten aller skandinavischen Namen, ist ein überzeugendes Beispiel. Als Journalist und Geschäftsführer einer Medienfirma arbeitete er lange in seinem Heimatland, ehe er seine Firma verkaufte und sich mit dem gemachten Geld ins gemütliche, schweizerische Tessin absetzte, um dort Bücher zu schreiben. Ja, so einfach kann das sein. Und mit all seiner Lebenserfahrung und gespickt mit seinem redaktionellen Know-How ist dem mittlerweile fast Fünfzigjährigen ein sensationeller Überraschungserfolg gelungen, der monatelang die schwedischen Hitlisten anführte.

In ganz Europa ist der große Wurf mittlerweile angekommen, auch in Deutschland hat man längst Spaß an dem kauzigen Methusalem, der zackiger und beweglicher daher kommt als mach 30jähriger. Mit seiner Flucht aus dem Altenheim wird ein Senioren-Roadmovie inszeniert, ein Trip, der sich emotional, intellektuell, aber auch sozialdramaturgisch mehr als gewaschen hat.

Verstehen kann man Allan Karlsson nur allzu gut. Er hat genug vom tristen Altenheimleben und beschließt just zu seinem hundertsten Geburtstag die Flucht aus dem Hause, die ihm auch ganz unspektakulär gelingt. Ganz im Gegensatz zu dem nun folgenden Epos, bei dem Allan in Beziehung mit vielen neuen, häufig skurrilen Menschen tritt, denen er in Gesprächen unter anderem sein eigenes Leben näher bringt und dabei neben historischen Episoden prosaische Highlights einzustreuen weiß. Das hat Jonasson richtig witzig gemacht. Harry Truman als Freund mit der Tequila-Flasche, gediegenes Essen mit dem spanischen Diktator Franco oder Karlssons Rettung der Gespielin Mao Tse Dungs. Die Verwebung gelingt auf clevere Art und Weise, indem sie uns die historischen Fakten näher bringt und gleichzeitig aber einen geräumigen freigeistigen Abstand wählen darf.

Und was für ein feingeistiger Freigeist hier am Werke ist. Seine journalistische Vergangenheit grüßt aus jedem Pinselstrich. Geschichte als Wissenschaft ist schon dabei, aber niemals ausufernd oder gekünstelt. Da bietet sich Otto Sander als Sprecher für die Hörbuchfassung geradezu an. Der Mann, der eine bewegte deutsche Film- und Theatergeschichte hinter sich hat, ist und bleibt einer der besten Hörbuchsprecher hierzulande, der es normalerweise versteht, aus einem mittelmäßigen Roman ein fulminantes Hörbuch zu zaubern. In diesem Fall bleibt ihm nichts anders übrig, als ein geniales Buch durch seine Bearbeitung einfach noch einen Tick besser zu machen. Was für eine Kooperation auf höchstem Niveau!

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht Wunder nimmt, dass ein derart fantastischer Roman ins Auditive transportiert wurde. Umso glücklicher sind wir, dass die leicht gekürte Lesung in ihrer Bearbeitung und Aufmachung auf sechs CDs mit dem grandiosen Otto Sander ganz wunderbar gelungen ist. Der abstruse Humor, der nur ganz wenigen alten Menschen geblieben ist, die das Feuer ihrer funkelnden Seele nicht verloren haben, sprüht hier in Reinform aus dem Helden heraus und darob kann sich ein jeder, egal ob jung oder alt, mit ihm identifizieren – denn nicht das Alter, sondern die persönliche Kraft bilden die Grundlage für ein wirklich, bewegtes Leben. Was für ein großer Wurf!

geschrieben am 22.09.2011 | 479 Wörter | 2806 Zeichen

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