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Gesichter der Renaissance


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Gesichter der Renaissance Wilhelm von Bode, viele Jahre lang Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen auf der Museumsinsel in Berlin, schrieb 1927 das Vorwort zu einer Neuausgabe von Jacob Burckhardts Standardwerk »Die Kultur der Renaissance in Italien«. Bode betont, auch die Feindschaft von Italien und Deutschland im Ersten Weltkrieg hätte ihn nicht abgehalten, dies Buch herauszubringen: »Wir wissen, was Deutschland und die ganze Welt dieser Kultur verdankt und werden Italien dafür unsere Dankbarkeit stets bewahren und die Sehnsucht, die uns Deutsche von jeher nach dem Lande Italien gezogen hat, nicht in uns auszulöschen suchen.« So ist die große Schau »Gesichter der Renaissance – Meisterwerke italienischer Portrait-Kunst«, die vom 25. August bis zum 20. November 2011 im Bode Museum gezeigt wird, nur logisch. Das heutige Bode Museum wurde 1904 von Wilhelm Bode – der 1914 geadelt wurde – als Kaiser-Friedrich-Museum gegründet. Ihm verdankt nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland den musealen Anschluss an die absolute Weltspitze: dem Pariser Louvre, der Sankt Petersburger Eremitage, der Londoner National Gallery und dem British Museum sowie dem Metropolitan Museum in New York und dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Diese weltweit führenden Sammlungen sind nun auch die wichtigsten Leihgeber für diese bedeutende Ausstellung. Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum of Modern Art, New York haben in vierjähriger Vorbereitung diese umfassende Schau gestemmt. Ziel war von vornherein, die bildkünstlerische Vielfalt, die Formensprachen und Funktionen nebst ihren historischen Bezügen dem Publikum vorzustellen. Deshalb vereint die Schau, die unter der Schirmherrschaft des deutschen Auswärtigen Amtes und des italienischen Außenministeriums steht, die verschiedenen Formen des Portraits, die in der Renaissance eine völlig andere Bedeutung hatten als heute: das Gemälde, die Skulptur und die Medaille. Doch dazu später mehr. Die Renaissance gilt heute als eine der höchsten Epochen in der Kunstgeschichte. Die italienische Portrait-Kunst der Zeit entwickelt sich in Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern. Ihr Antrieb ist ein Naturalismus und dabei der Versuch einer psychologischen Charakterisierung des Portraitierten. Mit dem Abbilden der physischen Erscheinung werden häufig Dynastie- oder Verwandtschafts- Beziehungen dokumentiert. Dabei kam es grundsätzlich weniger auf eine naturgetreue Darstellung an als vielmehr darauf, der Nachwelt ein positives Bild zu überliefern. So gründete zu dieser Zeit der Ruf eines Malers weniger darauf, den Portraitierten realistisch dargestellt zu haben, als ein Abbild geschaffen zu haben, das die Auftraggeber als für die Nachwelt würdig erachteten. Dennoch galt es, das Äußere und zugleich das Innere, das Wesen des Portraitierten festzuhalten. Heute, im digitalen Zeitalter, wo die Photographie über 100 Jahre alt ist, ist dieser Anspruch kaum mehr wirklich zu verstehen. Leon Battista Albertis (1404-1472) hat in seinem Traktat »Über die Malkunst« aus dem Jahr 1435 festgestellt, die Malkunst birge »eine geradezu göttliche Kraft in sich und leistet nicht nur, was man der Freundschaft nachsagt – dass sie Abwesende vergegenwärtigt –; vielmehr stellt sie auch Verstorbene erkennbar vor Augen, sogar noch denen, die viele Jahrhunderte später leben. Das aber trägt dem Künstler Bewunderung ein und verschafft den Betrachtern Lust.« Die großangelegte Schau wird begleitet durch ein adäquates Katalogbuch aus dem Münchner Hirmer Verlag: 2,2 Kilogramm schwer, sind auf großzügigen Kunstdrucktafeln alle ausgestellten Werke abgebildet. Fünf umfangreiche Essays beleuchten Themen wie »Florenz und das Portrait der Renaissance«, die Bildkunst an den Höfen oder das Portrait in der Frührenaissance. Über ein weiteres Dutzend Beiträge macht das Buch zum aktuellen Standardwerk. Die Ausstellungsstücke werden ausführlich erläutert, was insbesondere nach dem Besuch auf der Berliner Museumsinsel von langem Wert ist. Last but not least für Kunstinteressierte hilfreich: das ausführliche Literaturregister zur Malerei der Renaissance und die Ausstellung berührende Themenfelder. Es lädt ein, sich weiter einzulesen in diese hoch spannende Zeit und ihre Kunst.

Wilhelm von Bode, viele Jahre lang Generaldirektor der staatlichen Kunstsammlungen auf der Museumsinsel in Berlin, schrieb 1927 das Vorwort zu einer Neuausgabe von Jacob Burckhardts Standardwerk »Die Kultur der Renaissance in Italien«. Bode betont, auch die Feindschaft von Italien und Deutschland im Ersten Weltkrieg hätte ihn nicht abgehalten, dies Buch herauszubringen: »Wir wissen, was Deutschland und die ganze Welt dieser Kultur verdankt und werden Italien dafür unsere Dankbarkeit stets bewahren und die Sehnsucht, die uns Deutsche von jeher nach dem Lande Italien gezogen hat, nicht in uns auszulöschen suchen.«

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So ist die große Schau »Gesichter der Renaissance – Meisterwerke italienischer Portrait-Kunst«, die vom 25. August bis zum 20. November 2011 im Bode Museum gezeigt wird, nur logisch. Das heutige Bode Museum wurde 1904 von Wilhelm Bode – der 1914 geadelt wurde – als Kaiser-Friedrich-Museum gegründet. Ihm verdankt nicht nur Berlin, sondern ganz Deutschland den musealen Anschluss an die absolute Weltspitze: dem Pariser Louvre, der Sankt Petersburger Eremitage, der Londoner National Gallery und dem British Museum sowie dem Metropolitan Museum in New York und dem Kunsthistorischen Museum in Wien. Diese weltweit führenden Sammlungen sind nun auch die wichtigsten Leihgeber für diese bedeutende Ausstellung.

Die Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum of Modern Art, New York haben in vierjähriger Vorbereitung diese umfassende Schau gestemmt. Ziel war von vornherein, die bildkünstlerische Vielfalt, die Formensprachen und Funktionen nebst ihren historischen Bezügen dem Publikum vorzustellen. Deshalb vereint die Schau, die unter der Schirmherrschaft des deutschen Auswärtigen Amtes und des italienischen Außenministeriums steht, die verschiedenen Formen des Portraits, die in der Renaissance eine völlig andere Bedeutung hatten als heute: das Gemälde, die Skulptur und die Medaille. Doch dazu später mehr.

Die Renaissance gilt heute als eine der höchsten Epochen in der Kunstgeschichte. Die italienische Portrait-Kunst der Zeit entwickelt sich in Auseinandersetzung mit antiken Vorbildern. Ihr Antrieb ist ein Naturalismus und dabei der Versuch einer psychologischen Charakterisierung des Portraitierten. Mit dem Abbilden der physischen Erscheinung werden häufig Dynastie- oder Verwandtschafts- Beziehungen dokumentiert. Dabei kam es grundsätzlich weniger auf eine naturgetreue Darstellung an als vielmehr darauf, der Nachwelt ein positives Bild zu überliefern. So gründete zu dieser Zeit der Ruf eines Malers weniger darauf, den Portraitierten realistisch dargestellt zu haben, als ein Abbild geschaffen zu haben, das die Auftraggeber als für die Nachwelt würdig erachteten. Dennoch galt es, das Äußere und zugleich das Innere, das Wesen des Portraitierten festzuhalten. Heute, im digitalen Zeitalter, wo die Photographie über 100 Jahre alt ist, ist dieser Anspruch kaum mehr wirklich zu verstehen. Leon Battista Albertis (1404-1472) hat in seinem Traktat »Über die Malkunst« aus dem Jahr 1435 festgestellt, die Malkunst birge »eine geradezu göttliche Kraft in sich und leistet nicht nur, was man der Freundschaft nachsagt – dass sie Abwesende vergegenwärtigt –; vielmehr stellt sie auch Verstorbene erkennbar vor Augen, sogar noch denen, die viele Jahrhunderte später leben. Das aber trägt dem Künstler Bewunderung ein und verschafft den Betrachtern Lust.«

Die großangelegte Schau wird begleitet durch ein adäquates Katalogbuch aus dem Münchner Hirmer Verlag: 2,2 Kilogramm schwer, sind auf großzügigen Kunstdrucktafeln alle ausgestellten Werke abgebildet. Fünf umfangreiche Essays beleuchten Themen wie »Florenz und das Portrait der Renaissance«, die Bildkunst an den Höfen oder das Portrait in der Frührenaissance. Über ein weiteres Dutzend Beiträge macht das Buch zum aktuellen Standardwerk. Die Ausstellungsstücke werden ausführlich erläutert, was insbesondere nach dem Besuch auf der Berliner Museumsinsel von langem Wert ist. Last but not least für Kunstinteressierte hilfreich: das ausführliche Literaturregister zur Malerei der Renaissance und die Ausstellung berührende Themenfelder. Es lädt ein, sich weiter einzulesen in diese hoch spannende Zeit und ihre Kunst.

geschrieben am 29.08.2011 | 593 Wörter | 3643 Zeichen

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