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Zwei bemerkenswerte Frauen


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Antje Jürgens

Zwei bemerkenswerte Frauen Zur Autorin Die heute in London lebende, 1962 in den USA/Washington, DC., geborene und aufgewachsene Tracy Chevalier war das jüngste von drei Kindern. Sie studierte Anglistik in Ohio und – nach ihrem Umzug Anfang der 1980er-Jahre nach England - kreatives Schreiben. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1998 vollendete sie ihren Roman bisher erfolgreichsten Roman – Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Das Schreiben ist mittlerweile eine Vollzeitbeschäftigung für sie und zahlt sich auch aus. So gewann Das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht nur den Barnes und Noble Award – es wurde über 4 Millionen Mal weltweit verkauft und 2003 mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt. Auch die anderen Bücher der Autorin eroberten kurz nach Erscheinen die Bestsellerlisten Englands. Zum Buch Das Erste, was mir an dem Buch auffiel, war das Umschlagmotiv. Es zeigt neben einem Küstenabschnitt mit zwei Frauen einen goldfarbenen Ammoniten. Dieser ist etwas herausgearbeitet, was man beim Darüberstreichen fühlt. Auch in Zwei bemerkenswerte Frauen vermischt Chevalier einmal mehr Fiktives mit historisch belegten Personen und Tatsachen. Dafür bedient sie sich – wie man ihrer Anmerkung im Buch entnehmen kann - der beiden von der Fachwelt lange totgeschwiegenen, aber dennoch belegten Frauen Mary Anning und Elizabeth Philpot, die sehr erfolgreich im Bereich der Fossilienforschung tätig waren. Der Roman spielt im England des 19. Jahrhunderts und umfasst einen mehrjährigen Zeitraum. Elizabeth zieht zusammen mit ihren ebenfalls ledigen Schwestern aus finanziellen Gründen in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Ihr Leben verändert sich dadurch drastisch. Doch nachdem sie es zunächst eher als Strafe betrachtet, aufs Land abgeschoben zu werden, muss sie bald feststellen, dass der Umzug auch gewisse Vorteile bietet. So lebt sie beispielsweise wesentlich freier als im sittenstrengen London. Und einen Zeitvertreib hat sie auch bald gefunden, denn die Küste ist durchsetzt von Fossilien, die teils nach und nach durch die Flut freigespült werden, teils ausgegraben werden müssen. Hierbei begegnet sie Mary, die in Lyme Regis geboren und aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ein Zubrot verdienen sie sich durch den Verkauf von Fossilien. Entgegen aller Konventionen und trotz des Altersunterschiedes freunden sich Mary und Elizabeth an, verbringen viel gemeinsame Zeit, machen spektakuläre Entdeckungen. Und verlieben sich in den gleichen Mann, was fatale Folgen nach sich zieht und die Freundschaft schweren Prüfungen unterwirft. Meine Meinung Auch in diesem Roman ist es Chevalier gelungen, ein so lebensnahes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen, dass man mit ihnen fühlt, fiebert und leidet. Nicht nur der beiden Haupt-, sondern auch sämtlicher Nebenfiguren. Atmosphärisch dicht gewebt, öffnet jede Szene einen klaren Blicken auf die verstaubten Konventionen, die Missstände, aber auch auf die dünkelhafte Ignoranz und die Verschlossenheit der männlich-dominierten (naturwissenschaftlichen) Welt jener Zeit. Daneben gibt es noch die kindliche Neugier mit der Elizabeth an die Fossiliensuche herangeht oder die abgeklärte, geduldige, großzügige und immer wieder begeisterungsfähige Mary, die nicht nur ihr dabei hilft. Die Autorin lässt einmal sie, dann wieder Elizabeth zu Wort kommen. Auch dadurch werden die gesellschaftlichen Unterschiede deutlich. Elizabeth, etwas exzentrisch, die sich gewählt und sprachgewandt auszudrücken vermag. Mary, deren einfaches Gemüt sich ebenso wie ihre mangelhafte Bildung in ihrer Sprache und bisweilen auch in ihrem Tun niederschlägt. Der Kampf um die Anerkennung ihrer Leistung ist hart, scheint manchmal vergeblich bis unmöglich zu sein. Die sanften und dennoch eindringlichen Worte, mit denen Chevalier ihr Schicksal und den Verrat an ihr beschrieben hat, wecken den Kampfgeist. Nicht nur von Elizabeth, fast möchte man selbst mit zur Tat schreiten, um zu helfen. Ein kleines Manko der Geschichte ist, dass die Beschreibung von Ausgrabungsszenen relativ häufig vorkommt. Das wirkt etwas störend, obwohl es natürlich rein von der Fossilienthematik her passt. Die ist zwar eindeutig die Passion beider Hauptfiguren, aber für mein Dafürhalten trotz aller Fundbeschreibungen auf vielen Seiten nur ein Nebenhandlungsstrang. Was mich viel mehr angesprochen hat, war die Emanzipierung, die die beiden Frauen durchlaufen. Und das alles in einer Zeit, in der das bis dahin geltende Weltbild aufgrund fossiler Funde ins Wanken geriet – was die Männer zwar (hin und wieder unter empörten Aufschreien der Kirche) machen durften, bei Frauen jedoch als skandalös und untragbar empfunden wurde. Die ebenfalls enthaltene Liebesgeschichte ist eher angedeutet, dennoch berührt sie. Ebenso die Eifersüchteleien, die in diesem Zusammenhang entstehen. Dass die Frauen ihre Freundschaft über dieses Zerwürfnis hinaus in gewisser Weise retten können, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben, wie alles andere. Chevalier bedient sich nicht falscher Dramatik, dafür aber einer gut strukturieren und greifbaren Dynamik, die den Roman trotz aller Versteinerungen lebendig lesenswert macht. Fazit Ein wunderschönes, unaufgeregt erzähltes Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft und das Behaupten zweier starker Frauen in einer verknöcherten, männlich-dominierten Gesellschaft. Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

Zur Autorin

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rezensiert seit
Buchtitel
1
08.07.2013
3
12.05.2013

Die heute in London lebende, 1962 in den USA/Washington, DC., geborene und aufgewachsene Tracy Chevalier war das jüngste von drei Kindern. Sie studierte Anglistik in Ohio und – nach ihrem Umzug Anfang der 1980er-Jahre nach England - kreatives Schreiben. Kurz vor der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1998 vollendete sie ihren Roman bisher erfolgreichsten Roman – Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Das Schreiben ist mittlerweile eine Vollzeitbeschäftigung für sie und zahlt sich auch aus. So gewann Das Mädchen mit dem Perlenohrring nicht nur den Barnes und Noble Award – es wurde über 4 Millionen Mal weltweit verkauft und 2003 mit Scarlett Johansson und Colin Firth in den Hauptrollen verfilmt. Auch die anderen Bücher der Autorin eroberten kurz nach Erscheinen die Bestsellerlisten Englands.

Zum Buch

Das Erste, was mir an dem Buch auffiel, war das Umschlagmotiv. Es zeigt neben einem Küstenabschnitt mit zwei Frauen einen goldfarbenen Ammoniten. Dieser ist etwas herausgearbeitet, was man beim Darüberstreichen fühlt.

Auch in Zwei bemerkenswerte Frauen vermischt Chevalier einmal mehr Fiktives mit historisch belegten Personen und Tatsachen. Dafür bedient sie sich – wie man ihrer Anmerkung im Buch entnehmen kann - der beiden von der Fachwelt lange totgeschwiegenen, aber dennoch belegten Frauen Mary Anning und Elizabeth Philpot, die sehr erfolgreich im Bereich der Fossilienforschung tätig waren.

Der Roman spielt im England des 19. Jahrhunderts und umfasst einen mehrjährigen Zeitraum. Elizabeth zieht zusammen mit ihren ebenfalls ledigen Schwestern aus finanziellen Gründen in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis. Ihr Leben verändert sich dadurch drastisch. Doch nachdem sie es zunächst eher als Strafe betrachtet, aufs Land abgeschoben zu werden, muss sie bald feststellen, dass der Umzug auch gewisse Vorteile bietet. So lebt sie beispielsweise wesentlich freier als im sittenstrengen London. Und einen Zeitvertreib hat sie auch bald gefunden, denn die Küste ist durchsetzt von Fossilien, die teils nach und nach durch die Flut freigespült werden, teils ausgegraben werden müssen. Hierbei begegnet sie Mary, die in Lyme Regis geboren und aufgewachsen ist und dort mit ihrer Familie in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ein Zubrot verdienen sie sich durch den Verkauf von Fossilien. Entgegen aller Konventionen und trotz des Altersunterschiedes freunden sich Mary und Elizabeth an, verbringen viel gemeinsame Zeit, machen spektakuläre Entdeckungen. Und verlieben sich in den gleichen Mann, was fatale Folgen nach sich zieht und die Freundschaft schweren Prüfungen unterwirft.

Meine Meinung

Auch in diesem Roman ist es Chevalier gelungen, ein so lebensnahes Bild ihrer Charaktere zu zeichnen, dass man mit ihnen fühlt, fiebert und leidet. Nicht nur der beiden Haupt-, sondern auch sämtlicher Nebenfiguren. Atmosphärisch dicht gewebt, öffnet jede Szene einen klaren Blicken auf die verstaubten Konventionen, die Missstände, aber auch auf die dünkelhafte Ignoranz und die Verschlossenheit der männlich-dominierten (naturwissenschaftlichen) Welt jener Zeit. Daneben gibt es noch die kindliche Neugier mit der Elizabeth an die Fossiliensuche herangeht oder die abgeklärte, geduldige, großzügige und immer wieder begeisterungsfähige Mary, die nicht nur ihr dabei hilft. Die Autorin lässt einmal sie, dann wieder Elizabeth zu Wort kommen. Auch dadurch werden die gesellschaftlichen Unterschiede deutlich. Elizabeth, etwas exzentrisch, die sich gewählt und sprachgewandt auszudrücken vermag. Mary, deren einfaches Gemüt sich ebenso wie ihre mangelhafte Bildung in ihrer Sprache und bisweilen auch in ihrem Tun niederschlägt. Der Kampf um die Anerkennung ihrer Leistung ist hart, scheint manchmal vergeblich bis unmöglich zu sein. Die sanften und dennoch eindringlichen Worte, mit denen Chevalier ihr Schicksal und den Verrat an ihr beschrieben hat, wecken den Kampfgeist. Nicht nur von Elizabeth, fast möchte man selbst mit zur Tat schreiten, um zu helfen.

Ein kleines Manko der Geschichte ist, dass die Beschreibung von Ausgrabungsszenen relativ häufig vorkommt. Das wirkt etwas störend, obwohl es natürlich rein von der Fossilienthematik her passt. Die ist zwar eindeutig die Passion beider Hauptfiguren, aber für mein Dafürhalten trotz aller Fundbeschreibungen auf vielen Seiten nur ein Nebenhandlungsstrang. Was mich viel mehr angesprochen hat, war die Emanzipierung, die die beiden Frauen durchlaufen. Und das alles in einer Zeit, in der das bis dahin geltende Weltbild aufgrund fossiler Funde ins Wanken geriet – was die Männer zwar (hin und wieder unter empörten Aufschreien der Kirche) machen durften, bei Frauen jedoch als skandalös und untragbar empfunden wurde.

Die ebenfalls enthaltene Liebesgeschichte ist eher angedeutet, dennoch berührt sie. Ebenso die Eifersüchteleien, die in diesem Zusammenhang entstehen. Dass die Frauen ihre Freundschaft über dieses Zerwürfnis hinaus in gewisser Weise retten können, wird ebenso nachvollziehbar beschrieben, wie alles andere. Chevalier bedient sich nicht falscher Dramatik, dafür aber einer gut strukturieren und greifbaren Dynamik, die den Roman trotz aller Versteinerungen lebendig lesenswert macht.

Fazit

Ein wunderschönes, unaufgeregt erzähltes Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft und das Behaupten zweier starker Frauen in einer verknöcherten, männlich-dominierten Gesellschaft.

Copyright © 2011 by Antje Jürgens (AJ)

geschrieben am 10.03.2011 | 771 Wörter | 4626 Zeichen

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