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Skulpturen


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Rezension von

Kristina Scherer

Skulpturen Das vorliegende Werk beschäftigt sich mit einschlägigen Kunstwerken aus sieben Jahrhunderten und schildert dabei insbesondere die Entwicklung der Skulptur von der Romanik bis hin zum Zeitalter des Barock, wo bildhauerische Ausdrucksmöglichkeiten einen Höhepunkt erlangten. Auf 669 Seiten bietet dieses Meisterwerk der dynamischen und dramatischen Fotoästhetik nahezu tausend hochwertige sowie brillante Farbaufnahmen. Viele der perfekt in Szene gesetzten Plastiken wurden von mehreren Perspektiven aus abgelichtet. Zunächst werden die Kunstwerke in ihrer Gesamtheit dargestellt, bevor Detailansichten folgen. Begleitet werden die Aufnahmen des renommierten Fotografen Achim Bednorz von Kurzdarstellungen über die Skulpturentwicklung in Gesamteuropa sowie Künstlerportraits aus der Feder von Uwe Geese. Die Artikel sind parallel auf Deutsch und Italienisch verfasst und ermöglichen einen gezielten Überblick. Bednorz legte bei der Auswahl seiner Objekte großen Wert auf Ausdruck, Symbolik sowie Bedeutung der Skulpturen. Er fühlt mit den zu Stein erstarrten Seelen und teilt mit ihnen Verzweiflung und Hoffnung der vergangenen Jahrhunderte. Während in der Romanik (ca. 950-1250) das Tympanon als plastisch gestaltetes Bogenfeld über dem Eingang der Kirche die bedeutendste Erfindung repräsentierte, traten die Skulpturen im Zeitalter der Gotik erstmals aus den steinernen Folien der reliefierten Bildwände heraus. Die Lösung der Figuren aus dem romanischen Mauerverband bewirkte eine völlige Befreiung der Skulptur von der Architektur, die mit einer Vermenschlichung verbunden war. Die Figuren wurden nun zu selbstständigen und beweglichen Bildwerken, die mehr und mehr mit individuellen Merkmalen ausgestattet waren. Die Bildhauer der Gotik vollbrachten wahre Glanzleistungen, was Gewandstudien, Körperdarstellungen oder die Psychologiesierung der zu Stein erstarrten Seelen anbelangte. Die Skulpturen am Haupteingang des Königsportals der Kathedrale von Chartres, die zwischen 1145 und 1155 erbaut wurden, gelten als Inbegriff gotischer Bildhauerei (vgl. Seite 212/213). In der Renaissance (Wiedergeburt der Antike) trat der Mensch endgültig aus mittelalterlicher Fremdbestimmung heraus. Nicht länger war er gewillt, sich als ein sündiges, schuldbeladenes Wesen zu begreifen, das der Erlösung durch den göttlichen Gnadenakt bedurfte. Das Vertrauen auf die selbsterlösenden Kräfte wurde stärker. Der Mensch erlangte als individuelles, souveränes Wesen an Bedeutung. Zugleich wuchs die Sensibilität für die eigene Werthaftigkeit, persönliches Vermögen, sinnliche Natur sowie menschliche Schönheit. Mit dem Menschen befreite sich auch die Kunst von vorgegebenen Zielsetzungen. Kunst stellte nun nicht mehr unsichtbare oder transzendente Werte dar, sondern wandte sich der unmittelbaren Realität zu. Um einen Menschen richtig abbilden zu können, begannen die Künstler, sich eingehend mit dessen Anatomie zu beschäftigen. Diese Beschäftigung mit dem Wesen der Dinge führte zu einer Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft, wie sie vorher noch nie dagewesen war. An der Schwelle vom 14. zum 15. Jahrhundert entsteht in Dijon ein plastisches Kunstwerk, welches erstmals ein Herrscherpaar an die Stelle der im Gewände des Kirchenportals sonst üblichen Heiligenfiguren stellt. Als wohl herausragendste Künstlerpersönlichkeit seiner Zeit wird Michelangelo Buonarroti angesehen. Er betätigte er sich als Architekt, Maler sowie Dichter, wobei seine eigentliche Berufung der Bildhauerei galt. Eng mit dem Haus der Medici verbunden, entstanden um 1490 zahlreiche Bildwerke, in denen sich Michelangelo intensiv mit den Gestaltungsprinzipien der antiken Plastik auseinander setzte. Bahnbrechend für die weitere Skulptur des 16. Jahrhunderts wirkte dabei die Aufstellung des David im Juni 1504 vor dem Palazzo Vecchio (vgl. Seite 417). Während Kolosalmaß, Nackheit sowie athletische Durchbildung der Skulptur unmittelbar an der Antike orientiert sind, ist die Ausbildung geistiger Kraft zukunftsweisend. Der Begriff des Barock bezeichnet die letzte, alle Gattungen umfassende Epoche der europäischen Kunst, die um 1600 beginnt und gegen 1750 endet. Das 17. Jahrhundert in Europa war geprägt von Wandlungsprozessen, welche die politischen Strukturen dauerhaft veränderten, das gesellschaftliche Leben beeinflussten und sich in Gegensätzen äußerten. Verheerende Kriege, politische Instabilität und soziale Not der Bevölkerung standen Wohlstand und immenser Prachtentfaltung fürstlicher Höfe gegenüber. Die Skulptur erlebte im Zeitalter des Barock eine außerordentliche Blüte. Bei der Innenraumgestaltung von Kirchen, die meist mit gigantischen Deckenfresken verziert waren, kam der Skulptur oft die Aufgabe zu, die Grenze zwischen den Realitätsebenen zugunsten der Illusion zu verschieben. Die Gesamtwirkung eines Kunstwerkes wurde durch virtuose Vermischung der unterschiedlichsten Elemente intensiviert. Starke Kontraste von Licht und Schatten verbesserten die dramatische Wirkung vieler Plastiken. Die Skulpturen fungierten als Dekoration des Gesamtkunstwerkes und repräsentierten die äußerste Vervollkommnung. Die Architektur des Barock war in Rom entstanden: Die monumentalen barocken Sakralbauten unterstrichen suggestiv Macht und Autorität der seit dem Konzil von Trient (1545-63) erstarkten katholischen Kirche der Gegenreformation. Nie gab die Kirche so viele Kunstwerke in Auftrag wie im Zeitalter des Barock. Ebenso wie die Kirchenfürsten ließen auch weltliche Herrscher ihre Macht durch Kunstwerke zum Ausdruck bringen und versuchten, mit der Kirche zu konkurrieren. Die Rolle, die der Hof zu Versailles zwischen 1660 und 1715 (Tod Ludwigs XIV.) als Auftraggeber für die Künste spielte, war in Frankreich und auch im übrigen Europa unvergleichlich. Das Schloss zu Versailles, welches durch Wiederholung identischer Architekturmerkmale entstanden war, wurde 1690 vollendet. Die monumentale, streng symmetrische Schlossanlage ist der zu Stein gewordene Geist des Absolutismus. Die Hofgesellschaft war auf Repräsentation nach außen angewiesen, um die Spannungen hinter den herausgeputzten Fassaden zu verbergen. Auch der Schlossgarten fügte sich dem propagandistischen Prinzip Ludwigs XIV. Eine Vielzahl von Skulpturen, Wasserspielen und prächtigen Pflanzen ließen die barocke Parkanlage zu einer Sinfonie des schönen Scheins werden. Die Epoche des Barock brachte die ansprechendsten und beeindruckendsten Kunstwerke hervor. Es wurde nie leidenschaftlicher gebaut als zu dieser Zeit. Mit Gianlorenzo Bernini betrat schließlich ein Bildhauer die Kunstszene, der die Entwicklung der Barockskulptur entscheidend prägte. Der führende Kirchenkünstler in Italien erlangte Weltruhm und wurde zu Lebzeiten verehrt wie nur Michelangelo vor ihm. Sein Schaffen beeinflusste jahrzehntelang und über nationale Grenzen hinweg die nachfolgenden Künstlergenerationen. Berninis von dynamischer Spannung gekennzeichnetes Werk bot eine wichtige Orientierung für so verschiedene Künstler wie Pierre Puget oder Balthasar Permoser. Oft symbolisieren seine Kunstwerke eine Art Schwelle zwischen Himmel und Erde. Als maßgebende Skulptur für die Zeit des Hochbarock wird Gianlorenzo Berninis Marmorskulptur „Apollo und Daphne“ bezeichnet, die er 1625 fertigstellte (vgl. Seite 471). Mit der Apollo und Daphne- Gruppe setzte Bernini nach „Pluto und Proserpina“ (471) ein zweites Mal ein Thema der Metamorphosen des Ovid um. Sein frühes Hauptwerk schildert eindringlich den Moment der Verwandlung. Der Künstler erfasst das dramatische Geschehen, als Phöbus Apollo die Nymphe Daphne erreicht und sich der Frauenkörper in einen Lorbeerbaum transformiert. Er hält den Aufschrei Daphnes sowie das ungläubige Stutzen Apollos angesichts der unfassbaren sich vollziehenden Verwandlung fest und schildert somit den Höhepunkt des Geschehens. Die Skulpturen, deren Unmittelbarkeit von den verschiedenen Texturen des Marmors noch intensiver suggeriert wird, werden für den Betrachter gleichsam erzählend wirksam. Zwischen 1644 und 1647 schuf Bernini die Marmorskulptur „Die Ekstase der Heiligen Theresa von Avila“ (vgl. Seite 476). Dieses Werk, welches gleichzeitig höchsten Schmerz und größte Lust symbolisiert, gilt als eines der „zweideutigen Objekte“ der italienischen Kunst und hat seit seiner Entstehung viele Betrachter zu unterschiedlichen Interpretationen angeregt. Der Zwinger in Leipzig hingegen gilt als Hauptwerk der deutschen Barockkunst. Aber auch die Augustiner- Chorherren- Klosterkirche in Rohr, zu sehen auf den Seiten 642/43, ist nicht zu verachten. Dieser lebendige Bildband im handlichen Format repräsentiert die perfekte Geschenkidee. Er ist außerdem ein Muss für alle Studenten der Kunstgeschichte, Geschichte und Theologie sowie für andere Kulturinteressierte. Auch sei er allen Menschen nahe gelegt, die mit Hilfe des Zaubers bildhauerischer Meilensteine zu sich selbst oder zu der wahren Bedeutung der Kunst finden möchten; denn „der wahre Zweck der Kunst besteht nicht darin, schöne Dinge zu schaffen, sondern im Begreifen, im Durchdringen der Welt und darin, seinen Platz in ihr zu finden.“ Das alles gibt es übrigens für unglaubliche 14,90 Euro...

Das vorliegende Werk beschäftigt sich mit einschlägigen Kunstwerken aus sieben Jahrhunderten und schildert dabei insbesondere die Entwicklung der Skulptur von der Romanik bis hin zum Zeitalter des Barock, wo bildhauerische Ausdrucksmöglichkeiten einen Höhepunkt erlangten. Auf 669 Seiten bietet dieses Meisterwerk der dynamischen und dramatischen Fotoästhetik nahezu tausend hochwertige sowie brillante Farbaufnahmen. Viele der perfekt in Szene gesetzten Plastiken wurden von mehreren Perspektiven aus abgelichtet. Zunächst werden die Kunstwerke in ihrer Gesamtheit dargestellt, bevor Detailansichten folgen. Begleitet werden die Aufnahmen des renommierten Fotografen Achim Bednorz von Kurzdarstellungen über die Skulpturentwicklung in Gesamteuropa sowie Künstlerportraits aus der Feder von Uwe Geese. Die Artikel sind parallel auf Deutsch und Italienisch verfasst und ermöglichen einen gezielten Überblick.

weitere Rezensionen von Kristina Scherer


Bednorz legte bei der Auswahl seiner Objekte großen Wert auf Ausdruck, Symbolik sowie Bedeutung der Skulpturen. Er fühlt mit den zu Stein erstarrten Seelen und teilt mit ihnen Verzweiflung und Hoffnung der vergangenen Jahrhunderte.

Während in der Romanik (ca. 950-1250) das Tympanon als plastisch gestaltetes Bogenfeld über dem Eingang der Kirche die bedeutendste Erfindung repräsentierte, traten die Skulpturen im Zeitalter der Gotik erstmals aus den steinernen Folien der reliefierten Bildwände heraus. Die Lösung der Figuren aus dem romanischen Mauerverband bewirkte eine völlige Befreiung der Skulptur von der Architektur, die mit einer Vermenschlichung verbunden war. Die Figuren wurden nun zu selbstständigen und beweglichen Bildwerken, die mehr und mehr mit individuellen Merkmalen ausgestattet waren. Die Bildhauer der Gotik vollbrachten wahre Glanzleistungen, was Gewandstudien, Körperdarstellungen oder die Psychologiesierung der zu Stein erstarrten Seelen anbelangte. Die Skulpturen am Haupteingang des Königsportals der Kathedrale von Chartres, die zwischen 1145 und 1155 erbaut wurden, gelten als Inbegriff gotischer Bildhauerei (vgl. Seite 212/213).

In der Renaissance (Wiedergeburt der Antike) trat der Mensch endgültig aus mittelalterlicher Fremdbestimmung heraus. Nicht länger war er gewillt, sich als ein sündiges, schuldbeladenes Wesen zu begreifen, das der Erlösung durch den göttlichen Gnadenakt bedurfte. Das Vertrauen auf die selbsterlösenden Kräfte wurde stärker. Der Mensch erlangte als individuelles, souveränes Wesen an Bedeutung. Zugleich wuchs die Sensibilität für die eigene Werthaftigkeit, persönliches Vermögen, sinnliche Natur sowie menschliche Schönheit. Mit dem Menschen befreite sich auch die Kunst von vorgegebenen Zielsetzungen. Kunst stellte nun nicht mehr unsichtbare oder transzendente Werte dar, sondern wandte sich der unmittelbaren Realität zu. Um einen Menschen richtig abbilden zu können, begannen die Künstler, sich eingehend mit dessen Anatomie zu beschäftigen. Diese Beschäftigung mit dem Wesen der Dinge führte zu einer Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft, wie sie vorher noch nie dagewesen war. An der Schwelle vom 14. zum 15. Jahrhundert entsteht in Dijon ein plastisches Kunstwerk, welches erstmals ein Herrscherpaar an die Stelle der im Gewände des Kirchenportals sonst üblichen Heiligenfiguren stellt. Als wohl herausragendste Künstlerpersönlichkeit seiner Zeit wird Michelangelo Buonarroti angesehen. Er betätigte er sich als Architekt, Maler sowie Dichter, wobei seine eigentliche Berufung der Bildhauerei galt. Eng mit dem Haus der Medici verbunden, entstanden um 1490 zahlreiche Bildwerke, in denen sich Michelangelo intensiv mit den Gestaltungsprinzipien der antiken Plastik auseinander setzte. Bahnbrechend für die weitere Skulptur des 16. Jahrhunderts wirkte dabei die Aufstellung des David im Juni 1504 vor dem Palazzo Vecchio (vgl. Seite 417). Während Kolosalmaß, Nackheit sowie athletische Durchbildung der Skulptur unmittelbar an der Antike orientiert sind, ist die Ausbildung geistiger Kraft zukunftsweisend.

Der Begriff des Barock bezeichnet die letzte, alle Gattungen umfassende Epoche der europäischen Kunst, die um 1600 beginnt und gegen 1750 endet. Das 17. Jahrhundert in Europa war geprägt von Wandlungsprozessen, welche die politischen Strukturen dauerhaft veränderten, das gesellschaftliche Leben beeinflussten und sich in Gegensätzen äußerten. Verheerende Kriege, politische Instabilität und soziale Not der Bevölkerung standen Wohlstand und immenser Prachtentfaltung fürstlicher Höfe gegenüber.

Die Skulptur erlebte im Zeitalter des Barock eine außerordentliche Blüte. Bei der Innenraumgestaltung von Kirchen, die meist mit gigantischen Deckenfresken verziert waren, kam der Skulptur oft die Aufgabe zu, die Grenze zwischen den Realitätsebenen zugunsten der Illusion zu verschieben. Die Gesamtwirkung eines Kunstwerkes wurde durch virtuose Vermischung der unterschiedlichsten Elemente intensiviert. Starke Kontraste von Licht und Schatten verbesserten die dramatische Wirkung vieler Plastiken. Die Skulpturen fungierten als Dekoration des Gesamtkunstwerkes und repräsentierten die äußerste Vervollkommnung.

Die Architektur des Barock war in Rom entstanden: Die monumentalen barocken Sakralbauten unterstrichen suggestiv Macht und Autorität der seit dem Konzil von Trient (1545-63) erstarkten katholischen Kirche der Gegenreformation. Nie gab die Kirche so viele Kunstwerke in Auftrag wie im Zeitalter des Barock. Ebenso wie die Kirchenfürsten ließen auch weltliche Herrscher ihre Macht durch Kunstwerke zum Ausdruck bringen und versuchten, mit der Kirche zu konkurrieren. Die Rolle, die der Hof zu Versailles zwischen 1660 und 1715 (Tod Ludwigs XIV.) als Auftraggeber für die Künste spielte, war in Frankreich und auch im übrigen Europa unvergleichlich. Das Schloss zu Versailles, welches durch Wiederholung identischer Architekturmerkmale entstanden war, wurde 1690 vollendet. Die monumentale, streng symmetrische Schlossanlage ist der zu Stein gewordene Geist des Absolutismus. Die Hofgesellschaft war auf Repräsentation nach außen angewiesen, um die Spannungen hinter den herausgeputzten Fassaden zu verbergen. Auch der Schlossgarten fügte sich dem propagandistischen Prinzip Ludwigs XIV. Eine Vielzahl von Skulpturen, Wasserspielen und prächtigen Pflanzen ließen die barocke Parkanlage zu einer Sinfonie des schönen Scheins werden.

Die Epoche des Barock brachte die ansprechendsten und beeindruckendsten Kunstwerke hervor. Es wurde nie leidenschaftlicher gebaut als zu dieser Zeit. Mit Gianlorenzo Bernini betrat schließlich ein Bildhauer die Kunstszene, der die Entwicklung der Barockskulptur entscheidend prägte. Der führende Kirchenkünstler in Italien erlangte Weltruhm und wurde zu Lebzeiten verehrt wie nur Michelangelo vor ihm. Sein Schaffen beeinflusste jahrzehntelang und über nationale Grenzen hinweg die nachfolgenden Künstlergenerationen. Berninis von dynamischer Spannung gekennzeichnetes Werk bot eine wichtige Orientierung für so verschiedene Künstler wie Pierre Puget oder Balthasar Permoser. Oft symbolisieren seine Kunstwerke eine Art Schwelle zwischen Himmel und Erde. Als maßgebende Skulptur für die Zeit des Hochbarock wird Gianlorenzo Berninis Marmorskulptur „Apollo und Daphne“ bezeichnet, die er 1625 fertigstellte (vgl. Seite 471). Mit der Apollo und Daphne- Gruppe setzte Bernini nach „Pluto und Proserpina“ (471) ein zweites Mal ein Thema der Metamorphosen des Ovid um. Sein frühes Hauptwerk schildert eindringlich den Moment der Verwandlung. Der Künstler erfasst das dramatische Geschehen, als Phöbus Apollo die Nymphe Daphne erreicht und sich der Frauenkörper in einen Lorbeerbaum transformiert. Er hält den Aufschrei Daphnes sowie das ungläubige Stutzen Apollos angesichts der unfassbaren sich vollziehenden Verwandlung fest und schildert somit den Höhepunkt des Geschehens. Die Skulpturen, deren Unmittelbarkeit von den verschiedenen Texturen des Marmors noch intensiver suggeriert wird, werden für den Betrachter gleichsam erzählend wirksam. Zwischen 1644 und 1647 schuf Bernini die Marmorskulptur „Die Ekstase der Heiligen Theresa von Avila“ (vgl. Seite 476). Dieses Werk, welches gleichzeitig höchsten Schmerz und größte Lust symbolisiert, gilt als eines der „zweideutigen Objekte“ der italienischen Kunst und hat seit seiner Entstehung viele Betrachter zu unterschiedlichen Interpretationen angeregt.

Der Zwinger in Leipzig hingegen gilt als Hauptwerk der deutschen Barockkunst. Aber auch die Augustiner- Chorherren- Klosterkirche in Rohr, zu sehen auf den Seiten 642/43, ist nicht zu verachten.

Dieser lebendige Bildband im handlichen Format repräsentiert die perfekte Geschenkidee. Er ist außerdem ein Muss für alle Studenten der Kunstgeschichte, Geschichte und Theologie sowie für andere Kulturinteressierte. Auch sei er allen Menschen nahe gelegt, die mit Hilfe des Zaubers bildhauerischer Meilensteine zu sich selbst oder zu der wahren Bedeutung der Kunst finden möchten; denn „der wahre Zweck der Kunst besteht nicht darin, schöne Dinge zu schaffen, sondern im Begreifen, im Durchdringen der Welt und darin, seinen Platz in ihr zu finden.“

Das alles gibt es übrigens für unglaubliche 14,90 Euro...

geschrieben am 25.11.2004 | 1217 Wörter | 7915 Zeichen

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