ISBN | 0099529785 | |
Autor | Salman Rushdie | |
Verlag | Random House | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 647 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
Saleem Sinai ist der Protagonist und Erzähler von “Midnight's Children”. Er wird gleichzeitig mit einem anderen Kind um Mitternacht am 15. August 1947 geboren, genau zu der Zeit, als Indien unabhängig wird. Er wird jedoch mit dem anderen Jungen vertauscht und von einer wohlhabenden Familie in Bombay aufgezogen, während der Junge, dessen Platz er einnimmt, in Armut aufwächst. Saleem hat die Begabung der Telepathie und einen übernatürlichen Geruchssinn. Diese beiden Fähigkeiten machen es ihm möglich, die anderen Mitternachtskinder zu finden und die Midnight's Children's Conference zu gründen. Mit fast 31 Jahren nähert er sich seiner Meinung nach auch seinem Tod. Denn sein Körper fällt auseinander, hat schon lange tiefe Risse und es ist nur eine Frage der Zeit bis nur noch Staub von ihm übrig ist. Im Wettlauf mit der Zeit erzählt Saleem seine Lebensgeschichte. Seine aufmerksame und oftmals auch sehr kritische Zuhörerin ist Padma, seine ihm treu ergebene, ihn liebende Gefährtin.
Die Erzählung, die im Jahr 1915, also 32 Jahre vor seiner eigenen Geburt, mit seinem Großvater Aadam beginnt, ist manchmal nicht ganz wahrheitsgetreu und märchenhaft.
Saleems Erzählung gibt somit nicht nur seine Lebensgeschichte wider, sondern die Geschichte ganz Indiens nach dem Kolonialismus. Alle großen Ereignisse in seinem Leben hängen mit wichtigen politischen Veränderungen der indischen Geschichte zusammen. Wegen Saleems mythisch erscheinender Geburt und seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten trachtet Indira Ghandi, die indische Premierministerin, ihm und allen anderen Mitternachtskindern nach dem Leben.
Eines Tages finden seine Eltern heraus, dass Saleem unmöglich ihr leiblicher Sohn sein kann. Seine Mutter muss schließlich für vier Jahre mit den Kindern vor ihrem gewalttätigen Mann nach Pakistan zu ihrer Schwester fliehen. Als Indien im Krieg mit China verliert, zieht schließlich die ganze Familie nach Pakistan. Nach unruhigen, von Gräueln geprägten Jahren, in denen er immer wieder auch Shiva begegnet, dessen Platz er bei seiner Geburt unfreiwillig eingenommen hat, kann Saleem wieder nach Indien zurückkehren, wo er Padma kennenlernt und der Kreis sich schließt.
Salman Rushdies märchenhafte, bilderreiche Sprache erinnert an Scheherazade, die ähnlich wie Saleem um ihr Leben erzählt, der befürchtet, bald zu Staub zu zerfallen. Die politischen Geschehnisse haben Indien geprägt und auch wenn es schon mehr als ein halbes Jahrhundert her ist, dass Indira Ghandi Indien regierte, dieses große Land unabhängig wurde, sich Pakistan abspaltete, so sind diese Ereignisse heute wie damals von enormer Bedeutung. Der Autor hat seiner Heimat mit diesem Buch ein literarisches Monument geschaffen, das ihm in seiner Größe und Vielfalt gerecht wird wie kein zweites. Gleichzeitig ist es in seiner Botschaft zeitlos.
Rushdie ist auch ein mutiger Autor, wurde er doch nicht nur in Indien zensiert und musste für seinen späteren Roman „The Satanic Verses“ lange Zeit in Angst um sein Leben verbringen. So sehr der Roman „Midnight’s Children“ auf Indien zugeschnitten ist, steht er doch auch als Sinnbild für Unterdrückung, Intoleranz, Machtgier und Unmenschlichkeit auf der ganzen Welt.
Es ist wichtig, dass jemand unbequeme Wahrheiten ausspricht und es ist genauso wichtig, dass jemand zuhört oder – in Rushdies Fall- sie liest.
geschrieben am 22.12.2008 | 493 Wörter | 2837 Zeichen
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