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Von der Pampelmuse geküßt


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Rezension von

Lesefreund

Von der Pampelmuse geküßt Heinz Erhardt gilt vielen als ein Meister des sprunghaft-wendigen Ulks. Mit seinen kleinen Texten und heiter-amüsanten Vorträgen manövriert Erhardt immer wieder zwischen der Skylla ostentativer Peinlichkeit und der Charybdis seines eigenen Sprach-Genies hindurch. Es gibt viel zu Lachen, doch auch einiges zu belächeln. Bekannt ist Erhardt manchem noch aus den Stücken seiner Frühzeit, da er als Stegreif-Redner Wortspiele mit Redewendungen und verdrehten Zitaten zu einer Kunst mit hohem Unterhaltungswert entwickelte. Erhardt amüsiert sein Publikum sowohl mit Zweizeilern - man denke etwa an 'Trara-trara, die Pest ist da!' - als auch mit kleinen Theater-Einlagen wie beispielsweise 'Der keusche Josef oder der Heftling': "Sie sind so hübsch und noch so herrlich jung, Josef!" - "Früher war ich noch jünger ...". Doch wer Erhardt allein für einen Spaßvogel hält, fehlt weit. Seine Parodien und Sentenzen beziehen ihre Stoffe nicht selten aus bildungsbürgerlichen Inhalten. So werden zum Beispiel Schiller und Goethe nicht nur persifliert, sondern eben auch als große Vorbilder gewürdigt; man denke an den 'König Erl' (Goethes Ballade 'Erlkönig') oder an den "Tauchenichts" (in Anlehnung an Schillers 'Taucher'). Es sind die bewussten und mit großer sprachspielerischer Geschicklichkeit gestalteten Verdrehungen bekannter deutscher Redensarten, welche Erhardt in seinem Duktus unverkennbar machen, wenn er zuweilen auch ein wenig unterbelichtet daherkommt - doch dies ist eben seine typisch erhardtsche Maskerade. Auch dass an Erhardt ein ernst zu nehmender Melancholiker verloren gegangen ist, übersieht man oft, wenn man es bei seinem Humor bewenden lässt. An dieser Stelle zeichnet Deterings Auswahl ein differenzierteres Bild, indem sie dem Leser auch Texte wie 'Depressionen' oder 'Alterserscheinung' präsentiert, die natürlich - typisch für Erhardt - nie ganz Ernst gemeint sind, aber doch erahnen lassen, dass hinter der Oberfläche des heiter-einfältig wirkenden Komödianten auch noch eine andere Stimmungslage mitschwingt. Deterings Nachwort zu seiner Auswahl-Ausgabe, das er mit einer Kurzbiographie Erhardts einleitet, ist darüber hinaus insofern informativ, als es den Leser erfahren lässt, in welchem Spannungsfeld sich Erhardt zeit seines Lebens befand, da ihm mit jedem erfolgreichen Auftritt bewusst wurde, dass er als Komiker zwar beliebt, als Autor jedoch niemals anerkannt sein würde. Dieses Leiden am eigenen Komisch-Sein stimmt dann sogar im Falle Erhardts ein wenig nachdenklich - wenn nicht gar traurig.

Heinz Erhardt gilt vielen als ein Meister des sprunghaft-wendigen Ulks. Mit seinen kleinen Texten und heiter-amüsanten Vorträgen manövriert Erhardt immer wieder zwischen der Skylla ostentativer Peinlichkeit und der Charybdis seines eigenen Sprach-Genies hindurch. Es gibt viel zu Lachen, doch auch einiges zu belächeln.

Bekannt ist Erhardt manchem noch aus den Stücken seiner Frühzeit, da er als Stegreif-Redner Wortspiele mit Redewendungen und verdrehten Zitaten zu einer Kunst mit hohem Unterhaltungswert entwickelte. Erhardt amüsiert sein Publikum sowohl mit Zweizeilern - man denke etwa an 'Trara-trara, die Pest ist da!' - als auch mit kleinen Theater-Einlagen wie beispielsweise 'Der keusche Josef oder der Heftling': "Sie sind so hübsch und noch so herrlich jung, Josef!" - "Früher war ich noch jünger ...".

Doch wer Erhardt allein für einen Spaßvogel hält, fehlt weit. Seine Parodien und Sentenzen beziehen ihre Stoffe nicht selten aus bildungsbürgerlichen Inhalten. So werden zum Beispiel Schiller und Goethe nicht nur persifliert, sondern eben auch als große Vorbilder gewürdigt; man denke an den 'König Erl' (Goethes Ballade 'Erlkönig') oder an den "Tauchenichts" (in Anlehnung an Schillers 'Taucher').

Es sind die bewussten und mit großer sprachspielerischer Geschicklichkeit gestalteten Verdrehungen bekannter deutscher Redensarten, welche Erhardt in seinem Duktus unverkennbar machen, wenn er zuweilen auch ein wenig unterbelichtet daherkommt - doch dies ist eben seine typisch erhardtsche Maskerade. Auch dass an Erhardt ein ernst zu nehmender Melancholiker verloren gegangen ist, übersieht man oft, wenn man es bei seinem Humor bewenden lässt. An dieser Stelle zeichnet Deterings Auswahl ein differenzierteres Bild, indem sie dem Leser auch Texte wie 'Depressionen' oder 'Alterserscheinung' präsentiert, die natürlich - typisch für Erhardt - nie ganz Ernst gemeint sind, aber doch erahnen lassen, dass hinter der Oberfläche des heiter-einfältig wirkenden Komödianten auch noch eine andere Stimmungslage mitschwingt.

Deterings Nachwort zu seiner Auswahl-Ausgabe, das er mit einer Kurzbiographie Erhardts einleitet, ist darüber hinaus insofern informativ, als es den Leser erfahren lässt, in welchem Spannungsfeld sich Erhardt zeit seines Lebens befand, da ihm mit jedem erfolgreichen Auftritt bewusst wurde, dass er als Komiker zwar beliebt, als Autor jedoch niemals anerkannt sein würde. Dieses Leiden am eigenen Komisch-Sein stimmt dann sogar im Falle Erhardts ein wenig nachdenklich - wenn nicht gar traurig.

geschrieben am 15.10.2007 | 350 Wörter | 2169 Zeichen

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