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Die Geschichte der Wall Street


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Die Geschichte der Wall Street Die Darstellung folgt den von Geisst in der Einleitung herausgearbeiteten vier Phasen der amerikanischen Finanzgeschichte. Die erste Phase reicht von den 1790er Jahern bis zum amerikanischen Bürgerkrieg, in der sich die Handelstechniken und großen Vermögen bildeten. Die zweite Phase reicht vom Bürgerkrieg bis zur großen Depression und wurde von dem mächtigsten Banken-Kartell in der amerikanischen Geschichte dominiert. Die dritte Phase reicht von den Jahren des New Deal bis zur Präsidentschaft Eisenhowers. Die letzte Phase reicht bis in unsere heutige Zeit und umfasste die Ölkrise und Inflation, Reagonomics, Neuen Markt und Asienkrise. Der bei weitem lebendigste Teil des Buches sind die Kapitel über die „Raubritter“ und den „Mondey-Trust“. Die großen „Raubritter“ wie Jay Gould, Vanderbilt, Rockefeller, Morgan und Carnegie werden als Persönlichkeiten sehr plastisch beschrieben. Die geschilderte Geschichte der Wirtschaftsimperien ist ebenso wechselreich wie die politischer Reiche. Morgans Bankhaus stieg zur Spinne in einem weit verzweigten Netz von Finanzbeteiligungen auf, das als Money-Trust in die Wirtschaftsgeschichte einging. In der Staatenwelt würde man wohl von einer Hegemonie sprechen, seine Gegner sprachen von einem Kartell. Leider macht der Autor nicht deutlich, wie er die Verantwortlichkeit für den Crash von 1929 gewichtet. Geisst macht den Money-Trust wesentlich mit verantwortlich für den Zusammenbruch der Wirtschaft. Allerdings stimmt seine Schilderung der Politik des leichten Geldes, die unter anderem auch Folge internationaler Absprachen war, mit der Überinvestitionstheorie der Österreichischen Schule überein. Zu Friedmans monetaristischen Thesen zum Zusammenbruch von 1929 findet sich keine direkte oder indirekte Bezugnahme. Ein wichtiges Thema des Buches ist der Kampf zwischen Regulierung und Deregulierung, dem Kampf zwischen wirklichen und angenommenen Kartellen auf der einen und dem politischen Populismus auf der anderen Seite. Geisst nimmt nicht Stellung für eine der beiden Richtungen, obwohl eine gewisse Sympathie für Franklin D. Roosevelts Regulierungspolitik klar zum Ausdruck kommt. Insgesamt zeigen aber gerade die Wechselfälle wie schwierig es ist, die komplexen historischen Abläufe nach einem ideologischen Schema zu beurteilen. Eine Regulierungsregelung, die in den 30er Jahren noch als Fortschritt erschien, die strikte Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken, erwies sich in den achtziger Jahren als ungeeignet, um einen breiten Wettbewerb aufrechtzuerhalten. Geisst hat die Finanzgeschichte der USA als großartige Erzählung geschrieben, jenseits aller Klischees und ideologischen Scheuklappen. Es bleibt nach der Lektüre eine Faszination für die Geschichte des amerikanischen Finanzkapitalismus, der man sich nicht entziehen kann. Das erstaunliche ist, dass trotz aller konjunkturellen Wechselfälle, Crashs und marktpolitischen Konflikte Technik und Wohlstand einen so gewaltigen Sprung gemacht haben, wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Eisenbahnen, Telegraphen, Elektrizität, Automobile, der Massenkonsum, dies alles sind Errungenschaften einer Epoche, in der sich Gier und Genialität die Hand reichten. Viele Anleger verloren ihr Geld, ja sogar ihre Existenz durch komplizierte und oft betrügerische Finanzkonstruktionen. Spekulation ist eben vor allem ein Handel mit Risiken und Chancen. An den Risiken sind viele gescheitert, aber ohne die Bereitschaft immer wieder Risiken einzugehen, wären Wohlstand und Technik nicht auf dem Niveau, das wir heute für selbstverständlich halten.

Die Darstellung folgt den von Geisst in der Einleitung herausgearbeiteten vier Phasen der amerikanischen Finanzgeschichte. Die erste Phase reicht von den 1790er Jahern bis zum amerikanischen Bürgerkrieg, in der sich die Handelstechniken und großen Vermögen bildeten. Die zweite Phase reicht vom Bürgerkrieg bis zur großen Depression und wurde von dem mächtigsten Banken-Kartell in der amerikanischen Geschichte dominiert. Die dritte Phase reicht von den Jahren des New Deal bis zur Präsidentschaft Eisenhowers. Die letzte Phase reicht bis in unsere heutige Zeit und umfasste die Ölkrise und Inflation, Reagonomics, Neuen Markt und Asienkrise.

Der bei weitem lebendigste Teil des Buches sind die Kapitel über die „Raubritter“ und den „Mondey-Trust“. Die großen „Raubritter“ wie Jay Gould, Vanderbilt, Rockefeller, Morgan und Carnegie werden als Persönlichkeiten sehr plastisch beschrieben. Die geschilderte Geschichte der Wirtschaftsimperien ist ebenso wechselreich wie die politischer Reiche. Morgans Bankhaus stieg zur Spinne in einem weit verzweigten Netz von Finanzbeteiligungen auf, das als Money-Trust in die Wirtschaftsgeschichte einging. In der Staatenwelt würde man wohl von einer Hegemonie sprechen, seine Gegner sprachen von einem Kartell.

Leider macht der Autor nicht deutlich, wie er die Verantwortlichkeit für den Crash von 1929 gewichtet. Geisst macht den Money-Trust wesentlich mit verantwortlich für den Zusammenbruch der Wirtschaft. Allerdings stimmt seine Schilderung der Politik des leichten Geldes, die unter anderem auch Folge internationaler Absprachen war, mit der Überinvestitionstheorie der Österreichischen Schule überein. Zu Friedmans monetaristischen Thesen zum Zusammenbruch von 1929 findet sich keine direkte oder indirekte Bezugnahme.

Ein wichtiges Thema des Buches ist der Kampf zwischen Regulierung und Deregulierung, dem Kampf zwischen wirklichen und angenommenen Kartellen auf der einen und dem politischen Populismus auf der anderen Seite. Geisst nimmt nicht Stellung für eine der beiden Richtungen, obwohl eine gewisse Sympathie für Franklin D. Roosevelts Regulierungspolitik klar zum Ausdruck kommt. Insgesamt zeigen aber gerade die Wechselfälle wie schwierig es ist, die komplexen historischen Abläufe nach einem ideologischen Schema zu beurteilen. Eine Regulierungsregelung, die in den 30er Jahren noch als Fortschritt erschien, die strikte Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken, erwies sich in den achtziger Jahren als ungeeignet, um einen breiten Wettbewerb aufrechtzuerhalten.

Geisst hat die Finanzgeschichte der USA als großartige Erzählung geschrieben, jenseits aller Klischees und ideologischen Scheuklappen. Es bleibt nach der Lektüre eine Faszination für die Geschichte des amerikanischen Finanzkapitalismus, der man sich nicht entziehen kann. Das erstaunliche ist, dass trotz aller konjunkturellen Wechselfälle, Crashs und marktpolitischen Konflikte Technik und Wohlstand einen so gewaltigen Sprung gemacht haben, wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Eisenbahnen, Telegraphen, Elektrizität, Automobile, der Massenkonsum, dies alles sind Errungenschaften einer Epoche, in der sich Gier und Genialität die Hand reichten.

Viele Anleger verloren ihr Geld, ja sogar ihre Existenz durch komplizierte und oft betrügerische Finanzkonstruktionen. Spekulation ist eben vor allem ein Handel mit Risiken und Chancen. An den Risiken sind viele gescheitert, aber ohne die Bereitschaft immer wieder Risiken einzugehen, wären Wohlstand und Technik nicht auf dem Niveau, das wir heute für selbstverständlich halten.

geschrieben am 17.07.2007 | 481 Wörter | 3121 Zeichen

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