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"Kino für die Ohren" und ein Faible für Vampire - Interview mit Ascan van Bargen


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Bilder zum Interview


Copyright by Florian van Bargen

Hörspiel-Autor, Romane, Gitarrenriffs – Ascan von Bargen kann getrost zu denjenigen Künstlern gezählt werden, die sich in verschiedenen künstlerischen Bereiche ausleben können. Seine darüber hinaus interessante Persönlichkeit war Anlass genug, um ein wenig Licht um die Person "Ascan van Bargen" zu bringen.

Marc-Florian Wendland: Hallo Ascan und schön, mit dir ein paar Worte (wenn auch auf sukzessive Weise) zu wechseln. Fangen wir ganz traditionell an, da sicherlich die wenigsten unserer Rezipienten wissen, wer Ascan von Bargen ist. Lass uns das ändern!

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Ascan von Bargen: Absolut deiner Meinung! Dieser bedauerliche Mißstand sollte dringend behoben werden! - Saitenhexer, Musiker, Romanschriftsteller, Drehbuchautor, Tierkreiszeichen: Wassermann – such dir was aus, es trifft in jedem Fall auf mich zu. Ich bin all das, und zwar leidenschaftlich gerne. Daher habe ich auch Niccolò Paganinis Maxime zu meiner eigenen auserkoren: »Man muss selbst stark empfinden, um auch andere empfinden zu lassen.«

Marc-Florian Wendland: Deine erste Veröffentlichung war das Hörspiel Annwyn - Die Tore der Anderwelt, erst danach folgten zwei belletristische Romane im Ubooks Verlag. Der altherkömmliche Weg (falls es so etwas überhaupt gibt) ist meist genau andersherum – wie lange musstest du für dieses Hörspiel suchen, ehe du zum Maritim Verlag gekommen bist?

Ascan von Bargen: Das ist so nicht ganz richtig. Meine ersten Veröffentlichungen liegen schon ein paar Jahre zurück. Schon mit siebzehn, achtzehn Jahren habe ich meine ersten Kurzgeschichten an den Mann gebracht. Anschließend habe ich unter verschiedenen Pseudonymen im Heftromansektor mein Unwesen getrieben, und mit meiner früheren Band eine CD produziert und Live-Konzerte gespielt. Aber die »ANNWYN«-Produktionen sind definitiv die ersten professionellen Hörspiele, die ich veröffentlicht habe - und das kam so: Ich wusste, dass Carsten Hermann das legendäre Hörspiel-Label »Maritim« erfolgreich neu belebt hatte. Außerdem hatte es sich rumgesprochen, dass er ein absoluter Business-Profi ist, der immer an neuen aufregenden Stoffen interessiert ist. - Ich habe ihm also ein Exposé der Story und auch das fertige Script zugeschickt, nachdem ich mir einige der neuen Maritim-Produktionen angehört hatte, die mich auf Anhieb begeisterten. Und Carsten Hermann wiederum war sofort Feuer und Flamme für mein Script – wir lagen sofort auf einer Wellenlinie. Von da an war es nicht mehr weit bis zur Umsetzung des »ANNWYN«-Mystery-Zweiteilers. Ich hatte von Anfang an eine klare Vision, wie das fertige Hörspiel klingen sollte, welche Sprecher / Schauspieler die über 30 Rollen übernehmen und an welchen Stellen welche Sound-FX auf welche Weise eingesetzt werden sollten, usw. Außerdem hatte ich das Script eher wie ein Filmdrehbuch, und weniger wie ein schlichtes Dialogbuch verfasst. Sehr visuell und präzise. Ich denke, das macht einen Teil des Erfolgsgeheimnisses dieser Story aus. Sie zieht einen von Anfang an ihren Bann.

Marc-Florian Wendland: Durch die beiden Veröffentlichungen in der Sparte des gedruckten Wortes zeigst du selbstverständlich eine gewisse Affinität zum Schreiben von Romanen. Wo liegt für dich der Reiz, sowohl bei den Hörspielen als auch bei den Romanen?

Ascan von Bargen: Kommerzielle Hörspiele (für Erwachsene) sind eine ganz eigene, faszinierende Kunstform – und ich habe Hörspiele schon als Kind geliebt! Zwischenzeitlich - die ganzen 90er Jahre hindurch, bis Anfang der 2000er - galt das Erwachsenen-Hörspiel als praktisch ausgestorben. Daher ist es für mich ein Privileg heute meinen Teil dazu beitragen zu dürfen, dass diese Kunstform noch ein Weile weiterbestehen wird. In Romanen kann man natürlich viel weiter ausholen, vielschichtigere Handlungsstränge entwerfen, Charaktere schärfer zeichnen und ohne Rücksicht auf Verluste einfach wild drauflos fabulieren – was einfach ein Riesenspaß ist! Ein Roman bietet mir persönlich sehr viel mehr Freiheit für die Entfaltung der Phantasie, als Autor wie auch als Leser. Der Roman ist natürlich die Königsdisziplin, denn ich muss in einem Roman den Leser über mehrere hundert Seiten spannend unterhalten, fesseln, immer neugierig auf mehr machen und eine Handlung entwerfen, die die ganze Zeit über trägt, und die sich dramatisch zum Ende hin zuspitzt, offene Fragen aufklärt etc. Das ist sehr, sehr reizvoll! Ein Roman beansprucht einen vollständig, während man sich bei Hörspielen notgedrungener Weise etwas stärker einschränken muss. Man muss u.a. Rücksicht darauf nehmen, dass nun mal nicht mehr als 78 Minuten Spielzeit auf eine CD passen, dass 99, 9% der »Infos« nur durch Dialoge und Effekte transportiert werden müssen, usw. usf. Meine Hörspiele sind reines »Kino für die Ohren«. Manche zeichnen sich durch eine unglaublich dichte Atmosphäre aus, andere wieder durch heftigere Actionsequenzen, je nachdem, welche Emotionen ich gerade in meinen Zuhörern wecken will. - Meine Romane sind da allerdings um einiges schwärzer, »böser« und kompromissloser. Auch um einiges »intensiver«, um es mal vorsichtig auszudrücken. Nach einer Leserunde zu »Die Legenden des Abendsterns«, die ich als Autor begleitet habe, habe ich von verschiedenen Seiten zu hören bekommen, dass sich manche Szenen und Schilderungen derart bei den Lesern festgesetzt hatten, dass sie die Bilder tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommen haben ... (Das bevorzuge ich natürlich unbedingt an Romanen: Es gibt wesentlich mehr Menschen, die lieber ein Buch lesen, statt sich ein Hörspiel anzuhören. Denn leider herrscht bei vielen Leuten immer noch das Vorurteil vor, Hörspiele seien »irgendetwas für Kinder«.) Aber beides – das Schreiben von Hörspielen und auch das von Romanen – sind auf die eine oder andere Weise Jugendträume, die ich mir erfüllen durfte, wofür ich sehr dankbar bin!

Marc-Florian Wendland: Es sind drei weitere Hörspiele geplant – alle beim Maritim Verlag. Unter anderem auch eine Geschichte mit dem Titel „Das zweite Gesicht“. Könntest du uns wohl ein paar Informationen geben, in welchem Genre diese Geschichte angesiedelt ist?

Ascan von Bargen: »Das zweite Gesicht« ist ein Thriller, der in Amsterdam spielt. Ein bärbeißiger Kommissar, Cornelius Liewens, wird mit einem Todesfall konfrontiert, der ihn zunächst an seinem Verstand zweifeln lässt. Denn die Frauenleiche sieht exakt so aus, wie eine Leiche, die er vor einigen Jahren schon einmal gesehen hat – und sie ist auch noch exakt so zugerichtet worden, wie die Tote damals. Zunächst glaubt Liewens an ein bitterböses Déjà-vu oder etwas in der Art. Aber dann kommt er einer Sache auf die Spur, die wirklich richtig böse ist. Und da wird Cor Liewens plötzlich auch richtig böse ... Übrigens wird Kommissar Liewens ganz hervorragend von Thomas Danneberg zum Leben erweckt, den die meisten wohl als deutsche Stimme von Sylvester Stallone, Arnold Schwarzenegger, Terence Hill, Adriano Celentano, Dennis Quaid oder auch John Travolta kennen. Thomas Danneberg hat eigentlich schon so ziemlich alle großen Namen synchronisiert. Da wurde es dringend Zeit, dass er auch den Cor Liewens gab. (Schließlich hatte ich mir da noch so einen Jugendtraum zu erfüllen ...) Ein wirkliches Hörerlebnis! Danneberg rocks!

Marc-Florian Wendland: Beide Romancover (und einige der Bilder in deiner Diashow) stellen weibliche Vampire in erotischen Posen dar. Was fasziniert dich an Vampiren im allgemeinen und an weiblichen im besonderen?

Ascan von Bargen: Vampire sind natürlich auf eine düstere Weise faszinierend. Sie besitzen einerseits magische und hypnotische Fähigkeiten, die sie über viele Naturgesetze erhaben machen; Fähigkeiten, die ihnen Macht und Einfluss verleihen. Außerdem besitzen sie eine relative Unsterblichkeit, sind sexy und (meistens) gut gekleidet. - Andererseits sehnen sie sich nach Erlösung von ihrem Dasein, und sie sind vom »normalen Leben« mit all seinen bunten Facetten ausgeschlossen. Sie sind dazu verdammt, ein (im wahrsten Sinne des Wortes) »Schattendasein« zu führen. Insofern sind es furchterregende und mächtige, zugleich jedoch tragische und bedauernswerte Geschöpfe. Ich denke, es ist dieser Zwiespalt, der sie so faszinierend macht. Und weibliche Vampire ...? Also, spätestens seitdem Monica Bellucci, Florina Kendrick und Michaela Bercu in »Coppola’s DRACULA« über Keanu Reeves hergefallen sind, weiß man(n), dass einem durchaus Schlimmeres widerfahren kann, als von weiblichen Vampiren heimgesucht zu werden!

Marc-Florian Wendland: Ein Wort zu deiner musikalischen Ader. Du hast dort ebenfalls veröffentlicht. Kannst du uns kurz etwas über deine Band und das Album erzählen?

Ascan von Bargen: »RIOTS« ist in erster Linie die Band meines Bruders und ich bin so eine Art ständiges, unsichtbares Mitglied. Zur Zeit bin ich mit meinem neuen Roman beschäftigt, trotzdem kann es sein, dass ich morgen plötzlich irgendwo mit auf der Bühne stehe, um ein paar Gigs mit RIOTS zu spielen. Das Album, das ich für RIOTS eingespielt habe, heißt „lovesindeath“ und bewegt sich stilistisch im Sleazerock-Bereich (Guns’N Roses, Skid Row, etc.), es finden sich aber auch Punk-Einflüsse (Misfits, Ramones, etc.) und ein paar fette Ohrwürmer darauf, die mein Bruder, der übrigens auch Florian heißt, geschrieben hat. Aufgenommen und gemischt wurde das Album von Peter Waldhelm, der u.a. auch schon V:NESS und eine Menge toller Leute mehr produziert hat.

Marc-Florian Wendland: Auf deiner Webseite findet sich, wie bereits erwähnt, eine Diashow, die zum Teil doch recht ambivalente Eindrücke hinterlässt. Von Portrait über Lesungen bis zu Splatter und Metal ist eigentlich alles dabei. Wie kam diese extravagante Komposition zustande?

Ascan von Bargen: Ich hatte gerade Lust, meine Webseite etwas zu modifizieren und auch ein paar Einblicke in meine bunte Welt zu geben, daher habe ich Cover meiner CDs und Bücher eingefügt, und auch Fotos, die mich mal zivil zeigen, mal mit Gitarre auf der Bühne, mit Buch bei Lesungen ... oder als weiblicher Vampir in der Badewanne ... Ich sitze ja nicht nur stundenlang am Schreibtisch und starre auf ein weißes Blatt Papier. Aber es könnte sein, dass mir diese Diashow schon morgen auf den Senkel geht und ich sie wieder entfernen lasse. Also schaut sie euch besser schnell an! *lach*

Marc-Florian Wendland: Und zum Abschluss die obligatorische, für dich sicherlich nicht neue Frage bezüglich deines außergewöhnlich anmutenden Namen: ist er ein Künstlername?

Ascan von Bargen: Sagen wir es mal so - es ist der Name eines Künstlers.

Marc-Florian Wendland: Ascan, herzlichen Dank im Namen von webcritics.de für dieses interessante Interview.

Wer mehr über Ascan von Bargen erfahren möchte, der sei auf die Webseite des Autoren hingewiesen: http://www.ascanvonbargen.com.