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X-Men Enzyklopädie


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Rezension von

Frank Drehmel

X-Men Enzyklopädie Seit ihrem ersten Auftritt im Jahre 1963 haben sich die X-Men mittlerweile zu den wohl beliebtesten Superhelden der Comic-Geschichte entwickelt. Nachdem in den frühen 70er Jahren Reprints des Materials von 1963 bis 1970 das Gesicht der Serie bestimmten, begann der eigentliche Aufstieg in der Publikumsgunst jedoch erst im Jahre 1975 mit “Giant X-Men No. 1”, welches von Len Wein geschrieben und von Dave Cockrum con-genial illustriert eine Mischung aus alten (z.B. Cyclops und Jean Grey) und neuen Charakteren (Nightcrawler, Colossus, Storm u.a) präsentierte. Als weiterer Glücksfall erwies sich im Folgenden, dass ab X-Men #94 (August 1975) der brillante Chris Claremont als Autor gewonnen werden konnte. Von da an geriet die X-Men-Geschichte -gemessen am Umsatz- zu einer einzigen Erfolgsstory, welche sich nach nunmehr rund 30 Jahren an zahllosen Spin-Offs und Tie-Ins, vielen mehr oder weniger komplexen Story-Arcs sowie einer geradezu unüberschaubaren Anzahl von Charakteren in zig unterschiedlichen Konstellationen festmachen lässt. Ist es selbst für treue Fans der Serie(n) schon schwer, angesichts der Komplexität des X-Universums den Überblick zu behalten, so ist es für Neueinsteiger nahezu unmöglich. Eingedenk dessen formuliert Joe Queseda in seinem Vorwort zur X-Men Enzyklopädie ihren Anspruch wie folgt: “ Diese Enzyklopädie soll als Nachschlagewerk für diejenigen dienen, die die Probleme und Triumphe der Mutantengruppe schon seit Jahren oder Jahrzehnten verfolgen. Aber ebenso auch als Einführung für neue Fans, die die fantastische Welt der X-Men mit all ihren Licht- und Schattenseiten gerade erst entdeckt haben” [S.4] Um es vorweg zu nehmen: bedauerlicherweise verfehlt dieses “Handbuch” die vollmundig in den Raum gestellte Zielvorgabe meilenweit. Doch bevor es ans Kritisieren geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Inhalt, die Systematik der Gliederung und die Darstellung. Den Kern des Buchs bilden “Datensätze” zu mehr als 350 Mutanten und einigen Normalsterblichen. Wie umfangreich sich diese Daten im Einzelnen gestalten, hängt -salopp gesprochen- von der Bedeutung der Charaktere innerhalb des X-Universums ab. Die Grundinformationen, welchen zu jedem Mutanten geliefert werden, umfassen folgende Punkte: Bild, wahrer Name, erster Comic-Auftritt, Größe, Gewicht und -stichwortartig- Kräfte/Waffen. Darüber hinaus werden in einem Extra-Feld sechs Attribute -Intelligenz, Stärke, Geschwindigkeit, Widerstandskraft, Energieprojektion, Kampffertigkeiten- mittels einer siebenstufigen Skala und unterschiedlichen Farben grafisch veranschaulicht. Die nächste Ebene in der Mutanten-Hackordnung ist gekennzeichnet durch zusätzliche Informationen über Haar- und Augenfarbe sowie einer sehr kurzen (ca. 12 bis 13 halbe Zeilen umfassenden) Vita. Diejenigen Mutanten, die es ganz nach oben geschafft haben, dürfen sich über eine so ausführliche Biografie freuen, dass diese mindestens eine, in besonderen Fällen auch zwei ganze Seiten Text umfasst. “Vervollständigt” wird diese Datensammlung durch ein kurzes Vorwort, einen 11-seitigen Exkurs über Xavier Mansion (etwa anderthalb Seiten Text, der Rest Zeichnungen), einen kurzen Artikel über das “Ultimate X-Men”-Konzept, Literaturhinweise, einen Index aller Namen und schließlich eine kurze Erläuterung der oben angesprochen Attribute-Skala. Erwähnenswert ist weiterhin, dass sich die Gliederung des Handbuchs nicht primär an Mutanten- sondern an Team-Namen orientiert. Den Anfang machen die “klassischen” X-Men um Professor Xavier, gefolgt von Acolytes, Alpha Flight, Brotherhood of Evil Mutants u.a. bis hin zu X-Corporation und -zuletzt- X-Static. Mutanten, die -warum auch immer- keinem Team zugeordnet wurden, müssen sich mit einem Platz in den abschließenden Cerebra-Files zufrieden geben. So weit, so schlecht. Rufen wir uns den Anspruch dieses Buches, ein Nachschlagewerk für Profis und Amateure zu sein, in Erinnerung. Wäre ich zynisch, würde ich sagen, dass die X-Men-Enzyklopädie diesem Anspruch voll und ganz gerecht wird, denn nachschlagen kann man in der Tat Vieles, allein finden wird man wenig. Abgesehen von Schwächen in Aufbau und Darstellung zeichnet sich dass Buch nämlich vor allem durch Eines aus: großes weiße Flecken innerhalb des bunten X-Men-Universums. Aber der Reihe nach. Beginnen wir ganz klein, d.h. auf der Ebene der Datensätze: Dass Größe und Gewicht der Charaktere von Bedeutung sind, ist angesichts der zahlreichen Kloppereien durchaus nachvollziehbar. Welchen Informationswert allerdings Haar- und Augenfarbe in Zeiten von Kontaktlinsen und Haartönungen haben, bleibt zumindest mir schleierhaft. Ich hätte mir stattdessen kurze, knackige Infos zu Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsort und -vor allem- jetzigen “Status” (aktiv, vermisst, tot) gewünscht, damit man sich nicht aus den im Zweifel gar nicht vorhandenen Biografien saugen muss, dass der Mutie schon längst das Zeitliche gesegnet hat. Weiterhin ergeben sich Ungereimtheiten aus der Skalierung der Attribute: wenn beispielsweise bei Raza (Starjammers) in der Kräfte-Beschreibung angegeben ist, er sei auf Grund kybernetischer Implantate nahezu unzerstörbar, sich auf der Widerstandskraftskala jedoch ein mäßiger Wert von “gesteigert” (was weniger als kugelsicher ist) zeigt, dann zeugt das von einem -vorsichtig ausgedrückt- ungenauen Lektorat, zumal solche Diskrepanzen zwischen beschreibendem Text und bunter Skala bei mehreren Charakteren deutlich werden. Bei einigen Attributen -wie der Intelligenz und der Energieprojektion- hingegen böte die Einteilung selbst genug Anlass für eine hitzige Debatte über Sinnhaftigkeit und Aussagekraft solcher Skalen. Etwas, das unter Informationsgesichtspunkten weniger wichtig, für den Gesamteindruck jedoch von zentraler Bedeutung ist, ist das Artwork, für welches bei diesem Nachschlagewerk unterschiedliche Künstler verantwortlich zeichnen. Hier halten sich Licht und Schatten in etwa die Waage: Während die großformatigen Illustrationen bis auf wenige Ausnahmen -z.B. Mike “Strichstärken unter 4 mm sind mir suspekt” Allred oder Frank “ich steh auf Pfannkuchengesichter” Quitely- einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen, trifft auf viele der kleinformatigen Bilder, die man einfach aus alten Comics “rüberkopiert” hat, leider das Gegenteil zu. Es wäre schön gewesen, wenn aus Respekt vor dem Leser und der eigenen “Glaubwürdigkeit” halber beim Artwork ein bestimmtes Niveau, nämlich das von “Sechstklässler-Zeichnungen”, nicht unterschritten worden wäre. Das Layout selbst wiederum ist im Großen und Ganzen gut und übersichtlich, auch wenn für meinen Geschmack etwas zu verschwenderisch -im Vergleich bspw. zu Rollenspiel-Quellenbänden- mit dem zur Verfügung stehenden Platz umgegangen wird. Doch all diese kleineren Kritikpunkte verlieren an Bedeutung, wenn man sich die zentrale Schwäche dieses Nachschlagewerks vor Augen hält: Das Fehlen riesiger Abschnitte der X-Men-Historie und der Verzicht auf die Darstellung von Handlungszusammenhängen. Besonders übel stößt hierbei auf, dass der Autor, Syd Barney-Hawke, es an keiner Stelle für nötig hält, seine Charakter-Auswahl, den Aufbau des Buches oder den Verzicht auf fast Alles, was das X-Universum auszeichnet, gegenüber dem wissbegierigen Leser zu begründen. Da das Aufzählen aller Unzulänglichkeiten -gerade auch derjenigen, die sich in den kurzen, oberflächlichen und z.T. schlecht recherchierten Charakterbeschreibungen verbergen- ein Mittagsschlaf raubendes Unterfangen wäre, will ich mich vergleichsweise kurz halten und nur wenige -in meinen Augen jedoch zentrale- Mängel aufzählen: 1) Zahlreiche Teams -Excalibur, X-Force, X-Factor (u.a.) auf Seiten der Guten, Alliance of Evil, Dark Riders (u.a.) auf Seite des Bösen- sind dem Autor kaum eine Zeile wert, geschweige denn ein eigenes Stichwort mit erläuterndem Text. 2) “Alternative” Realitäten wie bspw. “Age of Apocalypse”, die “Askani-Zeitlinie” oder “X-Men 2099”, die zwar nicht unbedingt in den aktuellen Kontext passen, die aber nichtsdestotrotz ein integraler Bestandteil der X-Men-Geschichte sind, fehlen entweder vollkommen oder werden nur implizit bzw. in einigen Nebensätzen, verteilt im ganzen Buch, angesprochen 3) Zu zahlreichen Helden und -vor allem- Schurken, liefert uns Barney-Hawke keinerlei Daten, ohne dass ersichtlich wird, weshalb, denn dieses Ignorieren betrifft nicht nur Charaktere aus den in Punkt 2) angesprochenen “Realitäten”, sondern auch solche der ganzen “normalen” X-Men-Zeitlinie. Faktisch ist die Liste derer, die fehlen, länger als die Liste der Mutanten, denen der Autor Einträge spendiert hat. 4) Auf bedeutsame Crossovers wie “Inferno”, “X-Tinction Agenda”, “Fall of the Mutants” (u.a.) sowie mehrbändige Handlungsbögen wird nicht explizit eingegangen. Lediglich aus den Verweisen in den Literaturempfehlungen und wenigen verstreuten Sätzen lässt sich auf deren Existenz bzw. Relevanz schließen. Setzt man das, was dieses Buch zu leisten vermag, in Relation zu den oben angeführten Mängeln, so drängt sich die Frage auf, ob nicht das Abzocken von Fans im Endeffekt das einzige zugrunde liegende Konzept dieser “billig” und unambitioniert wirkenden Charakter-Sammlung ist. Fazit: Unterm Strich machen das eklatante Fehlen von Hintergrundinformationen und Verknüpfungen sowie die Unvollständigkeit der Daten diese “Enzyklopädie” als sinnvolles Nachschlagewerk sowohl für Neueinsteiger, als auch alte X-Hasen ungeeignet.

Seit ihrem ersten Auftritt im Jahre 1963 haben sich die X-Men mittlerweile zu den wohl beliebtesten Superhelden der Comic-Geschichte entwickelt. Nachdem in den frühen 70er Jahren Reprints des Materials von 1963 bis 1970 das Gesicht der Serie bestimmten, begann der eigentliche Aufstieg in der Publikumsgunst jedoch erst im Jahre 1975 mit “Giant X-Men No. 1”, welches von Len Wein geschrieben und von Dave Cockrum con-genial illustriert eine Mischung aus alten (z.B. Cyclops und Jean Grey) und neuen Charakteren (Nightcrawler, Colossus, Storm u.a) präsentierte. Als weiterer Glücksfall erwies sich im Folgenden, dass ab X-Men #94 (August 1975) der brillante Chris Claremont als Autor gewonnen werden konnte. Von da an geriet die X-Men-Geschichte -gemessen am Umsatz- zu einer einzigen Erfolgsstory, welche sich nach nunmehr rund 30 Jahren an zahllosen Spin-Offs und Tie-Ins, vielen mehr oder weniger komplexen Story-Arcs sowie einer geradezu unüberschaubaren Anzahl von Charakteren in zig unterschiedlichen Konstellationen festmachen lässt.

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rezensiert seit
Buchtitel
1
18.02.2018
4
18.02.2018
5
18.02.2018

Ist es selbst für treue Fans der Serie(n) schon schwer, angesichts der Komplexität des X-Universums den Überblick zu behalten, so ist es für Neueinsteiger nahezu unmöglich. Eingedenk dessen formuliert Joe Queseda in seinem Vorwort zur X-Men Enzyklopädie ihren Anspruch wie folgt:

“ Diese Enzyklopädie soll als Nachschlagewerk für diejenigen dienen, die die Probleme und Triumphe der Mutantengruppe schon seit Jahren oder Jahrzehnten verfolgen. Aber ebenso auch als Einführung für neue Fans, die die fantastische Welt der X-Men mit all ihren Licht- und Schattenseiten gerade erst entdeckt haben” [S.4]

Um es vorweg zu nehmen: bedauerlicherweise verfehlt dieses “Handbuch” die vollmundig in den Raum gestellte Zielvorgabe meilenweit. Doch bevor es ans Kritisieren geht, werfen wir zunächst einen Blick auf den Inhalt, die Systematik der Gliederung und die Darstellung.

Den Kern des Buchs bilden “Datensätze” zu mehr als 350 Mutanten und einigen Normalsterblichen. Wie umfangreich sich diese Daten im Einzelnen gestalten, hängt -salopp gesprochen- von der Bedeutung der Charaktere innerhalb des X-Universums ab. Die Grundinformationen, welchen zu jedem Mutanten geliefert werden, umfassen folgende Punkte: Bild, wahrer Name, erster Comic-Auftritt, Größe, Gewicht und -stichwortartig- Kräfte/Waffen. Darüber hinaus werden in einem Extra-Feld sechs Attribute -Intelligenz, Stärke, Geschwindigkeit, Widerstandskraft, Energieprojektion, Kampffertigkeiten- mittels einer siebenstufigen Skala und unterschiedlichen Farben grafisch veranschaulicht.

Die nächste Ebene in der Mutanten-Hackordnung ist gekennzeichnet durch zusätzliche Informationen über Haar- und Augenfarbe sowie einer sehr kurzen (ca. 12 bis 13 halbe Zeilen umfassenden) Vita. Diejenigen Mutanten, die es ganz nach oben geschafft haben, dürfen sich über eine so ausführliche Biografie freuen, dass diese mindestens eine, in besonderen Fällen auch zwei ganze Seiten Text umfasst.

“Vervollständigt” wird diese Datensammlung durch ein kurzes Vorwort, einen 11-seitigen Exkurs über Xavier Mansion (etwa anderthalb Seiten Text, der Rest Zeichnungen), einen kurzen Artikel über das “Ultimate X-Men”-Konzept, Literaturhinweise, einen Index aller Namen und schließlich eine kurze Erläuterung der oben angesprochen Attribute-Skala.

Erwähnenswert ist weiterhin, dass sich die Gliederung des Handbuchs nicht primär an Mutanten- sondern an Team-Namen orientiert. Den Anfang machen die “klassischen” X-Men um Professor Xavier, gefolgt von Acolytes, Alpha Flight, Brotherhood of Evil Mutants u.a. bis hin zu X-Corporation und -zuletzt- X-Static. Mutanten, die -warum auch immer- keinem Team zugeordnet wurden, müssen sich mit einem Platz in den abschließenden Cerebra-Files zufrieden geben.

So weit, so schlecht. Rufen wir uns den Anspruch dieses Buches, ein Nachschlagewerk für Profis und Amateure zu sein, in Erinnerung. Wäre ich zynisch, würde ich sagen, dass die X-Men-Enzyklopädie diesem Anspruch voll und ganz gerecht wird, denn nachschlagen kann man in der Tat Vieles, allein finden wird man wenig. Abgesehen von Schwächen in Aufbau und Darstellung zeichnet sich dass Buch nämlich vor allem durch Eines aus: großes weiße Flecken innerhalb des bunten X-Men-Universums. Aber der Reihe nach.

Beginnen wir ganz klein, d.h. auf der Ebene der Datensätze: Dass Größe und Gewicht der Charaktere von Bedeutung sind, ist angesichts der zahlreichen Kloppereien durchaus nachvollziehbar. Welchen Informationswert allerdings Haar- und Augenfarbe in Zeiten von Kontaktlinsen und Haartönungen haben, bleibt zumindest mir schleierhaft. Ich hätte mir stattdessen kurze, knackige Infos zu Staatsangehörigkeit bzw. Geburtsort und -vor allem- jetzigen “Status” (aktiv, vermisst, tot) gewünscht, damit man sich nicht aus den im Zweifel gar nicht vorhandenen Biografien saugen muss, dass der Mutie schon längst das Zeitliche gesegnet hat.

Weiterhin ergeben sich Ungereimtheiten aus der Skalierung der Attribute: wenn beispielsweise bei Raza (Starjammers) in der Kräfte-Beschreibung angegeben ist, er sei auf Grund kybernetischer Implantate nahezu unzerstörbar, sich auf der Widerstandskraftskala jedoch ein mäßiger Wert von “gesteigert” (was weniger als kugelsicher ist) zeigt, dann zeugt das von einem -vorsichtig ausgedrückt- ungenauen Lektorat, zumal solche Diskrepanzen zwischen beschreibendem Text und bunter Skala bei mehreren Charakteren deutlich werden.

Bei einigen Attributen -wie der Intelligenz und der Energieprojektion- hingegen böte die Einteilung selbst genug Anlass für eine hitzige Debatte über Sinnhaftigkeit und Aussagekraft solcher Skalen.

Etwas, das unter Informationsgesichtspunkten weniger wichtig, für den Gesamteindruck jedoch von zentraler Bedeutung ist, ist das Artwork, für welches bei diesem Nachschlagewerk unterschiedliche Künstler verantwortlich zeichnen. Hier halten sich Licht und Schatten in etwa die Waage: Während die großformatigen Illustrationen bis auf wenige Ausnahmen -z.B. Mike “Strichstärken unter 4 mm sind mir suspekt” Allred oder Frank “ich steh auf Pfannkuchengesichter” Quitely- einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen, trifft auf viele der kleinformatigen Bilder, die man einfach aus alten Comics “rüberkopiert” hat, leider das Gegenteil zu. Es wäre schön gewesen, wenn aus Respekt vor dem Leser und der eigenen “Glaubwürdigkeit” halber beim Artwork ein bestimmtes Niveau, nämlich das von “Sechstklässler-Zeichnungen”, nicht unterschritten worden wäre.

Das Layout selbst wiederum ist im Großen und Ganzen gut und übersichtlich, auch wenn für meinen Geschmack etwas zu verschwenderisch -im Vergleich bspw. zu Rollenspiel-Quellenbänden- mit dem zur Verfügung stehenden Platz umgegangen wird.

Doch all diese kleineren Kritikpunkte verlieren an Bedeutung, wenn man sich die zentrale Schwäche dieses Nachschlagewerks vor Augen hält: Das Fehlen riesiger Abschnitte der X-Men-Historie und der Verzicht auf die Darstellung von Handlungszusammenhängen. Besonders übel stößt hierbei auf, dass der Autor, Syd Barney-Hawke, es an keiner Stelle für nötig hält, seine Charakter-Auswahl, den Aufbau des Buches oder den Verzicht auf fast Alles, was das X-Universum auszeichnet, gegenüber dem wissbegierigen Leser zu begründen. Da das Aufzählen aller Unzulänglichkeiten -gerade auch derjenigen, die sich in den kurzen, oberflächlichen und z.T. schlecht recherchierten Charakterbeschreibungen verbergen- ein Mittagsschlaf raubendes Unterfangen wäre, will ich mich vergleichsweise kurz halten und nur wenige -in meinen Augen jedoch zentrale- Mängel aufzählen:

1) Zahlreiche Teams -Excalibur, X-Force, X-Factor (u.a.) auf Seiten der Guten, Alliance of Evil, Dark Riders (u.a.) auf Seite des Bösen- sind dem Autor kaum eine Zeile wert, geschweige denn ein eigenes Stichwort mit erläuterndem Text.

2) “Alternative” Realitäten wie bspw. “Age of Apocalypse”, die “Askani-Zeitlinie” oder “X-Men 2099”, die zwar nicht unbedingt in den aktuellen Kontext passen, die aber nichtsdestotrotz ein integraler Bestandteil der X-Men-Geschichte sind, fehlen entweder vollkommen oder werden nur implizit bzw. in einigen Nebensätzen, verteilt im ganzen Buch, angesprochen

3) Zu zahlreichen Helden und -vor allem- Schurken, liefert uns Barney-Hawke keinerlei Daten, ohne dass ersichtlich wird, weshalb, denn dieses Ignorieren betrifft nicht nur Charaktere aus den in Punkt 2) angesprochenen “Realitäten”, sondern auch solche der ganzen “normalen” X-Men-Zeitlinie. Faktisch ist die Liste derer, die fehlen, länger als die Liste der Mutanten, denen der Autor Einträge spendiert hat.

4) Auf bedeutsame Crossovers wie “Inferno”, “X-Tinction Agenda”, “Fall of the Mutants” (u.a.) sowie mehrbändige Handlungsbögen wird nicht explizit eingegangen. Lediglich aus den Verweisen in den Literaturempfehlungen und wenigen verstreuten Sätzen lässt sich auf deren Existenz bzw. Relevanz schließen.

Setzt man das, was dieses Buch zu leisten vermag, in Relation zu den oben angeführten Mängeln, so drängt sich die Frage auf, ob nicht das Abzocken von Fans im Endeffekt das einzige zugrunde liegende Konzept dieser “billig” und unambitioniert wirkenden Charakter-Sammlung ist.

Fazit: Unterm Strich machen das eklatante Fehlen von Hintergrundinformationen und Verknüpfungen sowie die Unvollständigkeit der Daten diese “Enzyklopädie” als sinnvolles Nachschlagewerk sowohl für Neueinsteiger, als auch alte X-Hasen ungeeignet.

geschrieben am 05.06.2006 | 1280 Wörter | 8111 Zeichen

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