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Symmetry: Bd. 1


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Rezension von

Frank Drehmel

Symmetry: Bd. 1 Gemeinschaft, Frieden, Harmonie, Gleichheit! Die Symmetrie muss gewahrt bleiben; Diversität ist die Ursache von Konflikten und Kriegen und damit verboten. Die Gesellschaft einer zukünftigen Erde ist nach diesen Grundsätzen konzipiert; eine allgegenwärtige künstliche Intelligenz, SOL, wacht über die Menschen. Jeder Mensch ist über eine kurz nach der Geburt implantierte persönliche KI namens RAINA mit dem globalen Netzwerk verbunden. Roboter erledigen lästige Aufgaben des Alltags, Lernen und die Aneignung von Wissen haben einen hohen Stellenwert. Doch das Paradies ist nur eine Illusion: Mutter Natur in Form einer Sonneneruption sorgt dafür, dass Utopia zerfällt. Zwei Menschen – Michael und Marciella –, einstmals durch die Symmetrie gleichsam unüberbrückbar getrennt, werden zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem konfrontiert, was unter der Oberfläche des Menschen schwärt, mit Aggression und Tod; und mit Liebe, einer Liebe, die in der Welt der Symmetrie keine Zukunft haben darf. Und so nehmen die beiden einen Kampf gegen das System auf, eine Revolte, die viele Jahr später ihre gemeinsame Tochter Julia, ein Mädchen, dessen bloße Existenz einen Makel darstellt, fortzusetzen trachtet. Doch Julia erfährt, dass ihre Einzigartigkeit sie für SOL überaus wertvoll macht. Und SOL hat in der Tat große Pläne mit der jungen Frau, gefährliche Pläne, die sie rund um den Globus führen, zu Menschen (und Maschinen), die vor allem eines von ihr wollen: ihren Tod. Schon das Frontcover des Sammelbandes macht unmissverständlich klar, dass es vergebliche Mühe sein wird, sich auf das Utopia, welches Autor Matt Hawkins auf den ersten Seiten entwirft, einzulassen. Und in der Tat dauert es nur einen Wimpernschlag bis das zutiefst Dystopische Raum greift. Was sowohl in der Dramaturgie als auch psychologisch zunächst recht hausbacken und vorhersehbar wirkt – Katastrophe, homo homini lupus, tragische Liebe, Revolte –, entwickelt sich schnell zu einer zwar originellen, jedoch nicht stringent zu Ende gedachten Story. Insbesondere die Prämisse, dass Diversität per se von Übel ist, und die daraus resultierende strikte Trennung sogenannter „Völker“ – der Weißen, Latinos, Asiaten und Schwarzafrikaner – wirkt von Anfang an hanebüchen und zutiefst unplausibel. Den Phänotyp ungeachtet aller Trennungsunschärfen – wer ist noch Weißer, wer schon Latino oder Asiat? – und unter Vernachlässigung der genetischen Variabilität innerhalb der jeweiligen Populationen als Determinante bestimmter soziokultureller Bedürfnisse und Eigenheiten anzusehen, scheint einem kruden „Cultural anti-appropriation”-Ansatz zu folgen. Zudem besteht in durch und durch indoktrinierten, manipulierten, von einander separierten und autoritär gesteuerten Gesellschaften über die Berücksichtigung klimatischer Faktoren hinaus schlichtweg keine Notwendigkeit, für jede Population eine eigene historische oder kulturelle Agenda - „Tradition“ – zu entwickeln. Dass Asiaten in pagodenhaften, Stroh bedeckten Türmchen hausen, während Schwarze lustige Frisuren und pyramidalen Baustil bevorzugen, während Latinos auf eine seltsame Art familienaffin gepolt sind und neokoloniale Architektur zu präferieren scheinen, wirkt so stereotyp „rassistisch“, dass dahinter die Fragestellung, ob absolute Konformität innerhalb einer Gruppe ein erstrebenswerter Zustand ist, fast – aber nur fast – sekundär wird; schlussendlich gelingt es Hawkins doch noch, den aufgeschlossenen Leser zum Nachdenken anzuregen. Und obwohl der Fokus auf technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gedankenspielen liegt und Dialoge einen breiten Raum einnehmen, kommt auch die Action nicht zu kurz. Das Artwork hinterlässt einen leicht ambivalenten Eindruck: detailgetreuen, um hohen Realismus bemühten Zeichnungen, einer stimmungsvoll authentischen Farbgebung sowie dynamisch inszenierten Kämpfen auf der einen Seite stehen immer wieder in ihren aufrechten Posen statisch wirkende, nicht aufeinander bezogene Figuren auf der anderen gegenüber. Ein Tick zu viel Stehen und Gehen nimmt der Geschichte Lebendigkeit, wirkt stellenweise wie eine bühnenhafte Inszenierung. Da sich aber das Artwork, anstatt Eigenleben zu entwickeln, ganz in den Dienst der Geschichte stellt, ist dieser kleine Makel zu verschmerzen. Fazit: Eine dystopische SF-Story, deren grundsätzlich originelle Ansätze nicht ganz zu Ende gedacht sind. Genau deshalb und auch wegen zahlreicher Actionsequenzen werden Fans der Matrix-Filme und leicht paranoide KI-Apologeten auf ihre Kosten kommen.

Gemeinschaft, Frieden, Harmonie, Gleichheit!

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Buchtitel
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18.02.2018
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Die Symmetrie muss gewahrt bleiben; Diversität ist die Ursache von Konflikten und Kriegen und damit verboten.

Die Gesellschaft einer zukünftigen Erde ist nach diesen Grundsätzen konzipiert; eine allgegenwärtige künstliche Intelligenz, SOL, wacht über die Menschen. Jeder Mensch ist über eine kurz nach der Geburt implantierte persönliche KI namens RAINA mit dem globalen Netzwerk verbunden. Roboter erledigen lästige Aufgaben des Alltags, Lernen und die Aneignung von Wissen haben einen hohen Stellenwert.

Doch das Paradies ist nur eine Illusion: Mutter Natur in Form einer Sonneneruption sorgt dafür, dass Utopia zerfällt. Zwei Menschen – Michael und Marciella –, einstmals durch die Symmetrie gleichsam unüberbrückbar getrennt, werden zum ersten Mal in ihrem Leben mit dem konfrontiert, was unter der Oberfläche des Menschen schwärt, mit Aggression und Tod; und mit Liebe, einer Liebe, die in der Welt der Symmetrie keine Zukunft haben darf. Und so nehmen die beiden einen Kampf gegen das System auf, eine Revolte, die viele Jahr später ihre gemeinsame Tochter Julia, ein Mädchen, dessen bloße Existenz einen Makel darstellt, fortzusetzen trachtet.

Doch Julia erfährt, dass ihre Einzigartigkeit sie für SOL überaus wertvoll macht. Und SOL hat in der Tat große Pläne mit der jungen Frau, gefährliche Pläne, die sie rund um den Globus führen, zu Menschen (und Maschinen), die vor allem eines von ihr wollen: ihren Tod.

Schon das Frontcover des Sammelbandes macht unmissverständlich klar, dass es vergebliche Mühe sein wird, sich auf das Utopia, welches Autor Matt Hawkins auf den ersten Seiten entwirft, einzulassen. Und in der Tat dauert es nur einen Wimpernschlag bis das zutiefst Dystopische Raum greift.

Was sowohl in der Dramaturgie als auch psychologisch zunächst recht hausbacken und vorhersehbar wirkt – Katastrophe, homo homini lupus, tragische Liebe, Revolte –, entwickelt sich schnell zu einer zwar originellen, jedoch nicht stringent zu Ende gedachten Story.

Insbesondere die Prämisse, dass Diversität per se von Übel ist, und die daraus resultierende strikte Trennung sogenannter „Völker“ – der Weißen, Latinos, Asiaten und Schwarzafrikaner – wirkt von Anfang an hanebüchen und zutiefst unplausibel. Den Phänotyp ungeachtet aller Trennungsunschärfen – wer ist noch Weißer, wer schon Latino oder Asiat? – und unter Vernachlässigung der genetischen Variabilität innerhalb der jeweiligen Populationen als Determinante bestimmter soziokultureller Bedürfnisse und Eigenheiten anzusehen, scheint einem kruden „Cultural anti-appropriation”-Ansatz zu folgen.

Zudem besteht in durch und durch indoktrinierten, manipulierten, von einander separierten und autoritär gesteuerten Gesellschaften über die Berücksichtigung klimatischer Faktoren hinaus schlichtweg keine Notwendigkeit, für jede Population eine eigene historische oder kulturelle Agenda - „Tradition“ – zu entwickeln. Dass Asiaten in pagodenhaften, Stroh bedeckten Türmchen hausen, während Schwarze lustige Frisuren und pyramidalen Baustil bevorzugen, während Latinos auf eine seltsame Art familienaffin gepolt sind und neokoloniale Architektur zu präferieren scheinen, wirkt so stereotyp „rassistisch“, dass dahinter die Fragestellung, ob absolute Konformität innerhalb einer Gruppe ein erstrebenswerter Zustand ist, fast – aber nur fast – sekundär wird; schlussendlich gelingt es Hawkins doch noch, den aufgeschlossenen Leser zum Nachdenken anzuregen. Und obwohl der Fokus auf technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gedankenspielen liegt und Dialoge einen breiten Raum einnehmen, kommt auch die Action nicht zu kurz.

Das Artwork hinterlässt einen leicht ambivalenten Eindruck: detailgetreuen, um hohen Realismus bemühten Zeichnungen, einer stimmungsvoll authentischen Farbgebung sowie dynamisch inszenierten Kämpfen auf der einen Seite stehen immer wieder in ihren aufrechten Posen statisch wirkende, nicht aufeinander bezogene Figuren auf der anderen gegenüber. Ein Tick zu viel Stehen und Gehen nimmt der Geschichte Lebendigkeit, wirkt stellenweise wie eine bühnenhafte Inszenierung. Da sich aber das Artwork, anstatt Eigenleben zu entwickeln, ganz in den Dienst der Geschichte stellt, ist dieser kleine Makel zu verschmerzen.

Fazit: Eine dystopische SF-Story, deren grundsätzlich originelle Ansätze nicht ganz zu Ende gedacht sind. Genau deshalb und auch wegen zahlreicher Actionsequenzen werden Fans der Matrix-Filme und leicht paranoide KI-Apologeten auf ihre Kosten kommen.

geschrieben am 18.02.2018 | 618 Wörter | 3880 Zeichen

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