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Der Hexensohn


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Rezension von

Matthias Gall

Der Hexensohn Nicklas, Sohn einer Hebamme und eines Tagelöhners, verliert seine Eltern an den Hexenwahn, der im Odenwald zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts die Scheiterhaufen lodern lĂ€sst. Beim Dorfpfaffen findet er zunĂ€chst Obdach und lernt Lesen und Schreiben, stĂ€ndig jedoch sprĂŒht ihm der Hass und die Abneigung der ĂŒbrigen Dorfgemeinschaft entgegen. Als schließlich auch noch die Tochter des Schmieds, die ihn als einzige nicht wie einen AussĂ€tzigen behandelt, der Hurerei angeklagt wird, verlĂ€sst Nicklas das Dorf und zieht in die Stadt, fest entschlossen, den Burgherren fĂŒr den Tod seiner Eltern zur Rechenschaft zu ziehen. Um ein paar GeldstĂŒcke in der Tasche zu haben verdingt sich Nicklas zunĂ€chst als Arbeiter und findet so nicht nur Freunde, sondern dank seiner erworbenen FĂ€higkeiten schließlich auch eine Gelegenheit, die ihn nicht nur seinem verhassten Feind nahe bringt, sondern auch seiner heimlichen Liebe. Elsa Schöners historischer Roman “Der Hexensohn” erzĂ€hlt nicht nur die Geschichte von Nicklas, dem Hexensohn, sondern parallel auch die von Herrad, der Tochter des Schmieds. WĂ€hrend der eine in seiner Stellung aufsteigt, muss die andere die schlimmste Entehrung fĂŒr sich selbst und ihre Familie hinnehmen. Wieder und wieder kreuzen sich die Wege der beiden, bis sie schließlich bei niemand geringerem als Nicklas Ă€rgstem Feind - Burgherr Ritter Philipp von Hanstein - zusammenlaufen. Dessen Geschichte bildet den dritten Handlungsstrang, den Elsa Schöner herausarbeitet. Der Roman beginnt 1495, an dem Tag, an dem Nicklas Mutter verbrannt wird, im Dorf Brettenbach, wo Nicklas und Herrad aufwachsen, und endet acht Jahre spĂ€ter in der Stadt Hanstein. Schöner nimmt sich genug Zeit, die Person und das Schicksal ihrer Protagonisten auszumalen: Den Hass Nicklas’ auf Philipp von Hanstein, der dem tĂ€glichen Kampf um das Nötigste weichen muss und den sich Nicklas wieder und wieder ins GedĂ€chtnis rufen muss, um sein Ziel nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Den Stolz Herrads, die sich trotz aller DemĂŒtigung aufrafft und ihren Weg voller Ehrgeiz und TĂŒchtigkeit meistert und erst so in den Augen des Lesers zu einer vollendeten Schönheit wird - von Nicklas zu Recht begehrt. Und schließlich die Verbissenheit des Ritters, der mit Pater Eberhard einen VerbĂŒndeten im Glauben und im Kampf gegen die Zauberischen gefunden hat, und diesem schließlich ein grausames Geheimnis beichtet, das von Hansteins Motivation um so deutlicher macht. Mit acht Jahren Geschichte auf 491 Seiten könnte Schöner von einem Höhepunkt zum nĂ€chsten springen, doch die Autorin nimmt sich Zeit, auch das alltĂ€gliche Leben und MĂŒhen im Mittelalter zu schildern. Die ErzĂ€hlung verliert dadurch keinesfalls an AttraktivitĂ€t - im Gegenteil, sie gewinnt nur an AuthenzitĂ€t und fesselt um so mehr. Die spannenderen Kapitel sind dementsprechend keinesfalls reißerisch oder gar ĂŒbertrieben formuliert. Schöner verzichtet auf all zu bildhafte Darstellungen der Grausamkeiten, nicht allerdings ohne nicht die Not und Verzweifelung der Betroffenen, die GleichgĂŒltigkeit der AusfĂŒhrenden und die Verbissenheit der Inquisitoren deutlich zu machen. Wer “Der Hexensohn” liest, wird das Buch also weniger vor Spannung nicht mehr aus der Hand legen wollen, sondern viel mehr, weil er in eine ĂŒberzeugende Welt des Mittelalters eintauchen und an einer Geschichte teilhaben kann, die nie langweilig wird. Schöners flĂŒssiger und konsistenter Schreibstil trĂ€gt sein ĂŒbriges dazu bei. Wer auf eine Romanze hofft, wird enttĂ€uscht, denn die AnnĂ€herungen zwischen Herrad und Nicklas werden sachlich und wenig intensiv beschrieben. Auch das tut dem Lesespaß aber keinen Abbruch. Alles in allem ist “Der Hexensohn” kein herausragender Vertreter des Genres, aber dennoch ein absolut lesenswertes, kurzweiliges Buch, das den Leser mit einem interessanten Einblick in das Leben (und Sterben) im Mittelalter belohnt. Da es sich um den ersten Roman von Elsa Schöner handelt, bleibt zu hoffen, dass in einem Folgeroman noch ein paar mehr Akzente gesetzt werden, die ein gutes Buch zu einem sehr guten Buch machen. Die Geschichte lĂ€dt jedenfalls zu einer Fortsetzung ein. Dem Buch zwar fehlen Informationen darĂŒber, wie weit sich Schöner an die historischen Gegebenheiten gehalten hat; das Adelsgeschlecht von Hanstein samt Burg sowie das angrenzende Dorf Brettenbach sind jedoch historisch belegt.

Nicklas, Sohn einer Hebamme und eines Tagelöhners, verliert seine Eltern an den Hexenwahn, der im Odenwald zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts die Scheiterhaufen lodern lĂ€sst. Beim Dorfpfaffen findet er zunĂ€chst Obdach und lernt Lesen und Schreiben, stĂ€ndig jedoch sprĂŒht ihm der Hass und die Abneigung der ĂŒbrigen Dorfgemeinschaft entgegen. Als schließlich auch noch die Tochter des Schmieds, die ihn als einzige nicht wie einen AussĂ€tzigen behandelt, der Hurerei angeklagt wird, verlĂ€sst Nicklas das Dorf und zieht in die Stadt, fest entschlossen, den Burgherren fĂŒr den Tod seiner Eltern zur Rechenschaft zu ziehen. Um ein paar GeldstĂŒcke in der Tasche zu haben verdingt sich Nicklas zunĂ€chst als Arbeiter und findet so nicht nur Freunde, sondern dank seiner erworbenen FĂ€higkeiten schließlich auch eine Gelegenheit, die ihn nicht nur seinem verhassten Feind nahe bringt, sondern auch seiner heimlichen Liebe.

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31.03.2006

Elsa Schöners historischer Roman “Der Hexensohn” erzĂ€hlt nicht nur die Geschichte von Nicklas, dem Hexensohn, sondern parallel auch die von Herrad, der Tochter des Schmieds. WĂ€hrend der eine in seiner Stellung aufsteigt, muss die andere die schlimmste Entehrung fĂŒr sich selbst und ihre Familie hinnehmen. Wieder und wieder kreuzen sich die Wege der beiden, bis sie schließlich bei niemand geringerem als Nicklas Ă€rgstem Feind - Burgherr Ritter Philipp von Hanstein - zusammenlaufen. Dessen Geschichte bildet den dritten Handlungsstrang, den Elsa Schöner herausarbeitet.

Der Roman beginnt 1495, an dem Tag, an dem Nicklas Mutter verbrannt wird, im Dorf Brettenbach, wo Nicklas und Herrad aufwachsen, und endet acht Jahre spĂ€ter in der Stadt Hanstein. Schöner nimmt sich genug Zeit, die Person und das Schicksal ihrer Protagonisten auszumalen: Den Hass Nicklas’ auf Philipp von Hanstein, der dem tĂ€glichen Kampf um das Nötigste weichen muss und den sich Nicklas wieder und wieder ins GedĂ€chtnis rufen muss, um sein Ziel nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Den Stolz Herrads, die sich trotz aller DemĂŒtigung aufrafft und ihren Weg voller Ehrgeiz und TĂŒchtigkeit meistert und erst so in den Augen des Lesers zu einer vollendeten Schönheit wird - von Nicklas zu Recht begehrt. Und schließlich die Verbissenheit des Ritters, der mit Pater Eberhard einen VerbĂŒndeten im Glauben und im Kampf gegen die Zauberischen gefunden hat, und diesem schließlich ein grausames Geheimnis beichtet, das von Hansteins Motivation um so deutlicher macht.

Mit acht Jahren Geschichte auf 491 Seiten könnte Schöner von einem Höhepunkt zum nĂ€chsten springen, doch die Autorin nimmt sich Zeit, auch das alltĂ€gliche Leben und MĂŒhen im Mittelalter zu schildern. Die ErzĂ€hlung verliert dadurch keinesfalls an AttraktivitĂ€t - im Gegenteil, sie gewinnt nur an AuthenzitĂ€t und fesselt um so mehr. Die spannenderen Kapitel sind dementsprechend keinesfalls reißerisch oder gar ĂŒbertrieben formuliert. Schöner verzichtet auf all zu bildhafte Darstellungen der Grausamkeiten, nicht allerdings ohne nicht die Not und Verzweifelung der Betroffenen, die GleichgĂŒltigkeit der AusfĂŒhrenden und die Verbissenheit der Inquisitoren deutlich zu machen. Wer “Der Hexensohn” liest, wird das Buch also weniger vor Spannung nicht mehr aus der Hand legen wollen, sondern viel mehr, weil er in eine ĂŒberzeugende Welt des Mittelalters eintauchen und an einer Geschichte teilhaben kann, die nie langweilig wird. Schöners flĂŒssiger und konsistenter Schreibstil trĂ€gt sein ĂŒbriges dazu bei. Wer auf eine Romanze hofft, wird enttĂ€uscht, denn die AnnĂ€herungen zwischen Herrad und Nicklas werden sachlich und wenig intensiv beschrieben. Auch das tut dem Lesespaß aber keinen Abbruch.

Alles in allem ist “Der Hexensohn” kein herausragender Vertreter des Genres, aber dennoch ein absolut lesenswertes, kurzweiliges Buch, das den Leser mit einem interessanten Einblick in das Leben (und Sterben) im Mittelalter belohnt. Da es sich um den ersten Roman von Elsa Schöner handelt, bleibt zu hoffen, dass in einem Folgeroman noch ein paar mehr Akzente gesetzt werden, die ein gutes Buch zu einem sehr guten Buch machen. Die Geschichte lĂ€dt jedenfalls zu einer Fortsetzung ein.

Dem Buch zwar fehlen Informationen darĂŒber, wie weit sich Schöner an die historischen Gegebenheiten gehalten hat; das Adelsgeschlecht von Hanstein samt Burg sowie das angrenzende Dorf Brettenbach sind jedoch historisch belegt.

geschrieben am 22.10.2007 | 645 Wörter | 3781 Zeichen

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