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Die Physiker (Diogenes Hörbuch)


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Die Physiker (Diogenes Hörbuch) Ein weiterer Klassiker von Friedrich Dürrenmatt ist in diesem Jahr als Audio CD auf den Markt gekommen: Die Physiker. Als Komödie überschrieben ist es doch so viel mehr: ein Lehrstück sondergleichen über gleich mehrere Problemkreise auf der Meta-Ebene: den Dialog zwischen Freiheit und Gefangenschaft, das Dilemma aus Täuschung und Gegentäuschung, die Verantwortung der Wissenschaft für die Welt und umgekehrt, um nur einige zu nennen. Auch ohne Zuhilfenahme der allseits bekannten Interpretations- und Lektürehilfen, die es zu diesem eigentlich selbsterklärenden Stück gibt, ist die rein auditive Aufnahme dieses Texts ein echter Genuss, aber auch eine Herausforderung für den Geist. Denn im Gegensatz zum gedruckten Buch, bei welchem man sich so manchen Satz noch einmal auf der Zunge zergehen lassen oder im Gehirn ein paar Extrawindungen drehen lassen kann, muss man hier das Gesagte sofort verarbeiten und auf sich wirken lassen, es gleichzeitig in den Kontext des bisher Gesagten stellen und noch dazu ist es unvermeidbar, dass man anhand der markanten Stimmen der Produktion des SRF aus dem Jahr 1963 die Figuren im Kopf lebendig werden lässt. Das Hörvergnügen an sich ist relativ kurz, gerade einmal zwei CDs umfasst die Aufführung, was gerade 100 Minuten ergibt. Dennoch ist die Dichte der Handlung im Vergleich zum Buch noch einmal erhöht, was natürlich die angelegten Konflikte bisweilen auf die Spitze treibt. Die Handlung ist weltbekannt und soll nur kurz zusammengefasst werden. In einer so genannten Heilanstalt, faktisch einem Heim für psychisch Kranke, befinden sich drei Physiker: Möbius, Newton und Einstein. Möbius ist der echte, behauptet aber, ihm erscheine der König Salomon. Newton und Einstein hingegen behaupten zunächst von sich, diejenigen welchen zu sein, aber der jeweils andere sei verrückt. Nun trifft es sich – wie sich später herausstellt gar nicht so zufällig, dass drei Krankenpflegerinnen sich in jeweils einen der Herren verlieben und dann von diesem erdrosselt werden. Nur so kann das Geheimnis der drei verborgen bleiben – meinen sie. Doch in Wahrheit ist die Heimleiterin den Scharaden der drei längst auf die Schliche gekommen, eignet sich Möbius‘ geniale Ideen an und lässt die drei am Ende tatsächlich einsperren, um aus dem geraubten Wissen Profit zu schlagen – als einzig wahre Irre in dem Reigen. Die drei Physiker jedoch haben ohne es zu wollen nunmehr die Unfreiheit gewählt: entweder als scheinbar Verrückte oder als gesunde Mörder. Regelrecht unwohl fühlt man sich als Hörer dann, wenn Möbius und die beiden anderen Herren, ihres Zeichens echte Physiker im Dienste der jeweiligen Geheimdienste ihrer Heimatländer, sich darüber unterhalten, dass man doch den Wissenschaftlern, vor allem den Physikern die wesentliche Macht über das Dasein in die Hände legen müsste, dass aber die Zwänge der Real- und vor allem der Verteidigungspolitik dem enge Grenzen setzen. Denn die heutige Debatte um die Vorherrschaft der Techies und Internetkonzerne ähnelt dieser Gemengelage nur zu sehr. Auch hier beweist Dürrenmatt wieder – ungewollt – wie zeitlos er Konflikte aufgreifen und pointieren konnte. Grandios, damals wie heute. Insofern: eine klare Empfehlung für Dürrenmatt-Fans und alle, die es noch werden wollen.

Ein weiterer Klassiker von Friedrich Dürrenmatt ist in diesem Jahr als Audio CD auf den Markt gekommen: Die Physiker. Als Komödie überschrieben ist es doch so viel mehr: ein Lehrstück sondergleichen über gleich mehrere Problemkreise auf der Meta-Ebene: den Dialog zwischen Freiheit und Gefangenschaft, das Dilemma aus Täuschung und Gegentäuschung, die Verantwortung der Wissenschaft für die Welt und umgekehrt, um nur einige zu nennen. Auch ohne Zuhilfenahme der allseits bekannten Interpretations- und Lektürehilfen, die es zu diesem eigentlich selbsterklärenden Stück gibt, ist die rein auditive Aufnahme dieses Texts ein echter Genuss, aber auch eine Herausforderung für den Geist. Denn im Gegensatz zum gedruckten Buch, bei welchem man sich so manchen Satz noch einmal auf der Zunge zergehen lassen oder im Gehirn ein paar Extrawindungen drehen lassen kann, muss man hier das Gesagte sofort verarbeiten und auf sich wirken lassen, es gleichzeitig in den Kontext des bisher Gesagten stellen und noch dazu ist es unvermeidbar, dass man anhand der markanten Stimmen der Produktion des SRF aus dem Jahr 1963 die Figuren im Kopf lebendig werden lässt.

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Das Hörvergnügen an sich ist relativ kurz, gerade einmal zwei CDs umfasst die Aufführung, was gerade 100 Minuten ergibt. Dennoch ist die Dichte der Handlung im Vergleich zum Buch noch einmal erhöht, was natürlich die angelegten Konflikte bisweilen auf die Spitze treibt.

Die Handlung ist weltbekannt und soll nur kurz zusammengefasst werden. In einer so genannten Heilanstalt, faktisch einem Heim für psychisch Kranke, befinden sich drei Physiker: Möbius, Newton und Einstein. Möbius ist der echte, behauptet aber, ihm erscheine der König Salomon. Newton und Einstein hingegen behaupten zunächst von sich, diejenigen welchen zu sein, aber der jeweils andere sei verrückt. Nun trifft es sich – wie sich später herausstellt gar nicht so zufällig, dass drei Krankenpflegerinnen sich in jeweils einen der Herren verlieben und dann von diesem erdrosselt werden. Nur so kann das Geheimnis der drei verborgen bleiben – meinen sie. Doch in Wahrheit ist die Heimleiterin den Scharaden der drei längst auf die Schliche gekommen, eignet sich Möbius‘ geniale Ideen an und lässt die drei am Ende tatsächlich einsperren, um aus dem geraubten Wissen Profit zu schlagen – als einzig wahre Irre in dem Reigen. Die drei Physiker jedoch haben ohne es zu wollen nunmehr die Unfreiheit gewählt: entweder als scheinbar Verrückte oder als gesunde Mörder.

Regelrecht unwohl fühlt man sich als Hörer dann, wenn Möbius und die beiden anderen Herren, ihres Zeichens echte Physiker im Dienste der jeweiligen Geheimdienste ihrer Heimatländer, sich darüber unterhalten, dass man doch den Wissenschaftlern, vor allem den Physikern die wesentliche Macht über das Dasein in die Hände legen müsste, dass aber die Zwänge der Real- und vor allem der Verteidigungspolitik dem enge Grenzen setzen. Denn die heutige Debatte um die Vorherrschaft der Techies und Internetkonzerne ähnelt dieser Gemengelage nur zu sehr. Auch hier beweist Dürrenmatt wieder – ungewollt – wie zeitlos er Konflikte aufgreifen und pointieren konnte. Grandios, damals wie heute. Insofern: eine klare Empfehlung für Dürrenmatt-Fans und alle, die es noch werden wollen.

geschrieben am 10.12.2015 | 496 Wörter | 2759 Zeichen

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