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Der Besuch der alten Dame: Eine tragische Komödie (Diogenes Hörbuch)


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Der Besuch der alten Dame: Eine tragische Komödie (Diogenes Hörbuch) Es ist, dies muss man eingangs einräumen, wenig Negatives zu erwarten, wenn ich ein Werk von Dürrenmatt besprechen darf, da seine Werke meiner Ansicht nach mit zum Besten gehören, was an deutschsprachiger Literatur im 20. Jahrhundert geschaffen wurde. Sein Blick für die kleinen und großen menschlichen Abgründe und das diffizile Zusammenspiel der Menschen innerhalb der von ihnen gewählten und gestalteten Gesellschaft ist einzigartig. Seine Texte sind in jeder Art der künstlerischen Darbietung, sei es als Lektüre, Hörspiel, Theateraufführung, Verfilmung oder gar Musical eine Bereicherung für den jeweiligen Konsumenten. Diese Vielfalt der inzwischen vorhandenen Darbietungen, speziell zum Besuch der alten Dame, spiegeln auch Dürrenmatts variantenreiche Talente selbst wieder. Er agierte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler, wurde aber maßgeblich bekannt mit seinen Kriminalromanen, Erzählungen und Komödien. Der Besuch der alten Dame nun wird als „tragische Komödie“ umschrieben und umreißt damit schön das Spannungsfeld der Emotionen, die den Leser bzw. Zuhörer erwarten. Der Inhalt der Geschichte ist altbekannt: die im Dörfchen Güllen geborene und in Unehre von dort geflohene Claire Zachanassian kehrt Jahrzehnte später als alte, aber steinreiche Frau an den Ort ihrer Jugend zurück. Die inzwischen in Armut darbende Bevölkerung erhofft sich von diesem Besuch eine finanzielle Rettung der Gemeinde. Tatsächlich ist Claire auch bereit, sich mit insgesamt einer Milliarde gegenüber Gemeinde und Bewohnern erkenntlich zu zeigen – doch sie stellt eine Bedingung: sie will „Gerechtigkeit“. Damit sind die Bewohner zunächst überfordert, doch schnell wird klar: die alte Dame kommt nicht als Retterin, sondern als Rächerin in eigener Sache. Sie wurde von ihrer Jugendliebe Alfred Ill damals geschwängert, der erschlich sich mit falschen Zeugen ein ebenso falsches Urteil im Vaterschaftsprozess und so musste Claire schwanger von dannen ziehen und sich fortan unehrenhaft verdingen. Dieses Verhalten soll Ill nun mit dem Leben zahlen, vorher gäbe es kein Geld. Zuerst wird das Angebot unter dem Gebot der Menschlichkeit entrüstet abgelehnt, aber nach und nach sickert das böse Gift des Wohlstands in die Köpfe der Güllener, die letzten Endes feststellen müssen, dass die alte Dame selbst für ihr Darben verantwortlich war. Es kommt das Unausweichliche, über Ill wird das Gemeindegericht abgehalten, öffentlichkeitswirksam, und das Urteil vollstreckt. Die nun vorliegende Audio CD ist eine Aufnahme aus dem Jahr 1957, eine Originalproduktion des bayerischen Rundfunks. Es ist ganz wunderbar anzuhören, wie die Sprachgewalt Dürrenmatts in den hervorragend besetzten Stimmen ihre ganze Wucht entfaltet. Wie Claire herauspoltert, dass man mit ihrem Geld nicht weniger als die Weltordnung erstrebe. Wie das schleimerische Umgarnen der Güllener in blankes Entsetzen über den Vorschlag umschlägt. Wie der allgegenwärtige Wunsch, einer, jedenfalls ein anderer möge den Ill schon erledigen, durch die Sprecher transportiert wird. Es ist, trotz der relativen Kürze von gerade einmal 2 CDs ein echter, spannender Genuss. Gerade auch, weil in diesem Stück so viele menschliche, tragische Probleme angelegt sind, die man auch anderenorts wiederfindet: das sich Arrangieren mit einer Situation zum Nachteil eines anderen, die Verlogenheit zum Preis des Wohlstands, die korrumpierende Macht des Geldes, das sind so allgegenwärtige Themen, dass man bisweilen erstaunt ist, wie frühzeitig und klar Dürrenmatt all das in seinen Texten verewigt hat. Klare Empfehlung für diese Audio CD.

Es ist, dies muss man eingangs einräumen, wenig Negatives zu erwarten, wenn ich ein Werk von Dürrenmatt besprechen darf, da seine Werke meiner Ansicht nach mit zum Besten gehören, was an deutschsprachiger Literatur im 20. Jahrhundert geschaffen wurde. Sein Blick für die kleinen und großen menschlichen Abgründe und das diffizile Zusammenspiel der Menschen innerhalb der von ihnen gewählten und gestalteten Gesellschaft ist einzigartig. Seine Texte sind in jeder Art der künstlerischen Darbietung, sei es als Lektüre, Hörspiel, Theateraufführung, Verfilmung oder gar Musical eine Bereicherung für den jeweiligen Konsumenten. Diese Vielfalt der inzwischen vorhandenen Darbietungen, speziell zum Besuch der alten Dame, spiegeln auch Dürrenmatts variantenreiche Talente selbst wieder. Er agierte als Dramatiker, Erzähler, Essayist, Zeichner und Maler, wurde aber maßgeblich bekannt mit seinen Kriminalromanen, Erzählungen und Komödien. Der Besuch der alten Dame nun wird als „tragische Komödie“ umschrieben und umreißt damit schön das Spannungsfeld der Emotionen, die den Leser bzw. Zuhörer erwarten.

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Der Inhalt der Geschichte ist altbekannt: die im Dörfchen Güllen geborene und in Unehre von dort geflohene Claire Zachanassian kehrt Jahrzehnte später als alte, aber steinreiche Frau an den Ort ihrer Jugend zurück. Die inzwischen in Armut darbende Bevölkerung erhofft sich von diesem Besuch eine finanzielle Rettung der Gemeinde. Tatsächlich ist Claire auch bereit, sich mit insgesamt einer Milliarde gegenüber Gemeinde und Bewohnern erkenntlich zu zeigen – doch sie stellt eine Bedingung: sie will „Gerechtigkeit“. Damit sind die Bewohner zunächst überfordert, doch schnell wird klar: die alte Dame kommt nicht als Retterin, sondern als Rächerin in eigener Sache. Sie wurde von ihrer Jugendliebe Alfred Ill damals geschwängert, der erschlich sich mit falschen Zeugen ein ebenso falsches Urteil im Vaterschaftsprozess und so musste Claire schwanger von dannen ziehen und sich fortan unehrenhaft verdingen. Dieses Verhalten soll Ill nun mit dem Leben zahlen, vorher gäbe es kein Geld. Zuerst wird das Angebot unter dem Gebot der Menschlichkeit entrüstet abgelehnt, aber nach und nach sickert das böse Gift des Wohlstands in die Köpfe der Güllener, die letzten Endes feststellen müssen, dass die alte Dame selbst für ihr Darben verantwortlich war. Es kommt das Unausweichliche, über Ill wird das Gemeindegericht abgehalten, öffentlichkeitswirksam, und das Urteil vollstreckt.

Die nun vorliegende Audio CD ist eine Aufnahme aus dem Jahr 1957, eine Originalproduktion des bayerischen Rundfunks. Es ist ganz wunderbar anzuhören, wie die Sprachgewalt Dürrenmatts in den hervorragend besetzten Stimmen ihre ganze Wucht entfaltet. Wie Claire herauspoltert, dass man mit ihrem Geld nicht weniger als die Weltordnung erstrebe. Wie das schleimerische Umgarnen der Güllener in blankes Entsetzen über den Vorschlag umschlägt. Wie der allgegenwärtige Wunsch, einer, jedenfalls ein anderer möge den Ill schon erledigen, durch die Sprecher transportiert wird. Es ist, trotz der relativen Kürze von gerade einmal 2 CDs ein echter, spannender Genuss. Gerade auch, weil in diesem Stück so viele menschliche, tragische Probleme angelegt sind, die man auch anderenorts wiederfindet: das sich Arrangieren mit einer Situation zum Nachteil eines anderen, die Verlogenheit zum Preis des Wohlstands, die korrumpierende Macht des Geldes, das sind so allgegenwärtige Themen, dass man bisweilen erstaunt ist, wie frühzeitig und klar Dürrenmatt all das in seinen Texten verewigt hat. Klare Empfehlung für diese Audio CD.

geschrieben am 04.12.2015 | 515 Wörter | 3074 Zeichen

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