ISBN | 3936480796 | |
Buchreihe | Andrax | |
Autoren | Jordi Bernet , Peter Wiechmann | |
Verlag | Cross Cult | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 167 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
Mit dem vorliegenden, fĂŒnf Storys in deutscher Erstveröffentlichung umfassenden Band findet die Reise des Helden aus goldenen Primo- und Zack-Zeiten durch seine postapokalyptische Endzeit-Welt vorerst ihr Ende, wobei Alexandra Kauka in ihrem Vorwort zu dem Comic eine Fortsetzung der Reihe nicht ausschlieĂt.
Stahlkugel
(Story: Ludwig Fischer, Peter Wiechmann)
Andrax und Holernes bruchlanden mit einem gekaperten Jet vor einer seltsamen Stadt, Cub-Ville. Bevor sie diese jedoch betreten können, treffen sie den Maler Van Gogh, der gerade dabei ist, die BrĂŒcke von Arles auf Leinwand zu bannen und der den beiden von den erbĂ€rmlichen ZustĂ€nden innerhalb der Mauern erzĂ€hlt. Kurz darauf können sich Andrax und sein Freund davon selbst ein Bild machen, geraten sie doch fast zwangslĂ€ufig in die HĂ€nde eines Tyrannen, der alles Kubische zum Symbol seiner Religion und alles Kugelförmige zum Unaussprechlichen bzw. Undarstellbaren erklĂ€rt hat. Diese Diktatur schreit geradezu nach Revolution und selbst Van Gogh darf beweisen, dass er mehr als nur Pinsel schwingen kann.
TotentÀnze
(Story: Miguel CussĂł)
Die zwei Reisenden bekommen es mit geflĂŒgelten Menschenfressern und einem unmoralischen Professor zu tun, der aus Leichen ein Wesen gebastelt hat, welches er nun zwingt, den Vorrat an Toten bestĂ€ndig aufzustocken.
Zonen des Grauens
(Story: Miguel CussĂł)
Erneut geraten die beiden Helden in der NĂ€he einer toten Stadt mit den barbarischen Ăberlebenden einer Atomexplosion aneinander, die die Freunde ihrem cthuloiden Götzen opfern wollen.
Off Limits
(Story: Miguel CussĂł)
Andrax und Holernes mĂŒssen sich diesmal mit Menschen rumschlagen, die das Geheimnis der Handfeuerwaffen zumindest teilweise entschlĂŒsselt haben, sowie einem Wissenschaftler, der in der Lage ist, monströse Pflanzenwesen zu kontrollieren.
Circus Maximus
(Story: Peter Wiechmann)
Das letzte Abenteuer fĂŒhrt die beiden KĂ€mpfer in eine Welt, in der der Wilde Westen real geworden zu sein scheint. Bevor sie jedoch solchen GröĂen wie Davy Crockett oder Sitting Bull begegnen und sich in El Alamo der Ăbermacht eines mexikanischen Heeres entgegenstellen dĂŒrfen, mĂŒssen sie sich zunĂ€chst passende Kleidung suchen, denn Fell und Lendenschurz sind auch im Wilden Westen etwas fĂŒr Wilde. Die Reise durch diese Epoche könnte eine entspannend spannende Angelegenheit sein, wĂŒrde Andrax und Holernes nicht der Tod selbst auf den Fersen sein.
Zu der Zeit, als Andrax in Deutschland seine erste Veröffentlichung erlebte â in den 70'er Jahren des letzten Jahrhunderts -, galt meine (fast) uneingeschrĂ€nkte Aufmerksamkeit amerikanischen Superhelden-Comics von Daredevil bis Superman, von Batman bis X-Men .. und SchwarzweiĂ ging sowieso gar nicht. Das ist insofern ein Vorteil, als dass heute keine nostalgische verklĂ€renden Erinnerungen mein geschultes Auge trĂŒben und meinen scharfen Verstand mit idealisierten Bildern einlullen, so dass ich einen relativ unvoreingenommenen Standpunkt einzunehmen in der Lage bin ... wage ich zu behaupten.
Und aus dieser meiner Perspektive ist Andrax nicht mehr und nicht weniger als ein zeitloser RiesenspaĂ!
NatĂŒrlich kann man ĂŒber das Tradepaperback sinnierend auch zu gewichtigen Erkenntnissen kommen wie etwa der grundsĂ€tzlich pessimistischen und zivilisationskritischen AttitĂŒde vieler Geschichten, der zynischen, Menschen verachtenden Grundhaltung des Helden, der die Welt kurzer Hand in Freund und Feind einteilt und nicht eine Sekunde zögert, Feinde um die Ecke zu bringen; doch das alles ist bedeutungslos angesichts der Chuzpe, mit der der Autor (respektive die Autoren) hemmungslos Motive der Weltliteratur sowie des Kinos â bspw. Shelleys âFrankensteinâ oder Crichtons âWestworldâ - zitiert, ihnen in geradezu aberwitzigen Storys neues Leben einhaucht und Trash bzw. Pulp quasi zur Methode ergebt.
Doch nicht nur inhaltlich bieten die Geschichten Anlass zur kindlicher Freude, das eigentliche Highlight sind die Texte Peter Wiechmanns. In den knapp gehaltenen, distanziert wirkenden Dialogen schwingen ein ums andere Mal so viel Ironie, Sarkasmus und/oder lakonischer Humor mit, dass das Lesen zu einer Ă€uĂerst kurzweiligen Angelegenheit wird.
Zum Artwork Jordi Bernets braucht man nicht viel sagen: mit routiniertem, leichtem und dynamischem Strich setzt er die Geschichten lebendig in Szene, ohne beim Leser allerdings ein groĂes Wow-Erlebnis auszulösen.
Dem gegenĂŒber hat es der redaktionelle Teil des Tradepaperbacks diesmal in sich, bietet er doch von Peter Wiechmann kommentierte AuszĂŒge aus einer noch nicht autorisierten 12-seitigen Abschlussgeschichte ĂŒber den Zeitenwanderer, welche Jordi Bernet und Antonio Segura 1989 anlĂ€sslich des Comic-Festivals in Barcelona gemeinsam schufen.
Fazit: Aberwitzige Geschichten voller Pulp-Charme und amĂŒsante Dialoge machen diesen Abschlussband der Andrax-Reihe zu einer Empfehlung fĂŒr jene Leser, denen Farbe noch nicht die Wahrnehmung getrĂŒbt hat.
geschrieben am 23.03.2009 | 690 Wörter | 4276 Zeichen
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