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Sokrates für Manager


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Rezension von

Lesefreund

Sokrates für Manager Mit der Figur des Sokrates verbinden die einen den stets gesprächsbereiten und mitunter etwas anstrengenden Dialogpartner, der im fünften Jahrhundert vor Christus über die öffentlichen Plätze seiner Heimatstadt Athen wanderte, um im Austausch mit anderen nach Wissen und Erkenntnissen zu forschen. Die anderen sehen in ihm vor allem einen vorlauten Querulanten und Nörgler, der es nicht verstand, sich in die Verhältnisse seiner Zeit zu fügen. Beide Seiten werden mit ihrer jeweiligen Ansicht wohl auch in Zukunft etwas Recht behalten. In seinem neuen Buch sucht Andreas Drosdek die Ansichten und Methoden des Sokrates für unsere Zeit – und speziell für den Bereich des Managements – fruchtbar zu machen. So lautet der Untertitel des kleinen Bandes denn auch: 'Eine Begegnung mit zeitloser Weisheit'. Inwiefern Sokrates über seine eigene Zeit hinauszuschauen vermochte, mag dahingestellt bleiben. Platon, sein wichtigster Gewährsmann und Schüler, vertrat jedenfalls die Ansicht, dass der Philosoph gleichsam über die Zeit hinaus – durch alle Zeit hindurch – schauen sollte, um für seine Einsichten und Erkenntnisse eine umfassende Bewertungsgrundlage zurate ziehen zu können. Ob es jemals einem Denker gelang, diesen Grad der Abstraktion zu erreichen, bleibt ungewiss, wenn nicht gar zweifelhaft. Und gerade im Falle Sokrates muss betont werden, dass er gemeinhin als derjenige gilt, der die Philosophie vom Himmel auf die Erde herab geholt habe, das heißt, der die Denkmodelle und Untersuchungsmethoden seiner Vorgänger – der Vorsokratiker bzw. Naturphilosophen – für den Bereich des Menschlichen fruchtbar gemacht hat. Insofern ist Sokrates ein zutiefst menschen- und zeitnaher Philosoph. Andreas Drosdek schildert dem Leser die Figur des Sokrates von den unterschiedlichsten Seiten – eben so, wie Platon sie in seinen Dialogen auftreten ließ und ihr dadurch Gestalt gab. Das Fragen des Sokrates nach höheren Begriffen und Werten dient dem Autor dabei als Vorlage für eine Übertragung auf den Bereich des Managements. An welchen Leitsätzen kann sich der Manager beispielsweise orientieren, wenn es kein allgemein verbindliches Deutungsmuster mehr gibt bzw. geben kann? Welche Grundsätze lassen sich immer wieder vertreten ohne den notwendigerweise hochflexiblen Entscheidungsspielraum des Managers zu sehr einzuengen? Kann es solche Grundsätze heutzutage überhaupt noch geben? Oder ist nicht vielmehr ein 'trial and error'-Verfahren geboten? Drosdek zeigt, dass sich gewisse Grundsätze zumindest aufstellen lassen und veranschaulicht mit seiner Beschreibung des Sokratischen Philosophierens auch das beständig einsetzende Hinterfragen, welches im Management – wie in der Philosophie – zum Alltag gehört. Mit dem Sokrates häufig zugeschriebenen Ausspruch „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ geht Drosdek der Spur des Nicht-Wissens bzw. des Nicht-Wissen-Könnens nach. Bei genauerer Betrachtung führt diese nicht nur in die Philosophie hinein, sondern eben auch mitten ins Leben – und so auch ins Management. „Gegen Bescheidwissen“ hatte man sich auch im 20. Jahrhundert ausgesprochen, doch gilt es gemeinhin als Schwäche, wenn man nach außen nicht glaubhaft vertreten kann, einen Sachverhalt bis ins Letzte beurteilen zu können, obwohl man sich doch eigentlich in seinem Spezialgebiet bewegt. Das Zweifeln wird nicht als Stärke angesehen. Dies gilt besonders im Bereich der Unternehmensführung bzw. des Managements. Problematisch wird es eben nur, wenn der Anspruch auf Bescheidwissen und die Realität mit ihren Unvorhersehbarkeiten aufeinander treffen und dadurch ein wirtschaftlicher Schaden entsteht, weil Entscheidungsprozesse aufgrund von vermeintlichem Bescheid-Wissen zu stark entdynamisiert wurden. Mit der vorsichtigen Haltung des Sokrates soll der Leser respektive Manager nun nicht an einen Abgrund des Nichtwissens geführt werden. Er soll jedoch in puncto Sicherheit zumindest ein wenig verunsichert werden, damit er zukünftig die Möglichkeiten und Risiken einer Situation besser – und das heißt vor allem: zurückhaltender – beurteilen lernt. Abschließend bleibt zu sagen, dass Drosdeks Ansatz einer Gewinnung des Managements und der Unternehmen für die Philosophie absolut zu begrüßen ist. Mit seinen in den Gesamttext hin und wieder eingestreuten Aussprüchen des Sokrates aus Platons Dialogen – die der Diktion nach wohl einer nicht mehr ganz so aktuellen Übersetzung entstammen – gelingt es dem Autor, den Leser zum Denken gleichsam anzuregen, wenn nicht gar zum gezielten Zweifel herauszufordern.

Mit der Figur des Sokrates verbinden die einen den stets gesprächsbereiten und mitunter etwas anstrengenden Dialogpartner, der im fünften Jahrhundert vor Christus über die öffentlichen Plätze seiner Heimatstadt Athen wanderte, um im Austausch mit anderen nach Wissen und Erkenntnissen zu forschen. Die anderen sehen in ihm vor allem einen vorlauten Querulanten und Nörgler, der es nicht verstand, sich in die Verhältnisse seiner Zeit zu fügen. Beide Seiten werden mit ihrer jeweiligen Ansicht wohl auch in Zukunft etwas Recht behalten.

In seinem neuen Buch sucht Andreas Drosdek die Ansichten und Methoden des Sokrates für unsere Zeit – und speziell für den Bereich des Managements – fruchtbar zu machen. So lautet der Untertitel des kleinen Bandes denn auch: 'Eine Begegnung mit zeitloser Weisheit'. Inwiefern Sokrates über seine eigene Zeit hinauszuschauen vermochte, mag dahingestellt bleiben. Platon, sein wichtigster Gewährsmann und Schüler, vertrat jedenfalls die Ansicht, dass der Philosoph gleichsam über die Zeit hinaus – durch alle Zeit hindurch – schauen sollte, um für seine Einsichten und Erkenntnisse eine umfassende Bewertungsgrundlage zurate ziehen zu können.

Ob es jemals einem Denker gelang, diesen Grad der Abstraktion zu erreichen, bleibt ungewiss, wenn nicht gar zweifelhaft. Und gerade im Falle Sokrates muss betont werden, dass er gemeinhin als derjenige gilt, der die Philosophie vom Himmel auf die Erde herab geholt habe, das heißt, der die Denkmodelle und Untersuchungsmethoden seiner Vorgänger – der Vorsokratiker bzw. Naturphilosophen – für den Bereich des Menschlichen fruchtbar gemacht hat. Insofern ist Sokrates ein zutiefst menschen- und zeitnaher Philosoph.

Andreas Drosdek schildert dem Leser die Figur des Sokrates von den unterschiedlichsten Seiten – eben so, wie Platon sie in seinen Dialogen auftreten ließ und ihr dadurch Gestalt gab. Das Fragen des Sokrates nach höheren Begriffen und Werten dient dem Autor dabei als Vorlage für eine Übertragung auf den Bereich des Managements. An welchen Leitsätzen kann sich der Manager beispielsweise orientieren, wenn es kein allgemein verbindliches Deutungsmuster mehr gibt bzw. geben kann? Welche Grundsätze lassen sich immer wieder vertreten ohne den notwendigerweise hochflexiblen Entscheidungsspielraum des Managers zu sehr einzuengen? Kann es solche Grundsätze heutzutage überhaupt noch geben? Oder ist nicht vielmehr ein 'trial and error'-Verfahren geboten?

Drosdek zeigt, dass sich gewisse Grundsätze zumindest aufstellen lassen und veranschaulicht mit seiner Beschreibung des Sokratischen Philosophierens auch das beständig einsetzende Hinterfragen, welches im Management – wie in der Philosophie – zum Alltag gehört. Mit dem Sokrates häufig zugeschriebenen Ausspruch „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ geht Drosdek der Spur des Nicht-Wissens bzw. des Nicht-Wissen-Könnens nach. Bei genauerer Betrachtung führt diese nicht nur in die Philosophie hinein, sondern eben auch mitten ins Leben – und so auch ins Management. „Gegen Bescheidwissen“ hatte man sich auch im 20. Jahrhundert ausgesprochen, doch gilt es gemeinhin als Schwäche, wenn man nach außen nicht glaubhaft vertreten kann, einen Sachverhalt bis ins Letzte beurteilen zu können, obwohl man sich doch eigentlich in seinem Spezialgebiet bewegt. Das Zweifeln wird nicht als Stärke angesehen.

Dies gilt besonders im Bereich der Unternehmensführung bzw. des Managements. Problematisch wird es eben nur, wenn der Anspruch auf Bescheidwissen und die Realität mit ihren Unvorhersehbarkeiten aufeinander treffen und dadurch ein wirtschaftlicher Schaden entsteht, weil Entscheidungsprozesse aufgrund von vermeintlichem Bescheid-Wissen zu stark entdynamisiert wurden. Mit der vorsichtigen Haltung des Sokrates soll der Leser respektive Manager nun nicht an einen Abgrund des Nichtwissens geführt werden. Er soll jedoch in puncto Sicherheit zumindest ein wenig verunsichert werden, damit er zukünftig die Möglichkeiten und Risiken einer Situation besser – und das heißt vor allem: zurückhaltender – beurteilen lernt.

Abschließend bleibt zu sagen, dass Drosdeks Ansatz einer Gewinnung des Managements und der Unternehmen für die Philosophie absolut zu begrüßen ist. Mit seinen in den Gesamttext hin und wieder eingestreuten Aussprüchen des Sokrates aus Platons Dialogen – die der Diktion nach wohl einer nicht mehr ganz so aktuellen Übersetzung entstammen – gelingt es dem Autor, den Leser zum Denken gleichsam anzuregen, wenn nicht gar zum gezielten Zweifel herauszufordern.

geschrieben am 05.11.2007 | 642 Wörter | 3868 Zeichen

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